Zürich (awp) - An den internationalen Finanzmärkten setzt sich die Korrektur der vergangenen Tage auch zu Wochenbeginn fort - auch an der Schweizer Börse. Erneut sind alle Anlageklassen betroffen. Risikoreichere Anlagen wie Aktien werden massiv aus den Depots geworfen und sichere Häfen wie der Schweizer Franken oder Gold verstärkt gesucht.

Auslöser für den Ausverkauf waren in der vergangenen Woche schwache US-Konjunkturdaten. Insbesondere der schwache US-Arbeitsmarktbericht zum Wochenschluss machte den Stimmungseinbruch dann perfekt. Denn nachdem die US-Notenbank am Mittwoch die Zinsen nicht angetastet, aber eine Zinswende für September signalisiert hatte, befürchten viele Marktteilnehmer nun, dass sie zu lange gewartet haben könnte. So halten einige Börsianer eine Notfallentscheidung noch im August für durchaus möglich. Auf jeden Fall preisen sie nun ein schnelleres Tempo der geldpolitischen Lockerung ein und erwarten nun Zinssenkungen des Fed um fast 120 Basispunkte in diesem Jahr, während sie vor zwei Wochen noch mit 66 Basispunkten und Anfang Juli mit 36 Basispunkten gerechnet hatten.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 2,56 Prozent auf 11'572,09 Punkte. Im frühen Handel war er mit 11'455 Punkten auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai gefallen. Diese Abschläge folgen auf einen Tagesverlust von 3,6 Prozent am vergangenen Freitag. So stark war der Leitindex zuletzt im Januar 2022 gefallen.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, büsst derweil 2,62 Prozent ein auf 1869,31 und der breite SPI 2,51 Prozent auf 15'413,89 Zähler. Alle SLI-Werte geben nach.

Damit bewegt sich die Schweizer Börse etwa im Gleichschritt mit ihren europäischen Pendants nach unten. Auch der deutsche Dax oder der französische Cac-40 gaben um mehr als 2 Prozent nach. In Asien sorgte der Nikkei am Morgen mit einem Minus von rund 12 Prozent für Wirbel.

Allein am Freitag stieg er um rund ein Drittel, am heutigen Handelstag um fast 25 Prozent. Seit Jahresbeginn hat er sich damit auf fast 20 Punkte verdoppelt. Ähnlich starke Anstiege gab es zuletzt im März 2023. Damals waren die Märkte wegen der Bankenkrise in den USA und der Notrettung der Credit Suisse durch die UBS in heller Panik.

Aber auch am Devisen- oder Kryptomarkt lässt sich die Angst der Anleger ablesen. So ist der Schweizer Franken als sicherer Hafen verstärkt gesucht. Das Euro/Franken-Paar fiel im Handelsverlauf zeitweise auf den tiefsten Stand seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015. Gleichzeitig beschleunigt die Kryptowährung Bitcoin ihre Talfahrt.

Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es in nächster Zeit volatil bleiben wird. Denn die Rezessionsängste in den USA machen sich breit. Aber auch die jüngsten Stimmungsdaten aus der Eurozone stimmen nicht gerade zuversichtlich. Dort ist der Einkaufsmanagerindex von S&P Global den zweiten Monat in Folge gefallen.

Es bleibe abzuwarten, wie lange sich diese Stimmungseintrübung auf die Kurse auswirken werde. Generell sei zu bedenken, dass die Sommermonate traditionell eher schwieriges Terrain seien, heisst es in einem Kommentar.

Unter den Einzelwerten stehen zum Wochenstart vor allem Finanzwerte unter erhöhtem Abgabedruck. Swiss Life, UBS, Partners Group oder Swiss Re verlieren bis zu 4,2 Prozent.

Wie bereits am Freitag geben aber auch die Industrie- und Technologiewerte erneut überdurchschnittlich stark nach. Bei den Techwerten etwa fallen VAT um weitere 3,1 Prozent. Am Freitag waren sie um knapp 12 Prozent eingebrochen. In der zweiten Reihe sacken AMS-Osram, Temenos, Comet und Inficon um bis zu 5,3 Prozent ab.

Bei den Industriewerten gaben Sika, ABB oder auch SGS mit Verlusten von bis zu 3,1 Prozent überdurchschnittlich stark nach.

Eine der wenigen positiven Ausnahmen im Markt bilden die Aktien von Galderma (+7,4%). Im Rahmen einer Kooperation steigt der französische Kosmetikriese L'Oréal beim Zuger Hautspezialisten ein und erwirbt eine Beteiligung von 10 Prozent.

hr/kw