Zürich (awp) - Die Frage nach der weiteren Zinspolitik der Notenbanken bestimmt auch am Donnerstag massgeblich das Marktgeschehen. Wie der bisherige Wochenverlauf zeigt, sind Investoren derzeit hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen. Hierzulande bewegt sich der SMI denn auch in einer engen Spanne von gerade einmal 50 Punkten. Nachdem er kurzzeitig knapp ins Minus gerutscht ist, bewegt er sich seither nur knapp über seinem Schlusskurs vom Vortag. Getragen wurden die Märkte im bisherigen Wochenverlauf von der Hoffnung, dass die Notenbanken aus ihrem Zinserhöhungskurs etwas das Tempo herausnehmen.

"Fakten dafür fehlen, mal von dem kleinen Lichtblick einer leicht zurückhaltenden australischen Notenbank zu Wochenbeginn abgesehen", kommentiert ein Händler. Für die weltweite Investorengemeinschaft sei aber entscheidend, welche Geldpolitik in Washington gemacht werde und nicht in Sydney. Und hierfür werde der am morgigen Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht einen wichtigen Indikator liefern. Zuvor stehen im heutigen Tagesverlauf noch die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten an. Der am gestrigen Mittwoch veröffentlichte ADP-Vorabbericht deutete nicht auf eine Abschwächung hin. Gleichzeitig gibt es bislang kaum Signale vom Fed, bei nächsten Treffen im November einen Gang herunterschalten zu wollen.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,06 Prozent hinzu auf 10'484,50 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,08 Prozent auf 1580,67 Punkte und der breite SPI um 0,19 Prozent auf 13'440,03 Punkte. Auf 17 Gewinner kommen 13 Verlierer.

Gesucht sind vor allem jene Werte, die im bisherigen Jahresverlauf besonders stark unter die Räder gekommen sind. Aktuell führen Straumann (+2,9%) die Gewinnerliste an. AMS Osram (+2,1%), Logitech und auch die Aktien der CS (beide +1,4%) werden ebenso verstärkt gesucht. Gerade Wachstumswerte wie AMS Osram oder Logitech würden davon profitieren, wenn die Zinsen weniger schneller stiegen als zuletzt.

Die Grossbank CS wiederum bekommt Unterstützung von der US-Bank JPMorgan, die sich mit einem verteidigenden Kommentar und einer Hochstufung hinter die Bank stellt. Ausserdem plant die Bank, das Hotel Savoy am Zürcher Paradeplatz zu verkaufen.

Auch im Falle von Lonza (+1,4%) und Kühne+Nagel (+1,1%) scheinen Investoren nach aktuellen Analystenkommentaren wieder etwas zuversichtlicher zu sein. So hat sich etwa die ZKB in einer Branchenstudie zum Lifescience-Konzern Lonza geäussert. Die rekordhohen Investitionen würden den Konzern in eine "völlig neue Dimension" führen, so der Experte. Er gliedert sich damit ein in einer Reihe zuletzt stützender Kommentare zu den Aktien.

Bei Kühne+Nagel verwiesen die Experten von Stifel darauf, dass die Frachtraten in den letzten Wochen teilweise sehr deutlich gefallen seien. Aber, so die Analysten, auch auf diesem Niveau lägen sie allesamt noch über dem Vor-Corona-Niveau. Dennoch dürfte die Unsicherheit auf Anlegerseite noch etwas anhalten.

Als Stütze für den Markt erweisen sich auch die Nestlé-Aktien mit einem Plus von 1,0 Prozent. Sie heben damit den negativen Einfluss der beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,5%) und Roche (-0,1%) mehr als auf.

Die stärksten Abgaben von jeweils annähernd 3 Prozent verbuchen allerdings Swiss Re und UBS. Bei der Swiss Re sorgen Aussagen der Hannover Rück für Verunsicherung. Sie wagt sich nicht, die Belastung durch den Hurrikan "Ian" in Florida zu beziffern. Das Unternehmen werte noch die Schätzungen der Schadenmodellierer und eigene Berechnungen aus.

Bei der UBS gab es am Morgen gegensätzliche Analystenkommentare. Auch Julius Bär (-1,0%) werden nach einer Branchenstudie der HSBC gemieden, in der die Analysten die Schätzungen zur Entwicklung der verwalteten Vermögen aufgrund der Börsenlage senken.

In den hinteren Reihen gewinnen Werte wie Evolva und Meyer Burger (beide +5,1%) hinzu. Evolva sehen sich nach neun Monaten auf Kurs zu den eigenen Zielen, während bei Meyer Burger Hoffnungen auf Geschäfte in China geschürt werden.

hr/kw