Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt am Freitag die seit Monatsanfang andauernde Rekordjagd fort. Dabei notieren auch viele Aktien so hoch wie noch nie. Unterstützt wird die Aufwärtsbewegung von dem weiterhin sprudelnden Geldfluss der Notenbanken und auch vom dreifachen Eurex-Verfall. Am heutigen Hexensabbat verfallen Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Dabei kommt es regelmässig zu starken Kursausschlägen und hohen Umsätzen. Ob der Trend nach dem Verfall anhält, sei ungewiss. Nicht selten komme es nach dem Verfall zu einer Richtungsänderung, sagt ein Händler.

Die Signale der US-Notenbank Fed, dass die Geldpolitik in Zukunft nicht mehr ganz so expansiv sein könnte, belastet die Märkte nicht. Es sei vielmehr erwartet worden, dass sich das Fed in dieser Weise äussern könnte. "Das haben die Märkte absorbiert", sagt ein Börsianer. Wichtig sei, dass das Fed die Inflation wirklich im Griff behalte. "Und das dürfte sie, wenn sie allmählich auf das Bremspedal drückt", sagt der Händler. Das Fed hatte nicht nur - wie die SNB - die ultra-expansive Geldpolitik bestätigt, sondern auch Hinweise auf eine in Zukunft weniger expansive Geldpolitik gegeben.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,39 Prozent höher auf 12'057,79 Punkten und damit praktisch auf dem Rekordhoch von 12'068 Zählern. Am Vortag hatte der SMI erstmals die 12'000 Punkte-Marke überwunden und auch darüber geschlossen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,38 Prozent auf 1945,87 Punkte und der breite SPI um 0,39 Prozent auf 15'455,45 Punkte. 18 der 30 SLI-Werte ziehen an und 12 geben nach.

An der Spitze stehen zyklische Papiere wie die des Sanitärtechnikers Geberit (+1,6%), die vorübergehend ein neues Rekordhoch markieren. Dahinter folgen mit Schindler (+1,4%) und Sika (1,0%) weitere baunahe Werte. Dabei notiert auch Sika so hoch wie noch nie.

Zu den Gewinnern zählen zudem die Medizintechnikaktien Straumann (+1,0%), Sonova (+1,2%) und Alcon (+1,0%), die ebenfalls in den Rekordlauf einstimmen. Mit ABB (+0,8%), Holcim (+0,3%) und SGS (+0,7%) legen die Anteile weiterer konjunktursensibler Firmen zu.

Gefragt sind zudem die Luxusgüterhersteller. Swatch steigt um 1,1 Prozent. Richemont legen ebenfalls 1,1 Prozent zu und stehen damit praktisch wieder auf Rekordhoch.

Dagegen setzen bei den Blue Chips die Finanzwerte bis auf Credit Suisse (+0,3%) die Konsolidierung vom späten Handel am Vortag fort. So notieren die Bankaktien UBS (-0,6%) und Julius Bär (-0,6%) und Partners Group (-0,5%) sowie die Versicherer Swiss Re (-0,5%) und Zurich (-0,4%) schwächer. Swiss Life (-0,02%) sind knapp gut gehalten.

Die Finanzwerte hatten am Vortag zunächst positiv darauf reagiert, dass die US-Geldpolitik etwas restriktiver werden könnte, denn höhere Zinsen bedeuten höhere Renditen, bessere Margen und mehr Ertrag. Doch mit der Erholung des US-Bondmarktes setzte laut Händlern eine gewisse Ernüchterung ein. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe ist mit rund 1,5 Prozent wieder so tief wie vor dem Fed-Entscheid.

Bei den Schwergewichten steigt der Lebensmitteltitel Nestlé (+0,6%) bis auf 116,32 Franken - ein Allzeithoch. Die Aktien des Pharmariesen Novartis (+0,6%) setzen die Aufholjagd gegenüber Roche (-0,1%) fort. Roche konsolidiert dafür knapp unter dem Rekordhoch.

Am breiten Markt ragen Bobst (+9,1%) positiv hervor. Der Maschinenbauer erwartet ein positives Halbjahresergebnis und hat zudem die Prognose für das ganze Jahr erhöht.

Dagegen nehmen Anleger bei den stark gestiegenen Swiss Steel (-2,9%), Leonteq (-2,6%) und Swissquote (-1,3%) Gewinne mit.

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