Berlin (Reuters) - Deutschland hat sich 2022 so viel Inflation ins Land geholt wie seit fast fünf Jahrzehnten nicht mehr.

Die Einfuhren verteuerten sich wegen hoher Energiepreise um durchschnittlich 26,3 Prozent. "Dies war der stärkste Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr seit 1974", teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Damals hatte es infolge der ersten Ölkrise sogar ein Plus von 28,7 Prozent gegeben. Bereits 2021 hatten sich die Importe mit 13,5 Prozent ungewöhnlich stark verteuert. Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen höhere Einfuhrpreise mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an.

Besonders stark stiegen im abgelaufenen Jahr die Preise für Erdgas (+178,6 Prozent), Steinkohle (+161,9 Prozent) und für elektrischen Strom (+144,0 Prozent). Mineralölerzeugnisse kosteten 74,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor, Erdöl 57,8 Prozent mehr. Grund ist die Energiekrise infolge der russischen Invasion in der Ukraine.

Am Jahresende baute sich der Inflationsdruck aber merklich ab. Im Dezember verteuerten sich die Importe nur noch um 12,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Gemessen am Vormonat verbilligten sie sich um 1,6 Prozent und damit bereits zum vierten Mal in Folge, nachdem es im November mit minus 4,5 Prozent sogar einen Rekordrückgang gegeben hatte.

Experten rechnen damit, dass die Verbraucherpreise auch wegen der nicht mehr ganz so teuren Energie in diesem Jahr deutlich langsamer steigen werden. "Im Januar und Februar ist noch ein leichter Zwischenanstieg möglich, danach sollte es im Jahresverlauf im Trend aber abwärts gehen", sagte auch der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet er mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde. "Deutschland hat den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen, und das wird sich im Jahresverlauf zunehmend zeigen", sagte Dullien.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)