Zürich (awp) - Eine Vielzahl an Belastungsfaktoren sorgt am Donnerstag für erneute Kursverluste am Schweizer Aktienmarkt. Beim Leitindex SMI steht aktuell ein Wochenverlust von etwa 3 Prozent zu Buche. Die steigenden Infektionszahlen hierzulande, in Europa und den USA schüren die Ängste vor erneuten Lockdown-Massnahmen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen.

Vor allem seien die Infektionszahlen angestiegen noch bevor der Herbst richtig begonnen hatte - und damit vor der kälteren Jahreszeit, in der die Menschen vermehrt drinnen blieben, meint ein Händler. Darüber hinaus folge der Markt aber auch einem typischen US-Wahljahr-Muster. Bevor die US-Bürger Anfang November über den künftigen Präsidenten abstimmen, neigten die Märkte typischerweise bis Mitte Oktober zur Schwäche, bevor sie sich dann wieder erholten. Hinzu komme, dass die politische Lage in den USA ohnehin derzeit angespannt sei. Eine Einigung zwischen den beiden Parteien auf ein Konjunkturpaket noch vor den Wahlen wird immer unwahrscheinlicher.

Der SMI verliert gegen 10.55 Uhr 1,10 Prozent auf 10'216,52 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,29 Prozent auf 1'538,92 und der breite SPI um 1,12 Prozent auf 12'698,29 Punkte. Bis auf die nach wie vor unveränderten Swisscom geben die restlichen 29 SLI-Titeln nach.

Laut Händlern haben auch die Nachrichten von Konjunktur- und geldpolitischer Seite am Vormittag kaum Einfluss auf das Geschehen: Während die Schweizerische Nationalbank in ihrer aktuellen Lagebeurteilung ihren aktuellen Kurs bestätigt hat, hellte sich die Stimmung in deutschen Unternehmen im September erneut auf.

Dass sich speziell Technologieaktien wie Logitech (-3,7%) und Temenos (-1,4%) auf den Verkaufslisten befinden, begründen Händler mit den schwachen US-Vorgaben. Der Nasdaq Composite hat alleine im September bisher nahezu 10 Prozent eingebüsst - 3 Prozent alleine am gestrigen Mittwoch. Die Kurssprünge im Frühjahr und Sommer hätten zu einer klaren Überbewertung der Branche geführt, so dass viele Investoren nun diese Gewinne versilberten.

Daneben kommen Aktien aus dem Finanzsektor unter die Räder: So sacken UBS und CS um jeweils 2,3 Prozent ab. Händler verweisen bei den beiden Grossbanken auf Medienberichte, wonach sie Fusionsgespräche bereits im Sommer abgebrochen haben sollen. Mit Julius Bär, Swiss Life und Zurich stehen noch weitere Finanzaktien auf den Verkaufslisten. Sie alle fallen zwischen 1,2 und 2,0 Prozent.

Steigende Konjunkturängste machen denn auch vor allem zyklischen Werten wie Adecco, LafargeHolcim oder auch Kühne+Nagel zu schaffen, die zwischen 1,7 und 2,0 Prozent zurückkommen.

Dass die Unsicherheit derzeit jedoch breiter angelegt ist, lässt sich daran ablesen, dass auch weniger konjunktursensible Gesundheitswerte verstärkt verkauft werden. Neben Straumann geben Lonza (je -1,9%), Sonova (-1,7%) und auch Alcon (-1,3%) überdurchschnittlich nach.

Am entgegengesetzten Ende stemmen sich Swisscom-Aktien mit einem unveränderten Kurs gegen die Abwärtsdynamik. Besser als der Markt halten sich zudem die Anteilsscheine vom Schwergewicht Nestlé mit -0,5%.

In den hinteren Reihen leiden Vifor (-3,9%) unter gemischt ausgefallenen Studiendaten. Die ohnehin gebeutelten Aktien von Dufry (-3,6%) und Flughafen Zürich (-2,4%) leiden derweil darunter, dass weitere Gebiete innerhalb der EU zu Risikogebieten erklärt wurden.

PSP Swiss Property (+2,6%) profitieren am Vormittag davon, dass die Immobiliengesellschaft in der Genfer Innenstadt drei Gewerbeimmobilien erworben und die EBITDA-Prognose für das laufende Jahre erhöht hat.

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