Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitag freundlich. Das Geschäft verläuft laut Händlern allerdings in ruhigen Bahnen. Die Anleger verhalten sich vorsichtig. "Wir sind mit leicht angezogener Handbremse unterwegs", sagt ein Börsianer. Der US-Wahlkampf, die Corona-Pandemie und das Wochenende stimmten die Marktteilnehmer Vorsicht. Über das Wochenende könne vieles passieren.

Doch gegen unten sei der Markt gut abgestützt. Denn die Aussicht auf einen Wahlsieg der Demokraten bei den US-Wahlen sorge für etwas mehr Zuversicht bei den Anlegern. Bei einer blauen Welle - das heisst Joe Biden wird Präsident und die Demokraten erreichen neben der Mehrheit im Repräsentantenhaus auch die Mehrheit im Senat - dürften zwar die Unternehmenssteuern steigen. Aber andererseits könnten sich die Handelsbeziehungen der USA mit China wieder verbessern, so die allgemeine Einschätzung. Ausserdem scheine es aktuell eine Annäherung zwischen Demokraten und Republikanern beim Streit um ein weiteres Corona-Konjunkturpaket zu geben, heisst es am Markt.

Der SMI notiert gegen 11.15 Uhr 0,31 Prozent höher auf 10'302,26 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,19 Prozent auf 1'580,53 und der breite SPI um 0,27 Prozent auf 12'852,66 Zähler. Im SLI stehen 17 Gewinnern 13 Verlierer gegenüber.

Angeführt werden die Blue Chips von den Aktien von AMS (+1,7%), die an den positiven Trend vom Vortag anknüpfen. Unterstützung erhalte der Titel auf das starkem Quartalsergebnis von Grosskunde Samsung. Zudem sorgten die Übernahmespekulationen um Xilinx sowie ermutigende Aussagen von NXP Semiconductor für zusätzliche Kursfantasie.

Dahinter folgen die Aktien der Grossbank Credit Suisse (+1,1%). UBS (+0,5%) und Julius Bär (+0,6%) folgen mit etwas Abstand.

Zu den Gewinnern zählt ausserdem der Luxusgüterhersteller Richemont (+0,6% auf 62,58 Fr), der von einer Kaufempfehlung der Royal Bank of Canada profitiert. Diese hat das Preisziel auf 69 von 60 Franken erhöht. Zudem stimmt ein unerwartet gutes Ergebnis des dänischen Schmuckherstellers Pandora die Anleger positiv.

Rivale Swatch (-0,2% auf 222,20 Fr.) fällt dagegen etwas ab. Für den Uhrenhersteller hat RBC das Kursziel auf neu 220 nach 190 Franken festgesetzt. Das Rating lautet "Sector perform".

Zu den Gewinnern zählen auch die Aktien von Temenos (+0,6%), die bereits am Vortag kräftig angezogen hatten. Händler sprechen von ersten Positionsbezügen vor der Veröffentlichung des Quartalsberichts in der kommenden Woche. Die Aktie notiere nicht zuletzt wegen grosser Baissepositionen auf sehr tiefem Niveau. Bei einem guten Ergebnis könnte es daher zu umfangreichen Deckungskäufen kommen.

Eine starke Stütze des Marktes sind die Titel von Novartis (+1,0%). Der Pharmakonzern hat von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für den Produktkandidaten Iptacopan (LNP023) zur Behandlung von bestimmten Nierenleiden den Sonderstatus PRIME erhalten.

Rivale Roche (+0,6%) ziehen ebenfalls an. Nestlé (+0,1%), ein weiteres Marktschwergewicht, notieren gut gehalten.

Leichte Gewinne verbuchen die beiden zyklischen Werte LafargeHolcim und ABB (je +0,25%). Beide gehörten zu den Unternehmen, die von den umfangreichen Infrastrukturprojekten profitieren dürften, die sowohl Präsident Trump als auch sein Herausforderer Biden angekündigt haben, wie es am Markt heisst.

Auf der anderen Seite halten bei Givaudan (-0,7%) die Gewinnmitnahmen an. Der Aromen- und Duftstoffhersteller hatte am Vortag den Neunmonatsumsatz veröffentlicht. Diesen hätten Anleger als Vorwand für Abgaben genommen, heisst es.

Auch bei den Aktien und Lonza (-0,4%), Logitech (-0,3%) und Sika (-0,5%), die im laufenden Jahr stark gestiegen sind, kommt es zu Gewinnmitnahmen.

Am breiten Markt verlieren SoftwareOne 1,2 Prozent an Wert auf 25,55 Franken. Raiffeisen Informatik hat sich von den restlichen 4,4 Millionen Aktien (2,78% des Kapitals) an der Firma zu 25,25 Franken je Titel getrennt.

pre/uh