Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt kommt der Sieg von Joe Biden bei den US-Präsidentenwahlen am Montag gut an. Die Börse setzt den Aufwärtstrend der vergangenen Woche fort. Während zyklische und Finanzwerte stark gesucht werden, folgen defensive Titel mit einem gewissen Abstand. Die Börse setze grosse Hoffnungen in den neuen Präsidenten, heisst es. Zudem falle mit der Wahl eine grosse Unsicherheit weg, was den Weg für ein Erleichterungsrally freigemacht habe, so die Meinung.

Die Anleger hoffen auf ein grosses Infrastrukturprogramm, auf mehr internationale Zusammenarbeit und weniger Konfrontationen mit dem neuen Präsidenten, heisst es am Markt. Zudem dürfte eine geteilte Regierung in den USA nur zu moderaten politischen Massnahmen in Bezug auf Steuern und Ausgaben führen. Die Republikaner würden wahrscheinlich die Kontrolle über den Senat behalten. Dies schränke die Möglichkeiten der Demokraten ein, etwa wichtige Initiativen wie die Rücknahme von Steuersenkungen umzusetzen. Zudem bleibe das Tiefzinsumfeld erhalten. Über all dem sollten die Anleger aber nicht vergessen, dass sich die Corona-Pandemie weiter ausbreitet, wird auch gemahnt.

Der SMI steigt gegen 11.15 Uhr 0,84 Prozent auf 10'409,51 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst und bei dem die Gewichtung der Schwergewichte deutlich weniger gekappt ist, gewinnt 1,31 Prozent auf 1'619,56 und der umfassende SPI um 0,87 Prozent auf 12'946,43 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte ziehen an, und zwei geben nach. In der vergangenen Woche hatte der Leitindex ganze 7,7 Prozent gewonnen.

Gesucht sind Richemont (+3,6%). Sie profitieren von Anschlusskäufen und positiven Kommentaren nach der Bilanzvorlage am Freitag. Zudem locke der Luxusgüterkonzern mit seinem Vorstoss zusammen mit dem Riesen Alibaba in den stark wachsenden chinesischen E-Commerce die Investoren an. In ihrem Fahrwasser steigen die Aktien von Rivale Swatch 1,6 Prozent.

Gesucht sind zudem die Aktien des Augeheilkundekonzerns Alcon (+2,4%), dessen Zwischenbericht am Dienstagabend veröffentlicht wird.

Bei den Finanzwerten greifen die Anleger ebenfalls zu, weil die Regulierungen, die es bei einer "Blauen Welle" möglicherweise hätte geben können, wegen des "Gridlock" nun ausbleiben dürften, heisst es am Markt. So zählen die Aktien der Banken CS (+2,6%) und UBS (+2,2%) zu den grössten Gewinnern.

Julius Bär gewinnen ebenfalls 2,7 Prozent. Der Vermögensverwalter hat sich mit dem US-Justizministerium (DOJ) im Fall Fifa geeinigt und stellt dafür 79,7 Millionen US-Dollar zurück. Damit sei ein Stein aus dem Weg geräumt, heisst es in Kommentaren. Auch die Versicherer Swiss Life (+2,8%) und Swiss Re (+1,9%) sowie Zurich (+1,0%) ziehen an.

Konjunkturhoffnungen schieben wiederum Zykliker an. Mit Joe Biden könne ein umfangreicheres Massnahmenpaket zur Belebung der US-Wirtschaft erwartet werden, heisst es im Handel. ABB, Adecco, Clariant, Kühne+Nagel und LafargeHolcim gewinnen je rund zwei Prozent und mehr.

AMS rücken derweil um 1,6 Prozent vor. Der Chiphersteller dürfte davon profitieren, dass wegen des geteilten US-Kongresses die Technologieriesen weniger stark als befürchtet an die Kandare genommen werden könnten.

Dagegen sind die Anleger zurückhaltend bei den Pharmawerten Novartis (+0,4%) und Roche (-0,3%). Dies liegt laut Händlern aber weniger an den Befürchtungen, dass die Demokraten die Regulierungen betreffend Medikamentenpreise verschärfen könnten. "Vielmehr schalten die Anleger auf 'risk on'-Modus um", sagt ein Händler. So hinken auch andere defensive Werte wie Nestlé (+0,2%) und Lonza (-0,1%) dem Markt hinterher. Bei Lonza dürften derweil Gewinnmitnahmen dazukommen.

Am breiten Markt schiessen Valora um 7,1 Prozent in die Höhe. Der Handelskonzern ist im dritten Jahresviertel dank einer Umsatzerholung und Mietnachlässen in die Gewinnzone zurückgekehrt. Vorsichtig zeigt er sich allerdings beim Umsatzausblick.

Ypsomed (+3,5%) legen ebenfalls zu. Der Medizintechniker spannt mit Lonza und Schott zusammen, um die eigene Patch-Injektor-Plattform "YpsoDose" weiterzuentwickeln.

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