Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich mit seinen Abgaben vom Freitag auf dem Weg, eine weitere Börsenwoche mit Verlusten zu beenden. Es wäre die dritte in Folge. Auch in Europa geben die Indizes angesichts der schwachen Vorgaben aus Übersee nach. Dabei werden aktuell die Sektoren, die zuletzt die grössten Zuwächse verzeichneten wieder verkauft. "Die Risikobereitschaft ist auf breiter Front gesunken, und die vorsichtige Handelsstimmung spiegelt die globale Unsicherheit wider, mit der die Anleger derzeit konfrontiert sind", fasst ein Händler die aktuelle Lage zusammen.

Die Stimmung werde durch die Geldpolitik, uneinheitliche Unternehmensergebnisse, einen grösseren Einfluss von Omikron auf die Volkswirtschaften sowie die zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und Russland wegen der Ukraine gedrückt. "Jedes Mal, wenn die Zeichen auf Vorsicht stehen, neigen die Anleger dazu, ihr Engagement in risikoreicheren Vermögenswerten zu reduzieren und sicherere Häfen wie Edelmetalle, Anleihen und Währungen wie den japanischen Yen und den Schweizer Franken zu suchen, und genau das passiert jetzt", kommentiert ein weiterer Börsianer. Ausserdem halte der Ausverkauf bei Technologieaktien an, und dem Gesamtmarkt falle es zunehmend schwerer, sich gegen den negativen Trend zu stemmen. "Wenn dann noch mit Netflix ein Unternehmen mit seinem Ausblick enttäuscht, das bei den Anlegern während der Pandemie so hoch im Kurs stand, will sich kein Investor die Finger verbrennen."

Der SMI verliert gegen 11.35 Uhr 1,02 Prozent auf 12'432,91 Punkte. Sein bisheriges Tagestief liegt bei 12'424 Punkten, was damit gleichzeitig ein neues Jahrestief ist. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,20 Prozent auf 1988,63 Punkte und der breite SPI um 0,99 Prozent auf 15'768,51 Punkte. Alle 30 SLI-Werte bis auf Swiss Re fallen. Nestlé sind unverändert.

Wie zahlreiche Marktbeobachter betonen, sehen viele Indizes mittlerweile auch charttechnisch angeschlagen aus. So auch der SMI. Im aktuellen Umfeld erwiesen sich charttechnische Unterstützungszonen als butterweich, sagt ein Händler. Dem SMI drohe ein Absturz in Richtung des Tiefstands vom November bei 12'072 Punkten.

Entsprechend den Übersee-Vorgaben sacken denn auch hierzulande vor allem Technologiewerte überdurchschnittlich stark ab. So verlieren die Blue Chips Logitech (-4,2%), AMS (-3,1%) und Temenos (-2,9%) allesamt deutlich. In den hinteren Reihen geht es für Branchenvertreter wie U-Blox, Comet, Inficon und VAT zwischen 2,0 und 2,8 Prozent abwärts.

Auch die beiden Uhrenherstellertitel Richemont (-3,1%) und Swatch (-1,9%) stehen auf den Verkaufslisten. Sie gehören zu jenen Werten, die sich dem insgesamt eher schwachen Markttrend seit Jahresbeginn bislang mit Kursgewinnen entziehen konnten. ZU dieser Gruppe zählen auch Adecco (-2,4%).

Etwas uneinheitlich ist die Entwicklung bei den Finanzwerten: Während Partners Group, die CS, Swiss Life, Julius Bär bis zu 2,3 Prozent verlieren, halten sich UBS mit -0,1 Prozent besser als der Markt, und die Aktien der Swiss Re gewinnen gar 0,3 Prozent hinzu. Eine neu ausgesprochene Kaufempfehlung der Société Générale lässt Investoren bei dem Rückversicherer zugreifen.

Dass der SMI nicht so stark fällt wie manche seiner europäischen Pendants ist aber vor allem dem Schwergewicht Nestlé zu verdanken. Auch Roche stützen den Markt mit einem unterdurchschnittlichen Minus von 0,3 Prozent nach unten ab.

Nachrichten lieferten zum Wochenschluss vor allem Werte aus den hinteren Reihen. Die beiden Beteiligungsgesellschaften HBM (-4,7%) und BB Biotech (-2,8%) haben zuletzt unter dem schwachen Trend in der Biotechbranche gelitten.

Nach Zahlen gesucht sind dagegen Autoneum, Huber+Suhner sowie die Zuger KB, die allesamt um mehr als ein halbes Prozent dazugewinnen.

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