Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit klaren Abgaben in die verkürzte Handelswoche gestartet. Der Leitindex SMI hat seine Anfangsverluste im Laufe des Morgens gar noch etwas ausgeweitet und dabei auch die Marke von 12'300 Punkten klar unterschritten. Einen spezifischen Grund für den Abwärtsgang gibt es laut Händlern eigentlich nicht. Das Umfeld sei aber grundsätzlich schwieriger geworden, und das werde sich wohl in den nächsten Wochen und Monaten auch nicht ändern.

Der Krieg in der Ukraine, in die Höhe schiessende Rohstoff- und Energiepreise, die Serie von Lockdowns in China, die weltweiten Liefer- und Logistikprobleme sowie die geldpolitische Wende durch die US-Notenbank hätten ein seit bereits einiger Zeit anhaltendes Wechselbad der Gefühle an den Börsen auslöst, heisst es in einem Marktkommentar. Mit Blick auf den aktuellen Handelstag meinte ein Händler zudem: "Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt lassen weiter auf sich warten; und mit den neuen russischen Vorstössen in der Ostukraine ist wohl kaum mit einer erhöhten Risikobereitschaft zu rechnen." Leicht positive Impulse erhoffe man sich höchstens von der laufenden Berichtssaison zum ersten Quartal. Diese Woche werden u.a. noch ABB, Nestlé, Holcim und Schindler Quartalszahlen liefern.

Der SMI notiert um 11 Uhr um 1,79 Prozent tiefer auf 12'252,06 Punkten, was in etwa dem Tagestief entspricht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst derweil 1,61 Prozent auf 1899,21 und der breite SPI 1,41 Prozent auf 15'730,05 Zähler ein. Bei den 30 Blue Chips gibt es aktuell 24 Verlierer und lediglich sechs Gewinner.

Dass die Nervosität wieder etwas zugenommen hat, zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der in der Anfangsphase um über 10 Prozent in die Höhe schnellte und noch immer in dieser Grössenordnung höher notiert.

Am stärksten auf den SMI drücken die Abgaben beim Indexschwergewicht Roche (-3,2% auf 378,50 Fr). Die Grossbank UBS hat das Rating für die Genussscheine (sowie die Inhaberaktien) des Pharmariesen auf "Sell" von "Neutral" gesenkt, das Kursziel für die Bons bleibt allerdings unverändert bei 345 Franken. Der zuständige Analyst äussert sich zwar nicht generell negativ, hält aber mögliche positive Entwicklungen schon im Kurs enthalten bzw. ist etwas weniger zuversichtlich als seine Berufskollegen. Die Aktien des Konkurrenten Novartis (-0,8%), die sich zuletzt deutlich besser entwickelt haben als diejenigen von Roche, tun das auch heute wieder.

Schwach präsentieren sich im Vorfeld der am Donnerstag anstehenden Quartalsumsatzzahlen auch Nestlé (-2,0%), womit auch die Aktie des Westschweizer Nahrungsmittel-Herstellers stark auf den Gesamtindex drückt. Grundsätzlich dürfte Nestlé ein solides erstes Quartal präsentieren, heisst es bei Analysten. Sie rechnen allerdings mit einer Verlangsamung beim Mengenwachstum, unter anderem wegen dem früher abgehaltenen chinesischen Neujahrs- und dem später gefeierten Osterfest.

Am Ende der Blue-Chips Tabelle stehen derweil vor allem Aktien, die heute ex-Dividende gehandelt werden und deren prozentuale Verluste damit vor allem optisch sehr hoch sind. Es sind dies u.a. Swiss Re (-7,0% bzw. 6,22 Fr., Div. 5,90 Fr.), Adecco (-5,2% bzw. 2,06 Fr., Div. 2,50 Fr.) oder Geberit (-3,4% bzw. 19,00 Fr., Div. 12,50 Fr.).

Klar im Minus notieren mit Givaudan (-4,0%) und Lonza (-3,1%) zudem zwei Titel, die im letzten Jahr zu den Favoriten gehört hatten, dieses Jahr aber ziemlich Mühe haben.

Mit Abstand grösster Gewinner bei den wichtigsten Schweizer Werten sind derweil Temenos (+4,2%). Die Aktien des Genfer Bankensoftware-Hauses notieren (ohne die heutige Entwicklung) zwar rund 30 Prozent unter dem Jahresendstand, haben gegenüber dem Tief von Anfang März allerdings wieder stark zugelegt. Bei diesem Titel gebe es jeweils ziemlich viel Spekulation, heisst es im Handel. Ein potentielles Übernahmeangebot für die Titel sei jedenfalls immer latent im Hinterkopf der Investoren.

Im Plus notieren ausserdem Ams Osram (+2,2%), UBS (+1,4%), VAT (+1,1%), ABB (+0,4%) und Swatch (+0,2%), ohne dass es dazu fundamentale News gäbe.

Im breiten Markt sind kleine Titel wie Arundel (-7,9%), Blackstone Res. (-6,5%) oder One Swiss Bank (-6,0%) stärker unter Druck, während Meier Tobler (+5,8%), Hochdorf (+4,6%) oder Spexis (+4,9%) an der Spitze zu finden sind.

uh/ra