Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte leichte Orientierungsschwierigkeiten. Dabei bewegt sich der Leitindex SMI in einer engen Spanne, was diesen Eindruck noch weiter unterstützt. Einmal mehr sorgt insbesondere die US-Politik für Gesprächsstoff. So hat US-Präsident Donald Trump am Vortag die Verhandlungen mit den Demokraten über ein weiteres Konjunkturpaket überraschend auf Eis gelegt. Erst nach den Präsidentschaftswahlen in einem Monat soll es nun ein Programm geben.

Dabei hatte US-Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag nochmals betont, dass sich die US-Konjunktur nur dann weiter erholen könne, wenn Fiskal- und Geldpolitik an einem Strang ziehen. Die Reaktionen der Beobachter auf Trumps Entscheidung fallen denn auch durchwegs eher negativ aus. Während einige darin ein taktisches Manöver sehen, betonen andere, dass er sich einmal mehr einer parteiübergreifenden Lösung entziehe. Im weiteren Handelsverlauf dürfte sich die Aufmerksamkeit einerseits auf die EZB-Präsidentin Christine Lagarde richten, die auf einer Konferenz sprechen wird, sowie auf das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung, das am Abend veröffentlicht wird. Aber auch die Debatte der US-Vizepräsidenten dürfte weitere Einzelheiten über die wirtschaftliche und internationale Position einer möglichen Biden-Regierung liefern.

Der SMI tritt gegen 11.00 Uhr bei 10'231,26 Punkten mit -0,02 Prozent auf der Stelle. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um verhaltene 0,10 Prozent auf 1'567,05 Zähler, während auch der breite SPI mit +0,03 Prozent auf 12'773,73 Punkte praktisch unverändert ist. Im SLI stehen 18 Gewinnern 12 Verlierer gegenüber.

Spitzenreiter wie Sonova (+2,7%) und Sika (+2,2%) werden vor allem durch Analystenkommentare gestützt. Nach den Investorentagen der beiden Unternehmen haben sich verschiedene Analysten in beiden Fällen nun über die weiteren Wachstumschancen geäussert. Bei Sonova loben Experten etwa bei Jefferies oder Bernstein die bestätigten Mittelfristziele. Im Fall von Sika zeigen sich die Analysten zuversichtlich für die Zahlen zum dritten Quartal.

Auch beim Aroma- und Riechstoff-Hersteller Givaudan (+1,2%) sind es die Einschätzungen der UBS, die den Aktien Schwung verleihen. In einer Branchenstudien betonen sie, dass sich die Branche bislang im Rahmen der Erwartungen erholt habe. Givaudan gehört dabei zu ihren bevorzugten Werten, während sie bei Clariant (+0,7%) ein erhöhtes Enttäuschungspotenzial ausmachen. Givaudan wird am Donnerstag Zahlen vorlegen.

Darüber hinaus sind Aktien aus den unterschiedlichsten konjunktursensiblen Branchen gefragt. Hinter Swatch (+1,4%) folgen Titel wie Schindler, Logitech oder LafargeHolcim mit Aufschlägen zwischen 1,1 und 0,7 Prozent.

Logitech erholen sich damit von den Vortagesverlusten von etwa 5 Prozent. Die anderen beiden Technologie-Blue-Chips Temenos (-1,5%) und AMS (-0,6%) stehen dagegen auf den Verkaufslisten. Händler verweisen auf insgesamt eher belastende Nachrichten aus den USA. Ein Untersuchungsbericht des US-Wettbewerbsausschusses habe festgestellt, dass die Marktmacht der US-Technologiekonzerne einem Monopol gleichkomme. Dies dürfte sich längerfristig negativ auf die Notierungen auswirken.

Beim Spezialisten für Bankensoftware, Temenos, hält die Schwäche nun schon einige Tage an. Laut Händlern haben hier die Skeptiker Oberhand, nachdem Analysten sich zuletzt eher kritisch über die weitere Geschäftsentwicklung geäussert haben.

Die rote Laterne tragen bei den Blue Chips nach einem guten Lauf am Vortag die Finanzaktien. Swiss Re, Zurich, Swiss Life, Julius Bär, CS und die UBS geben zwischen 1,6 und 0,1 Prozent ab.

Tendenziell belastend sind auch die leichten Kursverluste der beiden Pharma-Schwergewichte Roche (-0,3%) und Novartis (-0,2%). Ein Plus von 0,1 Prozent beim dritten Dickschiff Nestlé kann nur knapp ausgleichen.

In den hinteren Reihen setzen Santhera ihre Abwärtsbewegung vom Vortag mit -6,7 Prozent fort. Das Unternehmen hat bei einem seiner wichtigen Kandidaten wegen unzureichender Wirksamkeit die Reissleine gezogen. Dem stehen Kursgewinne von 3,6 Prozent bei Dufry gegenüber, nachdem Mainfirst mit einer Hochstufung auf die jüngsten Nachrichten über neue Ankeraktionäre reagiert hat.

hr/rw