Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ZEW-Konjunkturerwartungen Deutschland sinken im November unerwartet
Die Einschätzung von Investoren zu den Wachstumsaussichten Deutschlands hat sich November entgegen den Erwartungen verschlechtert, was auch für die Beurteilung der aktuellen Lage gilt. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen sank auf 7,4 (Oktober: 13,1) Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen mit einem Anstieg auf 13,3 Punkte gerechnet. Der Index zur Beurteilung der Konjunkturlage ging auf minus 91,4 (minus 86,9) Punkte zurück. Ökonomen hatten einen Anstieg auf minus 84,4 Punkte erwartet.
EZB/Rehn: Handelskrieg darf Europa nicht unvorbereitet treffen
Ein Handelskrieg mit den USA darf die EU nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Olli Rehn nicht wie 2018 unvorbereitet treffen. "Ein neuer Handelskrieg ist das Letzte, was wir angesichts der heutigen geopolitischen Rivalitäten brauchen - vor allem unter Verbündeten. Sollte es zu einem Handelskrieg kommen, darf Europa nicht unvorbereitet sein, wie es 2018 der Fall war", sagte Rehn laut veröffentlichtem Redetext in einer Konferenz in London. Die Einzelheiten der US-Handelspolitik unter der neuen Regierung seien zwar noch nicht bekannt, doch dürften die in Aussicht gestellten erheblichen Einfuhrzölle nachteilige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.
BIZ: Hernandez de Cos ab Juli 2025 Geschäftsführer
Der Spanier Pablo Hernandez de Cos wird am 1. Juli 2025 Geschäftsführer der Bank für Internationalen Zahlungausgleich (BIZ). Wie die BIZ mitteilte, tritt er damit die Nachfolge des Mexikaners Agustin Carstens an, der diese Position seit 2018 innehat. Hernandez de Cos war bis vor kurzem Gouverneur der spanischen Zentralbank und damit Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB).
BoE-Chefökonom: Noch weiter Weg zur Eindämmung der Inflation
Die Bank of England (BoE) hat aus der Sicht ihres Chefökonomen Huw Pill noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie sich über die Eindämmung der Inflation freuen kann. Die Zentralbank senkte letzte Woche ihren Leitzins zum zweiten Mal in diesem Zyklus und reagierte damit auf den Rückgang der Inflationsrate in den letzten Monaten. Pill erklärte jedoch, dass die Löhne und die Preise für Dienstleistungen weiterhin rasch steigen, und zwar in einem Tempo, das nicht mit der Erreichung des Inflationsziels in den kommenden Jahren vereinbar ist. "Es gibt noch einiges zu tun", sagte er und fügte hinzu, dass weitere Senkungen des Leitzinses "schrittweise" erfolgen würden.
Opec senkt Nachfrageprognose den vierten Monat in Folge
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage den vierten Monat in Folge gesenkt, nachdem sie ihre geplante Fördererhöhung angesichts der Besorgnis des Marktes über den schwächeren weltweiten Verbrauch verschoben hat. Das in Wien ansässige Kartell geht nun davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr um 1,82 Millionen Barrel pro Tag und im nächsten Jahr um 1,54 Millionen Barrel pro Tag steigen wird, während die vorherigen Schätzungen bei 1,93 Millionen bzw. 1,64 Millionen Barrel pro Tag lagen.
Analysten sehen Trump negativer als Märkte
Die Reaktion von Finanzanalysten auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und die Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner fällt negativer als die der Finanzmärkte aus, worauf Union-Investment-Chefvolkswirt Michael Herzum hinweist. "Bei den befragten Finanzanalysten scheint die Unsicherheit, die beide Ereignisse über die nächsten Monate hinaus mit sich bringen, zu überwiegen", schreibt er in einem Kommentar. Herzum findet die Skepsis der Analysten nachvollziehbar: "Mit der Wahl von Donald Trump steigt die Unsicherheit. Die Herausforderungen für das Wachstum in Europa und Deutschland waren bereits groß - unter dem Licht einer Trump-Präsidentschaft dürften sie noch größer werden", schreibt er.
Löhne in der Metall- und Elektroindustrie steigen um 2,0% und 3,1%
Die Löhne in der Metall- und Elektroindustrie werden in den nächsten Jahren moderat steigen. Wie die IG Metall mitteilte, sieht ein Pilotabschluss der Bezirke Küste und Bayern eine Einmalzahlung von 600 Euro zum 1. Februar 2025 und Lohnsteigerungen von 2,0 und 3,1 Prozent zum 1. April 2025 und 1. April 2026 vor. "Damit schaffen wir Sicherheit für die Beschäftigten", sagte die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner. Das für die unteren Tarifgruppen wichtige jährliche Tarifliche Zusatzgeld steigt ab Februar 2026 auf 900 (derzeit: 630) Euro und das Entgelt für Auszubildende um 140 Euro.
Merz: Neuwahl voraussichtlich am 23. Februar
Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) hat bestätigt, dass die Neuwahl zum Bundestag "voraussichtlich am 23. Februar" kommenden Jahres stattfinden soll. Das sagte Merz in einer Rede beim Branchentag des Gastgewerbeverbandes Dehoga in Berlin. "Es ist das Normalste von der Welt, dass der Bundeskanzler jetzt den Weg frei macht für diese Neuwahlen", sagte Merz. Der Bundestag könne sich nicht selbst auflösen, das könne nur der Kanzler auslösen mit der Vertrauensfrage. Dieses Privileg schütze das Amt und nicht den Amtsinhaber. "Deswegen ist es jetzt wirklich an der Zeit, dass der Bundeskanzler den Weg frei macht", sagte der Unions-Kanzlerkandidat.
Union, SPD und Grüne schlagen 23. Februar als Termin für Neuwahlen vor
Der neue Bundestag soll offenbar am 23. Februar gewählt werden. Wie die Rheinische Post berichtet, wollen SPD, Grüne und Union dies Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorschlagen. Darauf hätten sich die Fraktionsspitzen am Montag geeinigt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmer. Die Grünen-Fraktion bestätigte den Termin auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Sie habe dies auch gehört, sagte eine Sprecherin. Laut dem Bericht ist auch im Gespräch, dass der Kanzler die Vertrauensfrage am 18. Dezember stellen könnte. Das sei aber noch offen, weil dann die Zeit knapp werden könnte, um noch Gesetze zu verabschieden, hieß es demnach aus Fraktionskreisen.
Unionsfraktion will Kernprojekten der Regierung nicht zustimmen
Die Unionsfraktion lehnt Forderungen der Bundesregierung nach einer Unterstützung von Gesetzesvorhaben wie dem Abbau der Kalten Progression oder dem Rentenpaket II vor den Neuwahlen ab. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, sagte, es gebe keine inhaltlichen Verhandlungen mit der SPD, bevor Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Vertrauensfrage im Bundestag gestellt hat.
Lindner warnt vor "Strömungsabriss" in der Wirtschaft
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat vor einem "Strömungsabriss" in der deutschen Wirtschaft gewarnt und grundlegende Reformen gefordert. "Ich habe die Befürchtung, dass, wenn wir nicht schnell und entschlossen handeln, es möglicherweise zu einem Strömungsabriss in der deutschen Wirtschaft kommen könnte oder anders gesagt zu irreversiblen Struktur- und Beschäftigungsverlusten", sagte Lindner beim Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. "Deshalb brauchen wir so etwas wie einen Agenda-Moment, der die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, gemeinsam in den Blick nimmt."
Lauterbach: Auflösung der Ampel-Koalition "historischer Fehler"
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat das Ende der Ampel-Koalition als schwerwiegenden Fehler bezeichnet. "Es ist aus meiner Sicht ein historischer Fehler, dass wir die Ampel aufgelöst haben, weil wir noch wichtige Arbeit hatten", sagte Lauterbach zu RTL/ntv. Er verwies auf den Krieg in der Ukraine, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und die wirtschaftliche Krise in Deutschland als drängende Herausforderungen. "Unter diesen Umständen hätten wir uns zusammennehmen müssen und hätten gemeinsam eine Lösung ausarbeiten können." Trotz des vorzeitigen Endes der Koalition plant Lauterbach, wichtige Gesetzesvorhaben noch umzusetzen.
DJG/DJN/apo
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November 12, 2024 07:30 ET (12:30 GMT)