Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert nach dem guten Wochenauftakt am Dienstag ohne Vorgaben von der Wall Street etwas leichter. Händler rechnen mit einem ruhigen Handelstag bis zum Nachmittag. Erst mit der Rückkehr der US-Marktteilnehmer dürfte sich das Geschäft beleben. Etwas Unterstützung kommt von überraschend positiven Handelsbilanzdaten aus China.

Übergeordnet sorgt aber die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag für Zurückhaltung. Dann wird die Notenbank nicht nur ihre aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen veröffentlichen, sondern sich wohl auch zum Pandemie-Notkaufprogramm "PEPP" äussern. Analysten glauben aber wegen anhaltender Unsicherheiten nicht, dass die EZB bereits jetzt bereit ist, geldpolitische Pflöcke für das nächste Jahr einzuschlagen.

Der SMI büsst bis 11 Uhr 0,29 Prozent auf 12'420,33 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, verliert 0,18 Prozent auf 2020,73 und der umfassende SPI 0,17 Prozent auf 15'979,08 Zähler. Auf 13 Gewinner kommen im SLI 17 Verlierer.

Nach Halbjahreszahlen notieren Partners Group nach einem sehr freundlichen Start in den Handel noch 0,1 Prozent höher. Der Vermögensverwalter hat den Gewinn im ersten Halbjahr wie bereits angekündigt massiv gesteigert. Was an der Börse gut ankam: Eine Verlangsamung der Dynamik im zweiten Semester ist laut Firmenangaben nicht in Sicht. Nach einem guten Lauf in diesem Jahr (+53%) setzten jedoch Gewinnmitnahmen ein.

Deutlich fester tendieren Richemont (+1,6%) und Swatch (+1,9%), die von den guten China-Daten gestützt werden. Das Reich der Mitte gehört zu den wichtigsten Exportdestinationen der hiesigen Uhrenindustrie. Ende letzte Woche hatten beide Papiere nach enttäuschenden Zahlen aus China deutlich an Terrain eingebüsst.

Holcim (-1,1%) stehen am Berichtstag weiter im Fokus der Anleger. Der oberste Gerichtshof in Frankreich wird heute über den Umfang des Strafverfahrens über Aktivitäten des früheren französischen Zementherstellers Lafarge - Holcims Fusionspartner - in Syrien entscheiden. Zu Wochenauftakt hatten Berichte über Ermittlungen der US-Justizbehörden in der selben Sache die Papiere um 3,8 Prozent nach unten geschickt.

Adecco ziehen nach einer kleineren Akquisition in Frankreich um 0,1 Prozent an. Gekauft wird die französische Firma Qapa, ein Anbieter von digitalen Personallösungen. Eine Ende Juli angekündigte Grossakquisition hatte die Adecco-Papiere noch deutlich nach unten geschickt.

Die defensiven Schwergewichte Novartis (-0,6%), Roche (-0,3%) und Nestlé (-0,2%) hingegen werden am Dienstag verkauft. Roche hat am Morgen für den bevorstehenden Krebskongress Esmo diverse neue Studiendaten in Aussicht gestellt.

Den ebenfalls defensiven Swisscom-Valoren (+0,2%) kann hingegen eine Untersuchung der Wettbewerbskommission (Weko) gegen die Tochter Directories nichts anhaben.

Zykliker schneiden uneinheitlich ab. Während ABB etwa 1,1 Prozent einbüssen, ziehen Schindler auf der anderen Seite um 0,4 Prozent an. Geberit (-0,2%) tendieren unauffällig. Der Chef des Sanitärkonzerns hat in einem Interview grösseren Akquisitionen eine Absage erteilt.

Etwas besser schneiden die Grossbankenaktien Credit Suisse (+0,1%) und UBS (+0,2%) ab.

Im breiten Markt stehen die Papiere von Montana Aerospace (-2,2%) unter Abgabedruck. Der Luftfahrtzulieferer hat eine Akquisition angekündigt und denkt über eine Kapitalerhöhung nach. Das komme nur vier Monate nach dem Börsengang nicht unbedingt gut an, meinen Analysten.

Relief Therapeutics büssen gar 8,9 Prozent ein. Zwischen dem Biotechunternehmen und seinem US-Kooperationspartner NRx hängt offenbar der Haussegen schief. Relief kritisiert "irreführende" oder "falsche" Aussagen des Partners zu einem Kooperationsvertrag für die potentielle Covid-Behandlung Aviptadil.

Nach Halbjahreszahlen fallen die Papiere von Poenina (-0,2%) nicht gross auf. Die Gebäudetechnik-Gruppe war zuletzt wegen der "Bregy-Affäre" in die Schlagzeilen geraten. Die Gruppe geht davon aus, dass die vom früheren Gruppen-Chef Jean Claude Bregy vor Jahren an einem anderen Ort begangenen Straftaten keinen Einfluss auf die konsolidierte Halbjahresrechnung 2021 haben werden.

ra/rw