Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bleibt auch am Donnerstag im Erholungsmodus. "Stabilisierung in einem insgesamt unsicheren Umfeld heisst weiter die Devise", kommentiert ein Händler. Denn insgesamt bleibe die Situation weiterhin sehr fragil. "Die aktuelle Konsolidierung sollte nicht überschätzt werden", fügt er an. Dennoch scheint sich der erste Schock über Russlands weitere Eskalation erst einmal zu legen. Am Dienstag hatte das Land angekündigt, Polen und Bulgarien den Gashahn zuzudrehen. Die Berichtssaison laufe unterdessen auf Hochtouren, habe sich aber bislang als relativ heterogen erwiesen, heisst es zudem von Händlerseite.

Bei den ausverkaufsgeplagten US-Technologieaktien wiederum scheine sich eine Bodenbildung abzuzeichnen, die nicht zuletzt durch die am Vorabend veröffentlichen Zahlen des Facebook-Mutterkonzerns Meta gestützt werde. Am heutigen Donnerstag stehen mit Apple und Amazon weitere wichtige Branchenvertreter auf der Agenda. Zudem könnten die anstehenden Konjunktur- und Preisdaten aus Europa und den USA noch einmal Dynamik in den Handel bringen. "Alles steht und fällt mit der weiteren Inflations- und Konjunkturentwicklung", fasst ein Experte zusammen. Sollte dieses Tandem weiter auseinanderdriften, könne es zu wesentlich tieferen Kursständen kommen. "Nicht ganz ohne Brisanz werden in diesem Jahr auch die Ergebnisse für das zweite Quartal sein - somit zieht sich die Unsicherheit noch mindestens bis in den Juli hinein."

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,60 Prozent hinzu auf 12'123,22 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Gewichtungen stärker gekappt sind, steigt um 1,12 Prozent auf 1873,34 Punkte und der breite SPI um 0,74 Prozent auf 15'581,24 Punkte. Bei den 30 Blue Chips kommen auf 26 Gewinner vier Verlierer.

Übernahmespekulationen sorgen vor allem beim Bankensoftware-Spezialisten Temenos für ein Kursfeuerwerk von 16 Prozent. Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigt die Private-Equity-Firma Thoma Bravo Interesse am Genfer Bankensoftware-Hersteller. Temenos allerdings wollte die Gerüchte nicht kommentieren.

Auch Straumann (+8,7%) sind nach einem Rekordumsatz gesucht. Sie schütteln damit die Verluste der vorangegangenen Handelstage ab. Die vorgelegten Zahlen liegen denn auch weit über den Analystenschätzungen. Für Irritation sorgt unter den Analysten einzig, dass der Dentalimplantatehersteller trotz dem geradezu beeindruckenden Start ins neue Geschäftsjahr an seinen diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben festhält.

Die Swisscom-Aktien (+1,6%) ziehen nach einer zunächst verhaltenen Reaktion auf die vorgelegten Zahlen mittlerweile ebenfalls kräftig an. Leichte Zweifel hegen Analysten allerdings in puncto Nachhaltigkeit der operativen Performance.

Insgesamt greifen Investoren einmal mehr bei den eher konjunktursensiblen Titeln zu. Kühne+Nagel (+3,1%) stehen ebenso auf den Orderlisten wie AMS Osram oder die beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch, wie die Kursgewinne zwischen 2,9 und 1,9 Prozent zeigen. Die Uhrenwerte hatten bereits am Vortag zu den Favoriten gezählt. Hier stütze die Hoffnung, dass die chinesische Regierung Peking bisher nicht wie Shanghai in einen kompletten Lockdown schicke.

Doch auch Finanzwerte sind aktuell verstärkt gesucht. Swiss Re, UBS und Julius Bär verteuern sich allesamt um mindestens 2 Prozent. Zurich, Partners Group und Swiss Life folgen mit Kursgewinnen von mehr als 1 Prozent. Lediglich die Aktien der CS (unverändert) hinken dem Trend hinterher. Am Vortag hatte die Grossbank wie erwartet einen Verlust gemeldet.

Dass der SMI seinen europäischen Pendants hinterherhinkt, ist einmal mehr den Schwergewichten geschuldet. Novartis, Nestlé und Roche bremsen mit Kursbewegungen zwischen +0,3 und -0,3 Prozent aus. Verluste verzeichnen auch Alcon-Aktien, die um 0,4 Prozent fallen.

Im breiten Markt fallen Blackstone Resources und Achiko mit zweistelligen Kursaufschlägen auf. Auch Gurit (+4,7%) sind nach einer Übernahme ebenso gesucht wie Implenia (+3,9%) nach einem Analystenkommentar.

Dem stehen Abgaben zwischen 4 und mehr als 5 Prozent bei Igea Pharma, Evolva und Bystronic gegenüber.

hr/rw