Das denkmalgeschützte Gebäude wird auf den Namen Station F getauft, in Anspielung auf dessen Vergangenheit als Bahnhof (Station ferroviaire). Dass der Buchstabe F gleichzeitig auch der erste Buchstabe des Landesnamens ist, war für die Namenswahl sicherlich nicht unwesentlich. Auf einer Fläche von 34.000 m2   sollen nicht weniger als 1.000 Start-ups gleichzeitig Platz finden, mit 3.000 Arbeitsplätzen, von denen 50% für Ausländer vorgesehen sind. Die Stadt Paris erhofft sich durch diese Infrastruktur den zweiten Platz im Ranking der attraktivsten europäischen Städte für Start-ups von Berlin zurückzuerobern und vielleicht sogar London vom ersten Platz abzulösen.
 
Roxanne Varza, die Verantwortliche für das Projekt, erklärt, dass die Positionierung der Station F im Laufe der Bauphase überdacht wurde. Man hat sich dazu entschlossen, sich vom traditionellen Inkubator zu entfernen, weil die Anzahl dieses Inkubatortyps weltweit sehr stark wächst. Stattdessen bietet man nun ein komplettes „Ökosystem“ für Start-ups  mit sämtlichen Leistungen an einem Ort an. Dabei hat man sich das amerikanische Campus Prinzip zum Vorbild genommen. Allerdings ist dies wiederum auch nicht komplett neu, denn derartige bzw. ähnliche Modelle gibt es schon, wie zum Beispiel die Draper University. Diese von Tim Draper gegründete Einrichtung bietet ein Rund-um Angebot für Unternehmer im Herzen der kalifornischen Stadt San Matteo. Dazu gehören Kurse für Unternehmer, ein Inkubator, ein Open-Space Arbeitsraum, Zugang zu Investoren und weitere Hilfsmittel. Da sich die Draper University in einem ehemaligen Hotel befindet, stehen darüberhinaus Zimmer für Unternehmensgründer und Studenten, die darin wohnen möchten, zur Verfügung.



Das sogenannte Ökosystem der Station F wird in drei Etappen erstellt. Im April 2017 wird der Arbeitsraum für die Unternehmer eröffnet. Zusätzlich zu den Unternehmensgründern  werden in der Station F diverse Investmentfonds aus der Venture Capital (VC) Branche erwartet, u.a. Kima Ventures, der Fonds des Erbauers der Station F, Xavier Niel, sowie die VC Firmen Daphni und Ventech. Anstatt sich als eigenständige Plattform etablieren zu wollen setzt Station F auf Partnerschaften mit anderen bekannten Inkubatoren wie zum Beispiel der renommierten französischen Business School HEC Paris oder dem französischen Internetversandhändler Vente Privée. HEC Paris wird sogar einen eigenen Bereich von 700 m2 mit einer Kapazität von 170 Arbeitsstellen erhalten. Das Ziel dieser Partnerschaft ist es, dass HEC Paris ca. 60 Start-ups aus dem Kreis seiner gegenwärtigen und ehemaligen Studenten einbringt – 50% davon kommen ursprünglich aus dem Ausland. Vente Privée wiederum möchte mit 80 zugeteilten Arbeitsplätzen 20 Start-ups in den Bereichen Mode, Tech und Einzelhandel begleiten. Auch Facebook möchte mit von der Partie sein, allerdings wird das Unternehmen seine genauen Pläne erst im kommenden Jahr bekannt geben.
Selbstverständlich wird es in der Station F auch Besprechungsräume geben, ebenso wie ein Auditorium mit 360 Plätzen, ein Labor zur Herstellung von Modellen und Prototypen, Räume für Events, Duschen eine Post sowie viele weitere Dienstleistungen.



Etwas später soll die zweite Etappe folgen. Diese beinhaltet die Eröffnung eines Verpflegungsbereiches mit einem Café, einem Restaurant, 4 Küchen und einer Bar, die rund um die Uhr geöffnet bleibt.  
 
In der dritten Etappe, die aber erst im Jahr 2018 erfolgen soll, wird die Unterbringung der Unternehmensgründer der Station F umgesetzt. Für diese werden insgesamt 100 Wohnung zur Verfügung stehen, in denen bis zu 600 Personen Platz finden. Im Wohnbereich bietet die Station F darüberhinaus ein Fitnessstudio und eine Cafeteria an, um für das vollkommene Wohlbefinden seiner Hoffnungsträger zu sorgen.



Unternehmensgründer aus der ganzen Welt, die ihr Start-up aus der Pariser Station F aufbauen wollen, können bis zur Frist am 5. Februar 2017 ihre Bewerbung einschicken.
Die Auswahl unter den Bewerbern erfolgt durch ein Gremium erfolgreicher Unternehmer, die die auserkorenen Start-ups anschließend in ihrer Entwicklung begleiten.
 
Die Infrastruktur für den Erfolg der Station F wird ohne Zweifel vorhanden sein. Allerdings sind nicht alle vom Standort Frankreich überzeugt. So teilte zum Beispiel der Tech Crunch Journalist Mike Turner beim jüngsten Tech Crunch „Disrupt“ am 5. Dezember der zukünftigen Direktorin der Station F Roxanne Varza mit was sein Eindruck von der französischen Arbeitswelt sei, der auch von vielen außerhalb Frankreichs geteilt würde: In Frankreich arbeite man genau 35 Stunden die Woche, es sei unmöglich, Arbeitnehmer zu entlassen – und wenn man es doch wage, würde man juristisch belangt, Arbeitnehmer kosten das Doppelte von dem was sie bezahlt bekämen und dann würde auch noch ständig gestreikt.
 
Vor diesem Hintergrund setzt die Stadt Paris hohe Erwartungen in die Station F in der Hoffnung, dass diese dazu beitragen kann, dass die negativen Eindrücke in Bezug auf den französischen Wirtschaftsstandort mittel- bis langfristig in ein positiveres Image verwandelt werden können.