Zürich (awp) - Nur kein zu grosses Risiko eingehen - unter diesem Motto scheint der bisherige Wochenauftakt am Schweizer Aktienmarkt zu verlaufen. Nach einem knapp tieferen Start steht der Leitindex nun leicht höher. So unscheinbar das Plus auch erscheinen mag, für den SMI bedeutet es ein Jahreshoch. Und das sei angesichts einer weiterhin hohen Inflation, einer schwelenden Bankenkrise in den USA, dem andauernden Krieg in Europa und latenten Rezessionsängsten durchaus beachtlich, werde aber von vielen Anlegern entsprechend skeptisch beäugt, meinen Börsianer.

"Genau dies könnte dazu führen, dass sich mal wieder ein Rally fortsetzt, das nur wenige Anhänger hat, aber gleichzeitig auch viele Verlierer irgendwann dann doch umstimmen kann", kommentiert ein Händler. Zur Wochenmitte werden in den USA aktuelle Inflationszahlen veröffentlicht. Sie dürften einen weiteren Hinweis darauf geben, ob weitere Zinserhöhungen des Fed nötig sind. Vor dem Wochenende ging bereits der Arbeitsmarktbericht zum April in diese Richtung. Darüber hinaus tobt in Washington ein politischer Machtkampf um die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze, der Investoren ebenfalls beschäftigt. "Es bleiben nur noch wenige Tage, um eine Einigung zu erzielen. Sollte sich keine Lösung andeuten, könnte dies auf dem Anleihemarkt Nervosität auslösen."

Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 0,05 Prozent auf 11'560,23 Punkte. Zuvor war der Leitindex bis auf ein Jahreshoch bei 11'575 Punkten gestiegen. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,08 Prozent auf 1799,50 Zähler und der breite SPI um 0,04 Prozent auf 15'252,40 Punkte. Im SLI halten sich Gewinner (14) und Verlierer (16) in etwa die Waage.

Nach den teilweise massiven Kursverlusten in der vergangenen Woche führen die Aktien von AMS Osram (+4,0%) auch am Montag erneut das Gewinnerfeld an. Vergangene Woche hatten die Papiere nach Zahlen am Dienstag bis einschliesslich Donnerstag deutliche Verluste eingefahren. Laut einer Analyse von "The Market" wird der Sensorenhersteller derweil als eine spannende Turnaround-Geschichte erachtet. Auch Vontobel glaubt laut einem aktuellen Kommentar an das Gewinnpotenzial des Konzerns.

Weiter oben auf den Einkaufslisten der Investoren sind auch verschiedene Vertreter der Finanzbranche zu finden. Swiss Life, Swiss Re und Zurich gewinnen zwischen 1,1 und 0,4 Prozent hinzu. Dem stehen Abgaben von bis zu 0,9 Prozent bei der CS, Partners Group, Julius Bär und der UBS gegenüber.

Mit der Wochenend-Presse rücken erneut die beiden Banken CS und UBS in den Mittelpunkt. So wurde etwa bekannt, dass sich ehemalige Mitglieder der Geschäftsleitung und einige Spitzenmanager des Asset-Managements der Credit Suisse (CSAM) über Jahre hinweg riesige Lohnsummen und Gewinnbeteiligungen ausbezahlt haben.

Derweil soll UBS-Chef Sergio Ermotti einem Medienbericht zufolge Spitzenmanager der übernommenen Credit Suisse, die im Führungsteam der Grossbank bleiben sollen, in die engere Wahl gezogen haben, wie die "Financial Times" berichtete.

Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher wiederum befürchtet, dass es bei der Credit Suisse zu einer zweiten grossen Welle von Abflüssen kommen könnte. Nach dem schnellen Abzug von hauptsächlich liquiden Kundeneinlagen könnte es nun um längerfristige Anlagen gehen, sagte er in einem Interview mit dem Finanzportal "Finews".

Alcon (+1,1%) gehört zu den Blue Chips, die ab dem morgigen Dienstag dann das Thema Berichtssaison wieder auf die Agenda zurückbringen. Nach US-Börsenschluss wird der Augenheilkunde-Spezialist über die Entwicklung im ersten Quartal berichten. Grundsätzlich dürfte die ehemalige Novartis-Tochter weiter klar auf Wachstumskurs sein, sind sich Analysten einig.

Auf den Verkaufszetteln sind unterdessen einige der Werte zu finden, die nach Zahlen in der vergangenen Woche verstärkt gesucht waren. So fallen Logitech um 1,0 Prozent. Auch Geberit und Straumann (beide -0,8%) zählen dazu.

In den hinteren Reihen greifen Investoren bei SIG (+1,7%) beherzter zu, nachdem sich gleich zwei Analysehäuser positiv geäussert haben. Noch stärker gewinnen Peach Property, Pierer Mobility und TX Group, die um bis zu 5,7 Prozent steigen.

Dem steht eine Kurshalbierung bei IGEA Pharma gegenüber.

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