Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Donnerstag den Aufwärtstrend vom Vortag fort. Dabei hievt sich der SMI wieder über die Marke von 10'900 Punkten. Händler bezweifeln aber, dass der Anstieg von Dauer sein könnte. "Auch wenn wir das Gröbste der Korrektur hinter uns gebracht haben dürften, heisst das nicht, dass wir gleich wieder auf Rekordkurs drehen", sagt ein Händler. Denn sollte es wirklich zu einer Rezession kommen, dürften die Kurse wieder unter Druck geraten.

Doch für den Moment würden die Bedenken ausgeblendet, sagt ein Händler. Auslöser dafür sind ein tieferer Ölpreis und die Aussagen im Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed. Darin stellte das Fed weitere grössere Zinserhöhungen in Aussicht und bekräftigte damit ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die hohe Inflation. Da einige Konjunkturdaten auf eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in den USA hindeuteten und in Europa gar eine Energiekrise drohe, stiegen laut Händlern die Hoffnungen, dass das Fed nach der Zinserhöhung im Juli eine Pause einlegen könnte. Mit Spannung warteten die Marktteilnehmer daher auf die Erstanträge auf US-Arbeitslosenunterstützung am Nachmittag sowie den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.

Der SMI steigt bis um 11.20 Uhr um 0,96 Prozent auf 10'944,24 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 1,13 Prozent auf 1674,07 und der breite SPI 0,88 Prozent auf 14'104,76 Zähler zu. 26 SLI-Titel legen zu und vier geben nach.

Zu den grössten Gewinnern zählen wie bereits am Vortag technologienahe Werte und andere Titel, die zuletzt arg gebeutelt worden waren. So stehen Swiss Life, Sika, Richemont und ABB mit Gewinnen von 3,8 bis 2,5 Prozent oben auf der Rangliste.

Gesucht sind die Technologietitel Temenos (+1,4%) und VAT (+2,0%). AMS Osram rücken um 3,7 Prozent vor. Händler verweisen auf den koreanischen Technologieriesen Samsung, der über eine anhaltend starke Chipnachfrage berichtet und im zweiten Quartal hohe Zuwächse verzeichnet hat. Zudem erwartet er weiter steigende Umsätze und mehr Gewinn. "Das färbt auf die ganze Branche und ihre Zulieferer ab", meint ein Händler.

Kühne + Nagel (+1,8%) profitieren laut Händlern von der Mitteilung, dass die Firma des Hauptaktionärs, Kühne Aviation, ihren Anteil an der Lufthansa von rund 10 auf 15,01 Prozent aufgestockt hat. Dies sorge für Fantasie, sagt ein Händler. Der Investor habe gesagt, dass die Investition dem Unternehmen helfen werde, seine strategischen Ziele zu erreichen. Er könnte es dabei auf das lukrative Frachtgeschäft der Lufthansa abgesehen haben.

Auch die Finanzwerte erfreuen sich reger Nachfrage: UBS bauen die Gewinne auf 2,3, Julius Bär auf 1,5 und CS auf 1,3 Prozent aus. Sie waren am dem Markt hinterhergehinkt und holten nun etwas aus, heisst es. Dies gelte auch für die Versicherer Swiss Re (+1,9%) und Zurich (+1,9%).

Am unteren Ende der Tabelle rangieren Aktien von Unternehmen mit einem defensiven Geschäftsmodell wie der Riechstoffhersteller Givaudan (-1,2%), der Nahrungsmittelkonzern Nestlé (-0,2%) und die Medizintechniker Straumann (-0,9%) und Sonova (-0,8%). Die beiden Schwergewichte Novartis (+0,9%) und Roche (+0,7%) gewinnen dagegen etwas stärker.

Am breiten Markt gewinnen Spexis 8,8 Prozent. Wie das Biotechunternehmen mitteilt, hat der Kandidat Balixafortide zur Behandlung von Prostatakrebs in einem frühen Forschungsstadium eine erste Wirksamkeit gezeigt.

Clariant legen spekulationsbedingt 4,1 Prozent zu. Ein Bericht von "The Market" habe alte Spekulationen wiedererweckt, sagt ein Händler. Nachdem eine Governance-Vereinbarung des Chemiekonzerns mit dem saudischen Grossaktionär Sabic Ende Juni ausgelaufen ist, stünden nun wieder alle Optionen offen. Das heisst, der saudi-arabische Riese Sabic könnte Clariant ganz übernehmen oder eine ihm genehme Transaktion aufgleisen. "Dass etwas geschieht, ist klar angesichts der Tatsache, dass Sabic 31,5 Prozent an Clariant hält", sagt ein Händler.

pre/tv