Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag noch vor dem Mittag wieder in die Gewinnzone zurückgefunden. Er profitiert dabei von der hohen Gewichtung defensiver Valoren. Denn die Stimmung ist an sich nicht die Beste, erklärten Börsianer. Den Anlegern aufs Gemüt drücken die Lockdown-Verlängerungen in vielen Ländern Europas. Die Story vom Boom nach einem Ende der Pandemie hat Schlagseite bekommen, sagte ein Marktbeobachter.

Dazu komme die Sorge um weiter steigende Renditen vor allem in den USA. Die Nachrichtenlage ist am Berichtstag recht überschaubar. Auch Aussagen des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell können keine grösseren Impulse geben. Er hatte laut einem Redetext für eine Anhörung vor einem Parlamentsausschuss gesagt, dass sich die US-Wirtschaft schneller als allgemein erwartet erhole und in den kommenden Monaten weiter an Fahrt aufnehme. Das Fed werde die Wirtschaft "so lange wie notwendig" mit einer lockeren Geldpolitik stützen, versicherte Powell.

Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,17 Prozent höher bei 11'067,10 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,10 Prozent auf 1'787,75 und der breite SPI um 0,09 Prozent auf 13'972,35 Zähler Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer fast die Waage.

Roche-Bons (-1,4%) werden nach einem Forschungs-Misserfolg gemieden. Der Pharmakonzern hat mit seinem Kandidaten Tominersen zur Behandlung der Huntington Krankheit die derzeit laufende Studie vorzeitig beendet. Das wird am Markt als grosse Enttäuschung verbucht, da Roche damit auch ein beachtliches Marktpotenzial durch die Lappen gehe.

Ansonsten werden defensive Werte bevorzugt. So werden Aktien wie Givaudan (+2,1%), Swisscom (+1,2%), Nestlé (+1,1%) oder Novartis (+1,0%) in die Depots genommen.

Auch Alcon (+0,7%) erfreuen sich im Vorfeld des Investorentages einer guten Nachfrage. Analysten gehen davon aus, dass die Zweifel an der Erreichbarkeit der Mittelfristziele ausgeräumt werden können. Andere Medtechaktien wie Sonova (+0,8%) werden ebenfalls gekauft.

Zyklische Papiere sind zweigeteilt. Baunahe Werte wie Sika (+0,4%), LafargeHolcim (+0,2%) oder Geberit (+0,2%) profitieren von den Impulsen, die man sich gerade auch vom gigantischen Impuls- und Infrastrukturprogramm der US-Regierung verspricht. Auf der anderen Seite fallen die zuletzt gut gelaufenen Richemont und Swatch um 0,9, respektive 2,0 Prozent. Reisebeschränkungen tun dem Geschäft mit Uhren und Schmuck nie gut.

Die Aktien der Grossbank UBS verteuern sich um 0,5 Prozent. Für Aufsehen sorgt der laufende Steuerprozess am Berufungsgericht in Paris, wo die Staatsanwaltschaft im Vergleich zum erstinstanzlichen Urteil eine klar tiefere Busse fordert. Bis ein Urteil vorliegt, brauchen die Anleger aber Geduld. Aber auch Credit Suisse erholen sich vom jüngsten "Greensill-Rücksetzer" um 0,8 Prozent.

In den USA wurden gestern insbesondere Technologietitel von wieder leicht sinkenden Rentenrenditen gestützt. Hierzulande ziehen einzig Logitech um 1,3 Prozent an. Am anderen Ende fallen AMS um 5,0 Prozent.

Forbo ziehen im breiten Markt um 1,8 Prozent an. Der Industriekonzern lanciert einen Aktienrückkauf. Zur Rose springen nach den jüngsten Rückschlägen gar um 9,2 Prozent auf 360,50 Franken. Morgan Stanley hat die Abdeckung der Papiere mit einer Kaufempfehlung und einem hohen Kursziel von 500 Franken aufgenommen.

Comet büssen dagegen 6,7 Prozent auf 217,50 Franken ein. Laut Händlern hat der grösste Aktionär ein bedeutendes Aktienpaket (7,5% der Anteile) zu 212 Franken das Stück losgeschlagen. Die Aussicht auf Osterferien daheim drücken den Flughafen Zürich um 1,5 Prozent und den Reisedetailhändler Dufry um 2,1 Prozent.

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