Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht gegen Mittag am Sechseläuten-Montag klar im Minus. Noch grössere Verluste aus der Startphase hat der Leitindex SMI über die ersten beiden Handelsstunden indes etwas abgebaut. Dennoch knüpfen die hiesigen Aktien ziemlich nahtlos an die schwache Vorwoche an. Getrübt wird die Börsenstimmung insbesondere von den steigenden Zins- und Konjunktursorgen. Ohne Zweifel sei das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld für die Märkte zurzeit sehr anspruchsvoll, heisst es etwa in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die problematische Null-Covid-Strategie in China und die sich abzeichnende, rasche geldpolitische Kehrtwendung der wichtigsten Notenbanken seien dabei die grossen Herausforderungen.

In die gleiche Kerbe schlägt der Broker RoboMarkets: "Die Börsen belastet die Angst, dass die zur Bekämpfung der hartnäckigen Inflation notwendigen Zinserhöhungen den Konjunkturmotor, der erst durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und dann durch den Krieg in der Ukraine ins Stocken geraten ist, endgültig abwürgen", heiss es dort. Es scheine jetzt nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wie stark eine Rezession in Europa ausfallen werde.

Der SMI notiert um 10.50 Uhr 1,40 Prozent tiefer bei 12'086,45 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,66 Prozent auf 1870,86 Punkte und der breite SPI um 1,17 Prozent auf 15'550,99 Punkte. Innerhalb der SLI-Aktien kommen auf 26 Verlierer 4 Gewinner.

Im Fokus stehen zu Beginn einer reich mit Quartalsergebnissen befrachteten Woche die Genussscheine von Roche. Diese geben nach Umsatzangaben zum ersten Quartal -1,8 Prozent nach. Dank eines starken Diagnostikgeschäfts übertrifft der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel die Umsatzerwartungen der Analysten auf Gruppenebene zwar leicht. Mit der Absatzsituation im Pharmageschäft kann das Unternehmen trotz beibehaltener Jahresvorgaben jedoch nicht punkten. Künftige Wachstumsträger wie Tecentriq, Hemlibra oder Perjeta hätten sich in den ersten drei Monaten schleppender als erhofft verkauft, so lautet der Tenor. Novartis (-0,6%) halten sich im Vergleich zu Roche klar besser.

Die stärksten Abgaben erleiden die Luxusgüterwerte Richemont (-5,2%) und Swatch (-4,2%). Händler verweisen hierbei auf die Konjunktursorgen und die Lockdowns im wichtigen Markt China.

Ähnliches gilt für ABB (-3,9%). Die gestiegenen Inflations- und Konjunktursorgen, die mit den Erwartungen einer strafferen Geldpolitik der Notenbanken einhergehen, belasten den Titel überdurchschnittlich. Die Gewinne vom vergangenen Donnerstag im Anschluss an gute Quartalszahlen haben sich damit rasch wieder verflüchtigt.

Unter Druck stehen aber auch Finanzwerte wie CS (-3,4%), Partners Group (-3,5%), Swiss Re (-2,4%) und UBS (-2,4%). Die Credit Suisse stand am Wochenende im Fokus der Presse wegen Spekulationen über mögliche Wechsel im Top-Management.

Auf der Gegenseite legen Givaudan (+1,1%) und Nestlé (+0,7%) am meisten zu. Der jüngste Aufwärtstrend beim defensiven SMI-Schwergewicht geht damit weiter. Seit den am vergangenen Donnerstag präsentierten Quartalszahlen, die in Bezug auf das organische Wachstum klar über den Erwartungen ausfielen, hat das Aufwärts-Momentum deutlich zugenommen.

Im breiten Markt fallen Cembra Money Bank mit einem Minus von 6,8 Prozent auf. Allerdings wird die Aktie Ex-Dividende von 3,85 Franken gehandelt, was einen Grossteil der Verluste erklärt. Ebenfalls Ex-Dividende werden Kardex (-4,7%), Elma (ungehandelt) und Coltene (-6,9%) gehandelt.

Implenia (unv.) werden von einem Grossauftrag aus Norwegen nach unten etwas abgestützt, während Obseva (+5,4%) von einer positiven Zulassungsempfehlung für ein Medikament Auftrieb erhalten.

cf/kw