Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Dienstag schwächer. Konjunktursorgen und die drohende Energiekrise dämpfen laut Händlern die Kaufbereitschaft der Anleger. Zudem sorge die am Mittwochabend anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed für Zurückhaltung. Zwar wird eine Leitzinserhöhung von 75 Basispunkten erwartet, aber der Schritt könnte eben auch noch höher ausfallen. Die Notenbanker dürften zeigen, dass sie die hohe Inflation energisch bekämpfen und sich auch von einer Abschwächung der Wirtschaft davon nicht abhalten liessen, sagt ein Händler. Dies heize die Konjunktursorgen weiter an, heisst es am Markt. Diese seien noch gestiegen, weil Russland die Gaslieferungen nach Europa ab Mittwoch weiter reduzieren will.

Marktbewegende Impulse liefern ausserdem Unternehmensergebnisse. Negativ aufgefallen sei der Einzelhandelsriese Walmart, der seine Gewinnerwartungen nach unten korrigiert hat. Wegen der steigenden Inflation kaufen die Kunden zwar mehr Lebensmittel, sparten aber bei vielen anderen Käufen, bei denen die Margen höher seien. Dies sei ebenfalls ein Zeichen einer Rezession. Hierzulande steht die UBS im Fokus. Die Grossbank hat mit ihren Zweitquartalszahlen die Markterwartungen verfehlt.

Der SMI gibt um 11.20 Uhr um 0,21 Prozent auf 11'105,48 Punkte nach. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 0,20 Prozent nach auf 1702,68 und der breite SPI um 0,08 Prozent auf 14'362,42 Punkte. Im SLI stehen sich 12 Gewinner und 17 Verlierer gegenüber. Zurich sind unverändert.

Stark unter Druck stehen die Aktien von UBS (-5,9%). Die Grossbank hat im zweiten Quartal den Gewinn gegenüber dem Vorjahr einem bereits bekannten Sonderfaktor auf 2,1 Milliarden Dollar gesteigert. Die verwalteten Vermögen sind wegen der negativen Entwicklung an den Finanzmärkten deutlich zurückgegangen. Händler sprechen von enttäuschenden Ergebnissen. Zudem sei auch der Ausblick vorsichtig.

Weiteren Aufschluss über den Zustand der Branche wird am Mittwoch von den Zahlen der Konkurrentin Credit Suisse (-1,8%) erwartet. Von AWP befragte Analysten erwarten im Schnitt einen Verlust von 254 Millionen Franken.

Auch Logitech (-2,0%) notieren nach Zahlenvorlage schwächer. Allerdings kann der Titel, der zur Eröffnung um fast 7 Prozent verloren hatte, die Einbussen im Verlauf deutlich eingrenzen. Das Ergebnis sei schlechter als erwartet. Zudem hat der Hersteller von Computerzubehör die Prognosen für das Gesamtjahr gesenkt. Im Kurs sei eben schon sehr viel Negatives eingepreist gewesen, sagt ein Händler. Zudem sei der aktuelle Kurs für langfristig orientierte Anleger eine günstige Einstiegschance.

Auf der anderen Seite greifen die Anleger nach Aktien, die zuletzt stark unter Druck geraten waren. Dazu zählen auch Kühne+Nagel (+2,5%), die die Einbussen, die sie am Vortag nach Zahlenvorlage eingefahren hatten, wieder aufholen können. Auch Julius Bär (+2,6%) sind nach den Zahlen vom Vortag gefragt.

Gekauft werden zudem die Wachstumswerte Lonza, Givaudan, Partners Group und Sonova, wie Gewinne zwischen 1,0 und 0,5 Prozent zeigen. Sie könnten von den am Abend und am Mittwoch erwarteten Ergebnissen der grossen US-Technologiekonzerne noch frische Impulse erhalten. Sollten diese aber enttäuschen und sich das Fed restriktiver als erwartet äussern, dürfte das ihnen ebenfalls zusetzen, heisst es am Markt.

Eine Stütze des SMI sind die schwergewichtigen Roche (+0,4%) und Novartis (+0,1%). Nestlé (-0,02%) geben anfängliche Gewinne ab, nachdem sie zunächst noch vom Ergebnis von Unilever profitiert hatten. Der Nestlé-Konkurrent hat die gestiegenen Preise auf seine Kunden überwälzen können. Nestlé veröffentlicht die Halbjahreszahlen am Donnerstag.

Zu den Gewinnern am breiten Markt gehören nach Zahlen die PS des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (+6,1%) und die Aktien von SIG (+3,4%). Idorsia (-0,4%) sind nach der Ergebnisvorlage etwas leichter.

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