Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Freitag im frühen Handel leicht abgeschwächt und bewegt sich seither auf dem ermässigten Niveau seitwärts. Die Anleger hielten sich vor den in der kommenden Woche anstehenden US-Inflationszahlen und den Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) zurück. Dabei dürften wohl weniger die Zinsentscheidungen an sich, als vielmehr die nach vorne gerichteten Aussagen der Zentralbanker im Fokus stehen, sagt ein Händler. Es herrsche am Markt die Erwartung vor, dass das Fed eine Zinspause einlegen dürfte. Dagegen wird von der EZB eine weitere Zinserhöhung erwartet.

Am Vortag hatten sich die Zinserhöhungserwartungen nach der Veröffentlichung der unerwartet starke gestiegenen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe wieder ein wenig beruhigt. Dies könnte ein Zeichen für eine Abkühlung des Arbeitsmarktes sein. Aber es sei unsicher, ob das Fed danach die Zinsen nicht doch weiter erhöht und nicht wie viele Marktteilnehmer hoffen bald wieder senkt. Dies lähme das Geschehen, was sich auch in einer tiefen Volatilität zeige, sagt ein Händler. In der Vergangenheit sei auf Phasen mit extrem niedriger Volatilität oftmals eine Korrektur gefolgt, heisst es dazu bei Raiffeisen. "Auch aktuell spricht einiges für eine solche."

Der SMI büsst um 11.05 Uhr um 0,12 Prozent ein auf 11'295,01 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert derweil 0,13 Prozent auf 1766,12 und der breite SPI 0,07 Prozent auf 14'873,35 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 17 zu und 13 geben nach.

Unter Druck stehen Givaudan (-2,1%). Die Aktien leiden unter einer Branchenschwäche, die Croda International ausgelöst hat. Der Spezialchemiekonzern hat die Gewinnprognose deutlich gesenkt. Laut Croda halten sich die Kunden im Geschäft mit Zusätzen etwa für Kosmetik und Putzmittel weiter zurück und bauen immer noch Lagerbestände ab. Davon dürfte die ganze Branche betroffen sein, heisst es am Markt. Daher würden auch die Aktien anderer Branchenvertreter wie Clariant (-2,2%) oder die deutsche BASF (-2,5%) verkauft.

Konjunktursorgen machen Händler auch bei den zyklischen Werten Kühne + Nagel (-1,4%), Sika (-0,8%), Schindler (-0,4%) oder Geberit (-0,5%) als Ursache der Kursschwäche aus. Bei Geberit dürfte noch eine Kurszielsenkung von Jefferies dazukommen. Der Broker rät bei dem Sanitärtechniktitel zu "Underperform".

Unter den Verlierern sind zudem die Technologiewerte AMS Osram (-1,0%), der Rückversicherer Swiss Re (-1,1%) und der Zementhersteller Holcim (-0,2%) zu finden.

Auf der anderen Seite führen Temenos (+2,9%) die Gewinner an. Positive Vorgaben von der US-Börse Nasdaq sowie spekulative Käufe verhelfen dem Softwarehersteller zu steigenden Kursen, heisst es. Auch bei Logitech (+0,7%) und VAT (+0,6%) sorge die Nasdaq für anziehendes Interesse. Bei Logitech komme wohl noch eine Kurszielerhöhung und Kaufempfehlung der US-Bank Goldman Sachs kurssteigernd hinzu.

Die Aktien der Medizintechnikfirma Straumann (+0,5%) sowie der Luxusgüterhersteller Swatch (+0,9%) sind gefragt und machen damit die Vortageseinbussen teilweise wieder wett. Alcon (+0,4%) und Sonova (+0,1%) bauen die Vortagesgewinne noch ein wenig aus.

Bei den Banken rücken Credit Suisse (+0,1%) und UBS (+0,2%) ein wenig vor. Am kommenden Montag geht die Geschichte der CS zu Ende. Ihre Aktien werden letztmals an der Schweizer Börse gehandelt. Danach gibt es nur noch eine Grossbank. Am Berichtstag haben zudem UBS und der Bund den Vertrag zur Verlustgarantie aus der Credit Suisse-Notübernahme unter Dach gebracht.

Bei den SMI-Schwergewichten geben Nestlé um 0,3 Prozent nach. Die Anteile der beiden Pharmariesen Novartis (+02%) und Roche (+0,1%) handeln dagegen etwas höher.

Am breiteren Markt fallen DocMorris (-5,1% auf 30,10 Fr.) negativ auf. Grund dafür ist die UBS, die das Kursziel für die Online-Apotheke auf 27 von 43 Franken reduziert und das Rating "Sell" bestätigt hat.

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