Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse notiert am späten Freitagvormittag fester. Getragen wird der Markt laut Händlern vor allem von einer Gegenbewegung bei den Schwergewichten Nestlé und Roche, die am Vortag den Gesamtmarkt ins Minus gezogen hatten. Das Geschäft verlaufe im Vergleich zum Vortag, als zahlreiche Firmenergebnisse zu verarbeiten gewesen seien, deutlich ruhiger, meint ein Händler. Aber die Stimmung sei dank positiver Vorgaben aus den USA weiterhin gut. Dort sorgten vor allem der Hype um Künstliche Intelligenz und der unerwartet starke Ausblick des KI-Chip-Herstellers Nvidia für neue Kursrekorde der Börsenindizes.

Zwar weist auch der hiesige Aktienmarkt eine positive Entwicklung für das laufende Jahr aus. Doch liegt er weit hinter seinen ausländischen Pendants zurück. So hat der Leitindex Anfang 2022 auf knapp 13'000 Punkten seinen Höchststand erreicht. Und dieser liegt noch in weiter Ferne. Grund dafür sind die im aktuellen Umfeld wenig gefragten defensiven Schwergewichte. Dazu komme die anhaltend starke US-Wirtschaft bei tendenziell sinkender Teuerung. "Das hält das Rally am Laufen", sagt ein Händler. Dagegen schwächelt der Konjunkturmotor in Europa.

Der Leitindex SMI notiert 11.15 Uhr um 0,40 Prozent höher auf 11'431,46 Punkten. Damit steuert der Leitindex auf einen Wochengewinn von knapp einem Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 0,24 Prozent zu auf 1859,16 und der breite SPI um 0,39 Prozent auf 14'914,80 Zähler. Im SLI stehen 18 Gewinnern zwölf Verlierer gegenüber.

Im Fokus stehen die Aktien von Meyer Burger (-3,8%), die nach einem Taucher zu Handelsbeginn von fast einem Fünftel wieder deutlich Boden gut gemacht haben. Der Solarzellenhersteller will sich mehrere Hundert Millionen Franken neues Kapital besorgen. Zudem wird der Wegzug aus Deutschland vorbereitet. Diesbezüglich sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen, heisst es an einer Telefonkonferenz. Aber die Politik müsse entscheiden. Die Kurserholung könne zum Teil mit Deckungskäufen erklärt werden. Möglicherweise spekulierten kurzfristige Käufer auch auf einen "schnellen Schnitt", meint ein Händler. Ein Engagement sei aber risikoreich, sagt ein anderer Händler.

Bei den Bluechips stehen ABB (-1,9%) im Fokus. Bei dem Elektrokonzern kommt es Anfang August zu einem Wechsel an der Spitze. Morten Wierod löst Björn Rosengren als CEO ab. Rosengren wird ABB Ende Jahr verlassen. "Neue Führung bedeutet Unsicherheit, auch wenn der Nachfolger ein Eigengewächs ist", sagt ein Händler. Ein anderer Börsianer spricht dagegen von Gewinnmitnahmen. "ABB sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Nun nehmen die Verkäufer den CEO-Wechsel zum Anlass für Gewinnmitnahmen"

Ebenfalls viel Beachtung finden Nestlé (+1,3%). Sie holen mit einer Gegenbewegung einen Teil des Vortagesverlusts von 4,9 Prozent auf. "Natürlich hat der Markt mehr erwartet. Aber die Zahlen sind ja nicht schlecht und langfristig haben sich Nestlé immer gelohnt", sagt ein Händler. Dies sehen auch die meisten Analysten so. Denn sie haben zwar das Kursziel gesenkt, aber die Kaufempfehlung bestätigt. Mit Nestlé sei noch kein Aktionär verhungert, heisst es am Markt.

Hinter Nestlé belaufen sich die Kursgewinne im SLI auf ein Prozent (Givaudan) oder weniger. Roche (GDS +0,7%) machen die Vortagesdelle wett und Novartis (+0,3%) gewinnen leicht hinzu.

Dagegen kommt es bei den Aktien von VAT (-0,6%) zu Gewinnmitnahmen. Andere Technologiewerte wie AMS Osram (+1,8%), Logitech (+0,6%), Comet (+0,8%) und Inficon (+0,1%) bauen dagegen die im Zuge des KI-Booms erzielten Gewinne weiter aus.

Gefragt sind die Aktien von Georg Fischer (+7,9%). Der Industriekonzern bläst die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme der finnischen Uponor ab. Dies sei eine gute Entscheidung, kommentiert Vontobel. Damit gebe es auch keine Verwässerung für die bestehenden Aktionäre und es falle grosse Unsicherheit weg.

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