Rom (Reuters) - Italien will in der Energiekrise nächstes Jahr 50 Prozent der Übergewinne abschöpfen, wenn große Konzerne ungewöhnlich hohe Einnahmen haben.

Das geht aus einem Entwurf der Regierung in Rom für den Haushalt 2023 hervor, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Belastet werden dürften Unternehmen, die von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen profitieren, die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar nach oben geschossen sind.

Die italienische Regierung rechnet mit Einnahmen von gut 2,5 Milliarden Euro durch die Steuer. Diese orientiert sich an Vorgaben der Europäischen Kommission und ersetzt eine ähnliche Sonderabgabe für dieses Jahr.

Die 50 Prozent sollen greifen, wenn die Einnahmen einer Firma im Energiebereich 2022 mindestens zehn Prozent über dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2018 bis 2021 liegt. Eingezogen ist allerdings ein Deckel bei 25 Prozent der Nettovermögenswerte zum Ende des Jahres 2021. Nach vorherigen Plänen aus dem italienischen Finanzministerium sollte die Sonderabschöpfung eigentlich bei 35 Prozent liegen und orientierte sich eher an den Gewinnen und nicht den Einnahmen der Konzerne. Außerdem war die Laufzeit bis Juli 2023 begrenzt.

In Deutschland sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zuletzt, die Sonderabgabe stehe rechtlich auf dünnem Eis. Er müsse europäisches Recht aber umsetzen. Das Finanzministerium in Berlin plant daher eine Sonderabgabe in Höhe des europarechtlichen Mindestwerts von 33 Prozent. In Deutschland muss der Gewinn betroffener Firmen in den Jahren 2022 und 2023 jeweils um 20 Prozent höher liegen als der Durchschnittsgewinn der Jahre 2018 bis 2021. Betroffen sind dann Unternehmen im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- sowie Raffineriebereich.

(Bericht von Giuseppe Fonte, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)