Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt erlebt zur Wochenmitte eine breit abgestützte Gegenbewegung. Nach dem beschleunigten Ausverkauf am gestrigen Dienstag bügelt der Leitindex SMI somit einen Teil der deutlichen Abgaben aus. In seinem gestrigen Tief notierte er um mehr als 1000 Punkte unter seinem Rekordhoch von Mitte August. Der Ausverkauf stellte quasi den Höhepunkt einer seit mehreren Wochen andauernden Bereinigung dar, heisst es im Handel. Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Kurse halten, denn mit dem bevorstehenden Quartalsende könnte es am Markt vorerst volatil bleiben.

Etwas Unterstützung komme auch von Seiten der Staatsanleihen, die sich stabilisiert haben. Damit habe der Appetit auf risikoreichere Anlagen etwas zugenommen. Dennoch sollte die aktuelle Erholung nicht darüber hinwegtäuschen, dass Themen wie die jüngste Patt-Situation bei den Debatten um den US-Haushalt, die anhaltend hohe Inflation, teilweise enttäuscht aufgenommene Wirtschaftsdaten sowie die höheren Energiepreise die Marktvolatilität in den kommenden Tagen hochhalten werde. Mit Blick auf die weitere Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken erhoffen sich Investoren Anhaltspunkte aus den geplanten Reden von BoE-Gouverneur Andrew Bailey und Fed-Chef Jerome Powell.

Der SMI zieht gegen 11.10 Uhr um 1,14 Prozent an auf 11'616,25 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 1,19 Prozent auf 1898,87 und der breite SPI um 1,15 Prozent auf 15'029,1 Zähler. Mehr als die Hälfte der 30 SLI-Werte weisen denn auch Gewinne von mindestens 1 Prozent auf. Nur Schindler (-0,8%) fallen zurück.

Seit Handelsstart hat sich die Liste der Top-Favoriten zwar immer wieder etwas geändert, eines haben aber alle Werte darauf gemeinsam: Investoren greifen vor allem bei jenen Titeln zu, die in den letzten Tagen besonders stark unter die Räder gekommen waren. Dabei waren aber auch dies genau die Top-Favoriten im bisherigen Jahresverlauf gewesen.

So findet man aktuell Partners Group (+2,4%), Kühne+Nagel (1,9%) sowie Sonova (+1,5%) unter den grössten Gewinnern. Aber auch Sika, Lonza oder Straumann gelingt es, mit Kursgewinnen zwischen 2,4 und 1,1 Prozent einen kleinen Teil der jüngsten Verluste wettzumachen. Wie Marktteilnehmer in den letzten Tagen betonten, wurden vor allem Wachstumsranchen wie Technologie und Medtech im Zuge des zinsbasierten Ausverkaufs aus den Depots geworfen.

Swisscom (+2,4%) wiederum profitieren von einem Analystenkommentar. Die US-Bank JPMorgan hat die Titel am Morgen hochgestuft. Die Bank sieht Swisscom an einem Wendepunkt angelangt: So werde das Unternehmen 2021 nach sieben Jahren wieder zum Wachstum zurückkehren, auch dank der Italientochter Fastweb. Auf lange Sicht wirke sich sogar der erfolgte Zusammenschluss von UPC mit Sunrise im Heimmarkt positiv aus, da er zu einem rationaleren Wettbewerb führen werde, so die Studienautoren.

Auch bei Geberit (+1,9%) sind es die Aussagen eines Analysten, die stützen. Hier meint der zuständige Experte der UBS, dass der Konzern auch weiterhin vom Renovationstrend und von der Aufstockung der Lagerbestände bei den Kunden profitieren sollte.

Derweil erholen sich Logitech (+2,0%) etwas von dem Kurseinbruch am Vortag. Ein negativer Kommentar von Morgan Stanley hatte die Aktien am Dienstag in dem insgesamt schwachen Umfeld deutlich auf Tauchkurs geschickt.

Ähnliche Erfahrungen machen aktuell die Aktien von Schindler, die gegen den Trend um 0,8 Prozent fallen. Hier haben die Experten der SocGen den Daumen gesenkt und empfehlen, die Aktien zu verkaufen. Aus mehreren Gründen sei das Chancen/Risiko-Verhältnis für die Aktie des Lift- und Rolltreppenherstellers unattraktiv geworden. Nicht nur sei das Wachstum des chinesischen Marktes ins Stocken geraten, sondern auch der Kostendruck nehme zu.

In den hinteren Reihen springen Burckhardt Compression um 5,6 Prozent an - auch hier beschleunigt ein Analystenkommentar die Bewegung. Erholungstendenzen sind hingegen bei Technologieaktien wie Comet und VAT zu sehen, die beide um etwa 2 Prozent zulegen.

Am entgegengesetzten Ende sind Schlatter, Coltene und Aluflexpack zu finden, die sich zwischen 5,9 und 2,4 Prozent verbilligen.