Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt verliert am Freitag im Verlauf zunehmend an Boden und tendiert auf breiter Front schwächer. Der Markt sei dabei, den Anstieg auf das jüngste Rekordhoch zu konsolidieren, sagen Händler. Die Zentralbank-Euphorie vom Vortag sei wieder einer gewissen Ernüchterung gewichen. Die Marktteilnehmer sorgten sich wieder mehr um Inflation, Konjunktur und die steigenden Coronavirus-Infektionszahlen. Am Donnerstag hatte die Entscheidung der US-Notenbank Fed hin zu einer restriktiveren Geldpolitik zusammen mit der Ankündigung eines mehrere Milliarden schweren Aktienrückkaufprogramms des Pharmariesen Novartis noch für steigende Kurse gesorgt.

Zusätzlich gedämpft werde der Markt noch durch den enttäuschenden Ifo-Geschäftsklimaindex. Demnach hat sich die Stimmung in den deutschen Chefetagen den sechsten Monat in Folge verschlechtert. Auch wirke sich der grosse Eurex-Verfall belastend auf die Aktienkurse aus. Am heutigen Hexensabbat laufen die Futures- und Optionskontrakte auf Indizes und Einzelwerte aus. Dabei kommt es regelmässig zu grossen Kursausschlägen. Ein Grossteil der Aktivitäten sei auf den Verfall zurückzuführen. Vor allem Derivate auf schlecht gelaufene Aktien würden "gerollt", sagt ein Händler.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,64 Prozent tiefer bei 12'708,73 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex auf 12'823 Zählern ein Rekordhoch erreicht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,72 Prozent auf 2034,74 und der breite SPI um 0,60 Prozent auf 16'175,98 Zähler. 26 SLI Werte geben nach, drei legen zu und einer (Holcim) ist unverändert.

Die stärksten Abschläge seien tendenziell bei den Werten mit einem satten Jahresplus zu finden, sagt ein Händler. Dabei setzen sich die Aktien von Partners Group (-2,0%) an die Spitze. Die Anteile des auf alternative Anlagen spezialisierten Vermögensverwalters zählten seit Jahren zu den Highflyern an der SIX.

Mit an der Spitze sind auch Lonza (-1,5%) und Sika (-1,2%). Auch der Pharmaauftragsfertiger und der Bauchemiekonzern hätten den Aktionären im laufenden und in den vergangenen Jahren viel Freude bereitet.

Dagegen machten sich bei den Technologiewerten die schwachen Vorgaben von der US-Börse Nasdaq negativ bemerkbar. Die Anteile von Temenos (-1,7%), Logitech (-1,1%) und AMS (-0,5%) stünden in deren Sog etwas unter Druck. Dies gelte auch für die Branchenvertreter VAT, Comet, U-blox, Sensirion oder Inficon, die zwischen 2,4 und 0,4 Prozent tiefer gehandelt werden.

Auch Anteile defensiver Sektoren wie dem Gesundheitsbereich geben nach. Alcon, Roche, Givaudan, Sonova und Straumann verlieren zwischen 1,4 und 0,5 Prozent.

Bei den Banken büssen UBS (-0,8%) und Julius Bär (-1,2%) einen Teil der Vortagesgewinne ein. Credit Suisse sinken um 0,6 Prozent. Besser performen die Versicherer Zurich (-0,2%) und Swiss Re (-0,04%). Swiss Life aber ermässigen sich um 0,7 Prozent.

Zu den Gewinnern zählen mit Adecco (+0,8%) und Swisscom (+0,5%). Holcim sind gehalten.

Die Aktien von Novartis, die mit einem Kursplus von fast sechs Prozent den Gesamtmarkt am Vortag auf ein Rekordhoch gehoben hatten, steigen um weitere 0,2 Prozent. Der Pharmakonzern will bekanntlich für 15 Milliarden Dollar aus dem Verkaufserlös der Roche-Inhaberaktien eigene Aktien zurückkaufen.

Am breiten Markt gewinnen Obseva 8,9 Prozent. Das Biotechunternehmen hat gute Chancen, für sein Mittel Linzagolix eine Zulassung in der EU zu erhalten. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine positive Stellungnahme abgegeben, in der er die Zulassung von Linzagolix empfiehlt.

Dagegen büssen Polyphor (-8,5%) und Zur Rose (-3,5%) deutlich an Wert ein. Meyer Burger (-3,5%) geben nach einer Kurszielsenkung der Credit Suisse ebenfalls klar nach.

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