Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt zu Wochenbeginn den im April gestarteten Abwärtstrend fort. Und ein Ende sei nicht abzusehen, sagen Händler. Dagegen sprächen die grosse Verunsicherung über die Folgen der anziehenden Zinsen und der Lieferkettenprobleme und generell über die weitere konjunkturelle Entwicklung. Zudem fürchteten die Anleger auch eine Eskalation des Ukrainekriegs. Die Stimmung unter Investoren sei entsprechend schlecht und die Nervosität gross. Zudem müssten die Währungshüter angesichts der rekordhohen Inflation dem Kampf gegen die steigenden Preise wohl den Vorzug gegenüber steigenden Aktienkursen geben, heisst es weiter.

Obwohl die Aktienkurse inzwischen stark korrigiert hätten, seien die Anleger noch nicht bereit, schon wieder einzusteigen. "Dafür ist das Umfeld einfach zu unsicher", sagt ein Händler. "Wir sind in einem Bärenmarkt und der dürfte noch einige Zeit dauern", sagt ein anderer Börsianer. Auch die Charttechnik spreche gegen eine baldige Bodenbildung oder gar Erholung. Die nächste Unterstützung des SMI sei bei 11'380. Dort sei das Korrekturtief vom vergangenen Oktober. Falls der SMI hier keinen Halt finde, stelle sich bis zum Korrekturtief von Anfang März bei 10'871 Punkten nur noch das Hoch vom Februar 2020 bei 11'270 Punkten in den Weg, heisst es in einem Kommentar von BNPParibas Schweiz.

Der SMI, der kurzzeitig bis 11'566 Zähler gefallen ist, notiert um 11.05 Uhr um 0,90 Prozent tiefer auf 11'625,26 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Titel gekappt ist, fällt um 1,38 Prozent auf 1785,20 Punkte und der breite SPI um 0,90 Prozent auf 14'939,53 Zähler. Im SLI geben 27 Titel nach und drei legen zu.

Vergleichsweise gut schlagen sich die Finanzwerte UBS (+0,5%) und Swiss Re (+0,7%). Die Aktien von Swiss Life (-0,8%) und von Zurich (-1,1%), deren Ergebnis am Donnerstag erwartet wird, geben dagegen nach. Auch die Aktien der CS fallen um 2,8 Prozent oder 0,19 Franken und damit mehr als die am Berichtstag fällige Dividende von 0,10 Franken.

Am unteren Ende der Tabelle stehen jedoch Holcim (-5,4% oder 2,56 Fr.), die aber ex-Dividende von 2,20 Franken gehandelt werden, was den Kursrückgang etwas relativiert.

Dahinter folgen die Technologietitel Logitech (-4,7%), AMS Osram (-3,3%) und VAT (-2,5%), die sich den negativen Vorgaben der US-Technologiebörse Nasdaq nicht entziehen können. Ausserdem leiden Wachstumswerte, zu denen Technologietitel, aber auch Medizintechnikaktien wie Straumann (-3,4%) oder Sonova (-2,4%) gehören, jeweils stark unter den steigenden Zinsen, da diese deren Finanzierung verteuern.

Konjunktursorgen machten wiederum den zyklischen Werten zu schaffen, heisst es. Adecco (-3,7%), Sika (-3,3%) und Kühne + Nagel (-2,1%) stehen daher unter Druck.

Die Aktien von Temenos (-2,1%) geben ebenfalls nach. In den vergangenen Wochen hatten Übernahmespekulationen den Titel immer wieder steigen lassen.

Bei den Anteilen von Richemont (-2,6%) und Swatch (-2,0%) führen Händler die enttäuschenden Konjunkturzahlen aus China als belastend an. Die Wirtschaft des Landes leidet stark unter der rigorosen Covid-Strategie.

Belastet wird der Markt zudem von den schwergewichtigen Nestlé-Aktien (-0,4%), die nach anfänglichen Gewinnen ins Minus fallen, sowie vom Pharmariesen Novartis (-0,5%). Dagegen legen die Genussscheine von Roche fast ein halbes Prozent zu.

Am breiteren Markt fallen mit SoftwareOne (-5,6%) und Stadler Rail (-3,6%) zwei Werte auf, die "ex-Dividende" gehandelt werden. Ein kritischer Kommentar der Credit Suisse schickt Meyer Burger (-4,8%) auf Talfahrt.

Dagegen stechen Obseva (+9,8%) positiv hervor. Das Biotechunternehmen hat an einem Fachkongress positive Daten zu seinem Produktkandidaten Linzagolix vorgelegt.

pre/rw