Zürich (awp) - Eine mögliche weitere Konfrontation zwischen den USA und China sowie Gewinnmitnahmen vor dem bevorstehenden langen Pfingst-Wochenende drücken den Schweizer Aktienmarkt am Freitag ins Minus. Die Wochenbilanz für den Leitindex SMI dürfte aber nicht zuletzt dank des starken Kursverlaufs am (gestrigen) Donnerstag dennoch positiv ausfallen.

Das Verhältnis zwischen den USA und China ist einmal mehr das marktbeherrschende Thema. Im Laufe des Handelstages wird US-Präsident Donald Trump eine Pressekonferenz abhalten, um den künftigen China-Kurs zu erklären. Streit ist zuletzt über den Umgang mit dem noch autonomen Verwaltungsgebiet Hongkong entbrannt. Börsianer sorgen sich nun, dass Trump Massnahmen ergreifen könnte, durch die auch die Phase I des Handelsabkommens zwischen den beiden Mächten in Gefahr geraten könnte.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,63 Prozent auf 9'863,11 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind, verliert 0,77 Prozent auf 1'464,13 Zähler und der breite SPI 0,56 Prozent auf 12'260,51 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln geben 25 nach, vier steigen und Givaudan sind unverändert.

Dass sich der Schweizer Markt unter dem Strich etwas besser hält als seine europäischen Kollegen, liegt nicht zuletzt an seiner eher defensiven Ausrichtung. Leichte Gewinne bei Swisscom, Lonza (+0,3%) und Nestlé (+0,1%) sowie unveränderte Givaudan und unterdurchschnittliche Verluste zwischen 0,1 und 0,4 Prozent bei Novartis, Alcon und Sonova untermauern das.

Eine gewisse Erleichterung erfährt der Schweizer Markt aktuell aber auch durch die Währungsentwicklungen. Der Euro hat seit den Plänen für einen milliardenschweren Corona-Aufbauplan der EU-Kommission Auftrieb erhalten und sich zum Franken in Richtung 1,07 verteuert.

Beim Blick auf die Kurstafel werden die Gewinnmitnahmen schnell erkennbar. So zählen einerseits die Aktien von AMS mit -5,3 Prozent zu den grössten Verlieren, nachdem sie am Donnerstag noch unter den stärksten Gewinnern waren.

Darüber hinaus werden Finanzwerte nach der jüngsten Erholung nun verstärkt aus den Depots entfernt. Neben der CS (-2,9%), trifft dies die Swiss Life, Swiss Re, die je mehr als 2 Prozent abgeben und die UBS, Partners Group und Julius Bär, die allesamt je etwa ein Prozent verlieren. Neben Gewinnmitnahmen sehen Marktteilnehmer hier aber auch die schwachen Vorgaben als zusätzlich belastend.

Die Finanzwelt stehe wegen der wachsenden Spannungen zwischen den USA und China unter Druck. Der Markt sorge sich, dass die USA den Sonderstatus Hongkongs als globales Finanzzentrum mit einem neuen Gesetz in Gefahr bringen könnten.

Wie schon zu Zeiten der Handelsstreitigkeiten, sind es auch jetzt wieder die Aktien der beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,8%) und Richemont (-2,0%), die unter der Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Nationen leiden.

Die überschaubare Gewinnerliste wird unterdessen unangefochten von Logitech-Aktien mit +4,6 Prozent angeführt. Sie hatten schon am Vortag von Nachrichten profitiert, dass man eine weitere Dividendenerhöhung und ein Aktienrückkaufprogramm plane.

Im breiten Markt sticht der Penny-Stock der Perfect Holding mit Aufschlägen von 52 Prozent hervor. Zeitweise betrugen die Gewinne annähernd 150 Prozent. Das in der Aviatik tätige Unternehmen ist offenbar in Verhandlungen mit einem möglichen Käufer.

Rieter (-3,8%) kommen dagegen nach Aussagen zum Geschäftsverlauf und der Ankündigung von Kursarbeit stärker unter Druck. Auch die Anteilsscheine von Cassiopea (-2,6%) werden nach einer angekündigten Kapitalerhöhung gemieden.

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