Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse hat am Freitag nach einem festeren Start im Verlauf Fahrt aufgenommen und die Gewinne ausgebaut. Nach den jüngsten Verlusten sei der Markt reif für eine Stabilisierung, sagen Händler und verweisen auf die USA, wo sich die Aktien am Vortag noch erholen und die Anleiherenditen sich entspannen konnten. Daher schwenkten nun die meisten Assetklassen, die unter Druck gestanden seien, auf den Erholungspfad mit ein, heisst es am Markt. Ob daraus letztlich für den SMI nach drei negativen Wochen nun wieder einmal ein kleiner Wochengewinn resultiert, müsse sich aber erst noch weisen. "Auf jeden Fall werden nun die Übertreibungen der vergangenen Tage etwas korrigiert", sagt ein Händler.

Allerdings habe sich nicht viel geändert. Der Bärenmarkt könnte nach Ansicht von Händlern durchaus noch anhalten. "Die Märkte stehen weiterhin stark unter dem Einfluss der Zinsängste", sagt ein Händler. Zwar habe US-Notenbankchef Jerome Powell diese zuletzt wieder etwas dämpfen können. Aber wegen der hohen Inflation dürften sie immer wieder aufpoppen. Zudem beeinträchtigten die Folgen des Ukrainekriegs und die mit den Lockdowns in China verbundenen Lieferkettenprobleme die Wirtschaft weiter. Impulse könnten am Nachmittag von den in den USA erwarteten Konjunkturzahlen ausgehen. Veröffentlicht werden die Im- und Exportpreise und der Konsumentenvertrauensindex der Universität Michigan.

Der SMI steigt bis um 11.05 Uhr um 0,87 Prozent auf 11'605,95 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 1,32 Prozent auf 1804,36 und der breite SPI um 0,92 Prozent auf 14'917,05 Zähler. Im SLI stehen 28 Gewinnern zwei Verlierer gegenüber. Dabei legt ein Drittel von Ihnen über zwei Prozent zu.

An der Spitze stehen die zuletzt arggebeutelten Wachstumswerte wie Straumann (+5,4%) und Sonova (+3,6%), AMS Osram (+4,4%) und VAT (+2,9%). Aber auch zyklische Titel wie Adecco (+3,2%), SGS (+2,5%), Kühne+Nagel (+2,1%) und Geberit (+2,0%) ziehen deutlich an.

Auch auf den hinteren Reihen werden Wachstumswerte wie Dottikon (+6,3%), Polypeptide (+5,0%) und Bachem (+3,5%) sowie Sensirion (+3,6%) sowie Medartis (+3,3%) wieder stärker gekauft.

Auf Erholungskurs befinden sich zudem die Aktien von Richemont (+1,5%) und Swatch (+1,8%). Die Luxusgüterhersteller profitierten von der Hoffnung auf ein Ende der rigorosen Coronamassnahmen in China. "Luxusgüter sind zudem eine sehr emotionale Sache, was ein wenig resistenter bezüglich Konjunktur macht", sagt ein Händler.

Zu den Gewinnern zählen auch die Titel des Computerzubehörherstellers Logitech (+1,8% auf 59,70 Fr.). Julius Bär hat das Rating auf "Buy" von "Hold" erhöht. Das Kursziel lautet 75 Franken. Der Markt dürfte mittlerweile einen Grossteil der negativen Faktoren eingepreist haben, lautet die Begründung.

Spekulative Käufe sorgen bei Holcim (+2,4%) für Auftrieb. Händler verweisen auf die Spekulationen, wonach es im Zusammenhang mit dem angeblichen Verkauf der indischen Töchter des Zementkonzerns zu einem Bieterkampf kommen könnte.

Bei den grösseren Finanzwerten führen UBS (+2,2%) die Gewinner an, gefolgt von Credit Suisse und Julius Bär (je +1,6%) und Partners Group (+1,4%). Zurich legen am Tag nach Bilanzvorlage ebenfalls 1,4 Prozent zu.

Schwächer sind einzig Roche (-0,1%), die seit gut einem Monat unter anhaltenden Abgaben zu leiden haben und dabei auf den tiefsten Stand seit rund einem Jahr gefallen sind. Swisscom (-0,2%) konsolidieren auf Jahreshoch.

Die Aktien der beiden anderen Schwergewichte Nestlé (+0,02%) und Novartis (+0,9%) sind dagegen höher. Alcon (+2,3%) machen den Vortagesabschlag wett.

In der zweiten Reihe rücken die Papiere von Molecular Partners um 29 Prozent vor nach den am Vortag publizierten Erstquartalszahlen.

Zur Rose gewinnen 5,3 Prozent. "Ob das E-Rezept heute kommt oder erst morgen, wichtig ist, dass es kommt. Und daher sind die aktuell tiefen Kurse richtige Schnäppchenpreise", sagt ein Händler.

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