Zürich (awp) - Die Schweizer Börse ist nach dem jüngsten kleinen Rücksetzer am Montag auf Stabilisierungskurs eingeschwenkt. Doch in Gipfelnähe wird die Luft immer dünner, erklärten Börsianer mit Blick auf die zuletzt erreichten Rekordstände. Vor dem Wochenende hatten die steigenden Corona-Zahlen in Europa für Verunsicherung bei den Anlegern gesorgt.

Marktteilnehmer sprechen dennoch von einem eher günstigen Umfeld. So seien die Einschränkungen keine Neuigkeit, und Unternehmen sowie Haushalte hätten sich an diese gewöhnt. Zudem dürften die Restriktionen kürzer ausfallen als im letzten Winter, als noch kaum jemand geimpft war. Für Entspannung würden auch die weiter sinkenden Ölpreise sorgen. Im Blick der hiesigen Anleger bleibt aber der schwache Euro, ist doch die Gemeinschaftswährung vor dem Wochenende deutlich unter die Marke von 1,05 Franken gefallen.

Der Leitindex SMI notiert um 11 Uhr 0,05 Prozent höher auf 12'551,38 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, büsst 0,02 Prozent auf 2032,65 ein, während der breite SPI bei 16'109,73 Zählern stagniert. Gewinner und Verlierer halten sich ungefähr die Waage.

Julius Bär büssen nach Zahlen 3,6 Prozent ein. Der Vermögensverwalter hat für die ersten 10 Monate des laufenden Geschäftsjahres verwaltete Vermögen von 484 Milliarden Franken gemeldet, etwas weniger als zur Jahresmitte. Und die nachlassenden Kundenaktivitäten haben auf die Margen gedrückt. Credit Suisse sinken um 0,5 Prozent.

Besser halten sich UBS mit plus 0,1 Prozent. Die Grossbank hatte am Wochenende die Nomination des Iren Colm Kelleher zum Verwaltungsratspräsidenten bekanntgegeben. Den ehemaligen Spitzenmanager von Morgan Stanley hatte kaum jemand auf der Liste gehabt.

Vergleichsweise gut halten sich defensive Papiere wie Roche und Novartis (je +0,1%) sowie Swisscom (+0,9%). Letztere profitieren davon, dass ein Übernahmeangebot für Telecom Italia den ganzen Sektor in einem besseren Licht erscheinen lässt. Gesucht sind der Versicherer Swiss Life (+0,5%) und bei den Gesundheitswerten Straumann (+0,7%).

Vifor werden gar 1,2 Prozent höher bezahlt. Die Pharmagesellschaft stärkt ihre Position im Markt für Nierenbehandlungen gleich mit zwei Zukäufen. Und die Technologiewerte von Logitech (+1,1%) folgen den guten Vorgaben von der Wall Street. Temenos (-2,0%) als Hersteller von Bankensoftware folgt hingegen den Finanzwerten.

Auch konjunktursensitive Aktien wie Geberit (-2,0%) und Schindler (-1,4%) werden verkauft. Kepler Cheuvreux hat das Rating für Geberit auf "Reduce" von "Hold" gesenkt.

Auch Holcim (-0,9%) kommen nicht voran - den Papieren haftet immer noch der Malus "Klimakiller" an, sagten Händler. Dabei will Holcim doch die "grüne Betonfirma" werden, wie vergangene Woche am Capital Markets Day kommuniziert wurde. Seit dem Investorentag haben sich die Papiere um fast 5 Prozent verbilligt.

Am breiten Markt springen die Valoren des Genfer Biotechunternehmen Obseva um satte 18,3 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen hat mit seinem Zulassungsantrag für das Mittel Linzagolix in den USA eine erste Hürde genommen. Spätestens im September 2022 wird die US-Gesundheitsbehörde FDA ihr Urteil über das Medikament abgeben.

Dahinter erholen sich Molecular Partners (+13,7%) weiter von dem massiven Rückschlag, den eine gescheiterte Studie mit einem Corona-Kandidaten vor einer Woche ausgelöst hatte.

Die Aktien des Chip-Zulieferers VAT (+1,9%) dagegen rennen von einem Allzeithoch zum nächsten. Zuletzt hatte Konzernchef Mike Allison an einem Investorenanlass aus dem Nähkästchen geplaudert und für weiteren Schwung gesorgt. Allison habe etwa für die Chipindustrie bis zum Ende dieses Jahrzehnts eine Verdoppelung des Ausstosses vorausgesagt. Comet legen in diesem Fahrwasser um 2,9 Prozent zu.

ra/rw