Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Dienstag, belastet von den steigenden Spannungen zwischen den USA und China sowie den anhaltenden Konjunktursorgen, im Minus. Am Montag war die Börse wegen des Schweizer Nationaleiertags geschlossen. Während die am Vortag veröffentlichten PMI-Daten aus dem Ausland enttäuscht hatten, sind entsprechenden Indizes in der Schweiz gut ausgefallen. Massiv eingetrübt hat sich allerdings die Konsumentenstimmung. Demnach beurteilen Herr und Frau Schweizer ihre finanzielle Lage "historisch negativ".

Für Unruhe bei den Beziehungen der USA mit China sorgt der möglicherweise bevorstehende Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, auf Taiwan. Sie würde sich mit der Visite in Taipeh über Warnungen aus Peking hinwegsetzen, in denen auch mögliche militärische Gegenmassnahmen angedroht wurden. Es wäre der ranghöchste Besuch eines US-Politikers seit 25 Jahren in Taiwan. Eine Eskalation wäre ein harter Schlag gegen die westlichen Industrienationen. Jeder zweite Halbleiter wird laut Analysten in Taiwan produziert. Dies habe der Erholung am Aktienmarkt ein jähes Ende gesetzt, sagte ein Händler.

Der SMI notiert gegen 11.15 Uhr um 0,50 Prozent tiefer bei 11'089,68 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,10 Prozent auf 1714,03 und der breite SPI 0,69 Prozent auf 14'346,68 Zähler. Im SLI stehen sich 25 Verlierer und 5 Gewinner gegenüber.

Stark unter Druck stehen die Aktien der Credit Suisse (-5,7%). Ursache ist, dass die Ratingagenturen Moody's und S&P sich negativ geäussert haben. Moody's hat die vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten und Einlagen der CS-Gruppe auf 'Baa2' von 'Baa1' herabgestuft sowie den Ausblick auf 'negativ' bestätigt. Standard & Poor's (S&P) senkte den Ausblick für das "BBB"-Rating der Gruppe auf "negativ". Die Anteile der Rivalin UBS und Julius Bär verlieren dagegen "nur" je 1,3 Prozent.

Bei den Aktien von Partners Group (-4,9%), Schindler (-3,9%), VAT (-3,1%), Sika (-2,7%), Straumann (-2,9%), Swatch (-2,9%) und Richemont (-2,0%), Geberit (-2,1%) und Adecco (-2,4%) nehmen laut Händler kurzfristig orientierte Marktteilnehmer die zum Vorwochenschluss erzielten Gewinne mit. Adecco und VAT legen Donnerstag ihre Zwischenberichte vor.

Unter Druck stehen auch AMS Osram (-3,0% auf 7,57 Fr.). Die Analysten von Kepler Cheuvreux und der Credit Suisse haben ihr Kursziel nach der Veröffentlichung des Quartalsergebnis auf 8,50 von 19,00 bzw. auf 8,00 von 13,80 Franken reduziert. Bei der Bank Vontobel liegt das neue Kursziel auch nach der Senkung mit 15,00 Franken (von 22,00 Fr.) noch klar über dem aktuellen Kurs.

Verluste von unter einem Prozent verbuchen die Versicherer Swiss Life (-0,5%) und Swiss Re (-0,7%) sowie der Hörgerätehersteller Sonova (-0,7%). Zurich Insurance (+0,1%) sind gut gehalten.

Am besten schlagen sich die als Obligationenersatz taxierten Swisscom (+0,9%), deren Halbjahresergebnis am Donnerstag erwartet wird. Gefragt sind die ebenfalls als defensiv geltenden Nestlé (+0,6%), Novartis (+0,2%) und Roche (+0,3%). Roche kann mit einer neuen Darreichungsform die Behandlungszeit für Krebspatienten verkürzen. In einer Phase-III-Studie (IMscin001) habe das Immuntherapeutikum Tecentriq (Atezolizumab) bei Lungenkrebs-Patienten entsprechende Ziele erreicht.

Am breiten Markt büssen Meyer Burger 9,1 Prozent ein. Das Solartechnikunternehmen muss wegen Engpässen in den Lieferketten die eigenen Pläne, wie viele Solarmodule in seinen im Aufbau befindlichen Anlagen hergestellt werden, zurechtstutzen. Interroll (-5,0%) büssen nach Zahlen ebenfalls deutlich an Wert ein. GAM verlieren am Tag vor der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz 0,9 und Oerlikon 3,0 Prozent.

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