Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert nach einem schwächeren Start am späten Freitagvormittag freundlich. Dabei hat der Leitindex SMI im Verlauf stetig Boden gutgemacht und ist in die Gewinnzone vorgestossen. Der Markt sei nach den jüngsten Verlusten auf Stabilisierungskurs, sagten Händler. Sie schliessen dabei nicht aus, dass die Kursgewinne noch etwas ausgebaut werden könnten. Solange allerdings die Verkäufe vor allem bei den schwergewichtigen Nestlé-Aktien anhielten, dürfte eine Erholung limitiert bleiben, heisst es am Markt.

Für eine Erholung sprechen auch die US-Aktien-Futures, die für den dortigen Markt eine freundliche Eröffnung signalisieren. Am Vortag war ein Erholungsversuch bei den US-Technologiewerten noch misslungen. Es keimten Befürchtungen auf, dass es länger als erwartet dauern könnte, bis sich die hohen Investitionen der Tech-Giganten in Künstliche Intelligenz auszahlten. Derweil fielen US-Konjunkturdaten gut aus. Das Wirtschaftswachstum war stärker als erwartet und es gab Anzeichen, dass sich die Inflation in der grössten Volkswirtschaft weiter abkühlt. Am Nachmittag wird der PCE-Kerndeflator, das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmass, zusammen mit den Konsumausgaben für den Juni veröffentlicht. Dies könne weiteren Aufschluss über die erhoffte Zinswende ermöglichen. Dass es bereits an der nächsten Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch so weit ist, wird nicht erwartet. "Die Mehrheit wettet auf September", sagt ein Händler.

Der Leitindex SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,14 Prozent höher auf 12'122,34 Punkten. Der SLI, in dem die drei wichtigsten Werte enthalten sind, gewinnt 0,26 Prozent auf 1966,84 und der breite SPI um 0,09 Prozent auf 16'097,64 Zähler. Im SLI geben zwölf Titel nach und 18 legen zu.

Weiter unter Druck stehen Nestlé (-1,5%). Die Anschlussverkäufe nach dem als enttäuschend empfundenen Halbjahresbericht vom Vortag hielten an. Dies veranlasste mehrere Analysten, ihre Modelle und Kursziele zu überarbeiten. Der Titel brach am Vortag schon um gut 5 Prozent ein. Doch die Kursreaktion sei übertrieben, sagte ein Händler. "Wir reden hier von einer Firma, die hohe Gewinne schreibt und nicht von einem Techunternehmen, das Versprechen für eine ungewisse Zukunft abgibt". Mit Novartis (-0,5%) gibt ein weiteres Schwergewicht nach.

Die Aktien von Holcim (-1,6%) haben im Verlauf anfängliche Gewinne eingegrenzt. Der Zementkonzern hat im ersten Halbjahr weniger Umsatz erzielt, aber einen höheren Betriebsgewinn gemacht. Bei seinen Wachstumszielen für das Gesamtjahr 2024 tritt der weltgrösste Zementkonzern nun aber auf die Bremse. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen nach der starken Performance 2023 und 2024. Vor Verkäufen sollten Anleger aber gut überlegen, dass im kommenden Jahr das US-Geschäft abgespaltet und an die US-Börse gebracht werde, sagte ein Händler.

Mehr als ein Prozent tiefer gehandelt werden Lindt & Sprüngli PS (-1,7%) und Straumann (-1,0%). Bei Letzteren verweisen Händler auf die Gewinnwarnung von Rivale Align Technology.

Dagegen setzen Lonza (+2,0%) und Roche (GS +1,7%) den Aufwärtstrend fort. Die beiden Anteile waren am Vortag nach den Halbjahresberichten bereits sehr gefragt. Nun haben sich noch mehrere Analysten positiv darüber geäussert, was weitere Käufe erzeuge.

Die Aktien der Technologiefirmen VAT (+1,6%) und Logitech (+1,1%) sowie aus dem Luxusbereich Richemont (+1,8%) und Swatch (0,7%) erholten sich von der jüngsten Verlustserie, heisst es am Markt. Auch bei UBS (+0,5%) kommt es zu einer Gegenbewegung.

Auf den hinteren Reihen fallen AMS Osram (+17%) auf. Der Halbleiterhersteller hat im zweiten Quartal wie erwartet etwas weniger Umsatz erzielt, aber bei einigen Finanzkennzahlen die Erwartungen übertroffen. Der Fokus des Unternehmens liegt derzeit auf der laufenden Restrukturierung.

Dagegen werden die Aktien von Lem (-12%), Forbo (-6,7%), Vontobel (-1,2%) und Zehnder (-1,0%) nach Zahlen tiefer bewertet. Eine Verkaufsempfehlung von Baader Helvea belastet Valiant (-3,8%).

pre/tv