Zürich (awp) - Die Aufwärtsbewegung an der Schweizer Börse hält am Dienstag an. Der SMI erreicht dabei vorübergehend gar ein neues Rekordhoch. Geschuldet ist das Plus weitgehend den Kursgewinnen von Lonza und den beiden Schwergewichten Roche und Nestlé. Andere Impulse wie Firmenergebnisse oder wichtige Konjunkturzahlen sind dagegen nicht auszumachen. Erst am Donnerstag, wenn sich die Europäische Zentralbank (EZB) zu ihrer Geldpolitik äussert und die US-Inflationszahlen veröffentlicht werden, stehen kursbewegende Ereignisse auf dem Programm.
Nach einem festen Start sind die Gewinne im Verlauf von den Höchstwerten wieder etwas abgeschmolzen. Der Markt stehe auf einem sehr hohen Niveau und sei auch technisch überkauft. Doch solange die Zentralbanken die Hausse mit billigem Geld am Leben erhielten, mache es keinen Sinn sich dagegen zustellen, sagte ein Händler. Die Anleger sollten sich dabei aber auf Papiere von soliden und gut finanzierten Unternehmen fokussieren. "Und auch Gewinnmitnahmen sollten nicht vergessen werden."
Der SMI notiert nach einem Rekordhoch auf 11'690,45 Zählern um 11.05 Uhr noch um 0,43 Prozent höher auf 11'680,10 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,41 Prozent auf 1904,44 und der breite SPI um 0,39 Prozent auf 15'033,35 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 21 zu, acht geben nach und einer (Schindler PS) sind unverändert.
Angeführt werden die Gewinner von Lonza (+4,9%). Goldman Sachs hat die Aktie auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft, was dem Titel bei 641,40 Franken gar ein neues Rekordhoch bescherte. Der Pharmazulieferer profitiert auch davon, dass die Aktien im Zusammenhang mit der Entscheidung der US-Zulassungsbehörde FDA, das Alzheimer-Mittel von Biogen trotz schwacher Daten zuzulassen, stark nachgefragt werden. Firmen wie Lonza, Bachem (+2,3%) und Siegfried (+1,8%), die Medikamenten-Wirkstoffe herstellen, könnten sich auf zusätzliche Aufträge und steigende Umsätze freuen, heisst es am Markt.
Die FDA-Entscheidung verhelfe dem gesamten Sektor überhaupt zu einer höheren Bewertung. Davon profiterten auch Roche (+0,7%), die ebenfalls in der Alzheimerforschung aktiv sind. Die Aktien von Rivale Novartis (-0,2%) rutschen dagegen nach anfänglichen Gewinnen leicht ab.
Ebenfalls eine Stütze des Marktes sind Nestlé (+0,4%), die im Verlauf ebenfalls ein neues Rekordhoch erreichten. Damit habe der Lebensmittelwert einen wichtigen Widerstand geknackt und nun stünden dem substanzstarken Titel keine kursmässigen Hindernisse mehr entgegen. "La Hausse amène la Hausse", sagte ein Händler.
Bei den Gewinnern sind zudem Technologietitel wie Logitech (+1,1%) und Temenos (+0,5%), die Bauzulieferer Geberit (+0,8%) und Sika (+0,4%), die defensiven Swisscom (+0,7%) oder der Finanzwert Partners Group (+0,7%) zu finden.
Dagegen sind mit Straumann (-1,7%), Alcon (-0,4%) und Sonova (-0,6%) defensive Werte tiefer gehandelt. Zudem leiden auch Zykliker wie Adecco (-0,5%) und Richemont (-0,5%) und der Finanztitel CS (-0,2%) unter Abgaben.
Im Prozess einer kursmässigen Bodenbildung befänden sich zudem AMS (+0,2%). Über ihren Ausgang bestehe allerdings Unsicherheit. Sollte AMS Apple als Kunden (teilweise) verlieren, wie am Markt spekuliert wird, könnte dies die Erträge schmälern. Andere sehen dagegen gerade darin eine Chance: Wenn AMS die Kundenbasis erweitere, wozu es nicht zuletzt durch die Übernahme von Osram kommen werde, sei der Chiphersteller besser und stabiler aufgestellt, was sich auch in höheren Kursen auszahlen dürfte, heisst es am Markt.
Am breiteren Markt gewinnen Landis+Gyr 4,2 Prozent. Das Messtechnikunternehmen hat einen bestehenden Service-Vertrag mit Tepco Power Grid Inc. verlängert. Gesucht sind zudem Montana Aerospace (+4,7%) und Molecular Partners (+3,7%). Aryzta (+3,8%) setzen den Mitte Mai gestarteten Höhenflug fort.
pre/uh