Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt heisst es am Donnerstag: Wie gewonnen, so zerronnen. Die Erholung vom Vortag mit einem Plus des SMI von über 300 Punkten oder beinahe 3 Prozent erweist sich als nicht nachhaltig. Zu hoch bleibt die Nervosität an den Finanzmärkten angesichts der zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus den USA und der drohenden Eskalation im Nahen Osten. Marktteilnehmer verweisen auf die zwar etwas geringere, aber noch immer hohe Volatilität an den Märkten, welche ein untrügliches Zeichen für die anhaltende Verunsicherung sei. So hat sich der VSMI, der entsprechende Index für die hiesigen Aktien, zuletzt zwar etwas zurückentwickelt, bleibt aber bei knapp 20 Punkten auf einem hohen Niveau.

Wir gross die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA ist, wird unterschiedlich beurteilt. Aber selbst wenn die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden könne, werde eine deutliche Abschwächung immer wahrscheinlicher, meint etwa CMC Markets in einem Kommentar. Und der Broker IG sieht eine Rezession in den USA als "eher unwahrscheinlich", verschreckt seien die Investoren aber trotzdem. Den für den heutigen Nachmittag angesagten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe könnte in diesem Umfeld für einmal mehr Beachtung geschenkt werden als üblich.

Bis um 10.55 Uhr büsst der Leitindex SMI 1,36 Prozent auf 11'682,99 Punkte ein und notiert damit leicht über dem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, verliert 1,52 Prozent auf 1885,57 Punkte und der breite SPI 1,32 Prozent auf 15'557,30 Punkte. Alle SLI-Werte stehen tiefer.

Grösster Verlierer sind aktuell Sandoz (-4,5%). Grund dafür ist der Halbjahresabschluss, der den Erwartungen der Analysten nicht ganz entsprochen und dadurch Gewinnmitnahmen nach dem starken Juli ausgelöst hat. Kritisiert wurde insbesondere, dass das Geschäft mit den Generika enttäuschend verlaufen sei.

Auch Zurich (-2,2%) werden nach Halbjahreszahlen verkauft, der Titel hat sich aber immerhin vom Tagestief und vom Tabellenende etwas gelöst. In Analystenkreisen zeigt man sich eigentlich zumeist zufrieden mit dem Resultat. Das Hauptaugenmerk werde heute aber wahrscheinlich auf den - hauptsächlich aufgrund von Naturkatastrophen - erhöhten Schadenkosten liegen, meint etwa die Bank Vontobel. Sie verweist überdies auf den hohen Bewertungszuschlag der Zurich-Aktie im Vergleich zu europäischen Konkurrenten.

Im Zuge der Tech-Schwäche in den USA vom Vorabend gehören auch Logitech (-2,8%) und VAT (-2,1%) zu den grösseren Verlierer. Im breiten Markt trifft dies auch Comet (-2,0%), AMS Osram (-1,9%) oder Inficon (-1,6%).

Bei den Blue Chips fallen noch Alcon (-2,6%), Lonza (-2,5%), Sika (-2,2%) und Richemont (-2,1%) mehr als 2 Prozent zurück.

Auf der anderen Seite zeigen sich Swiss Re mit einem minimalen Minus von 0,1 Prozent derzeit als bester Wert. In Marktkreisen wird den am Morgen vorgelegten Zahlen des Konkurrenten Munich Re eine gewisse unterstützende Wirkung zugesprochen. Auf den ersten Blick würden die Zahlen von Munich Re zeigen, dass innerhalb des Versicherungssektors der Bereich Rückversicherung der "sweet spot" bleibe, so die Bank Vontobel.

Wie oft in unsicheren Zeiten sind defensive Werte stabiler. Die PS von Lindt & Sprüngli, Swisscom (je -0,2%) und die GS von Roche (-0,4%) sind hinter Swiss Re die am wenigsten verkauften Aktien.

Im breiten Markt sind Coltene (+2,2%) nach Zahlen gegen den Trend gesucht. Kuros (-3,7%) fallen hingegen mit dem Semesterergebnis nach starkem Start und volatilem Verlauf mittlerweile ebenfalls klar zurück.

cf/rw