Zürich (awp) - Die Nervosität am Schweizer Aktienmarkt bleibt auch am Donnerstag hoch. Nach der massiven Aufholbewegung am Vortag bewegt sich der SMI am Berichtstag in rascher Folge von der Verlust- in die Gewinnzone und wieder zurück. Die Stimmungs- und Richtungssuche schwankt im Zusammenhang mit den Hoffnungen beim Treffen der Aussenminister der Ukraine und Russlands in der Türkei. Die niederländische Bank ING etwa warnt, dass es für einen diplomatischen Durchbruch zwischen den beiden Ländern noch zu früh sein könnte. Und auch der Broker IG erachtet die Erwartungen an die Verhandlungen als sehr hoch, auch wenn es nicht an Kompromissbereitschaft zu fehlen scheine.

Nebst den Kriegsentwicklungen und dem für den Abend angesetzten Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten rückt die Sitzung der EZB ins Blickfeld der Investoren. Die Erwartungen gingen bisher dahin, dass die EZB bei ihrem heutigen Treffen den Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik ankündigen wird, mit einem Ende der Anleihekäufe im September und einer möglichen ersten Zinserhöhung im Dezember. Da der Krieg auch die Geldpolitik der EZB verkompliziert hat, scheint dies wieder in Frage gestellt.

Der SMI notiert um 10.55 Uhr 0,44 Prozent tiefer bei 11'442,65 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,38 Prozent auf 1805,41 Punkte ein und der breite SPI 0,29 Prozent auf 14'588,26 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln geben 18 nach, 12 stehen im Plus.

Die grössten Einbussen verzeichnen derzeit Julius Bär und Richemont (je -2,9%). Letztere beendeten am Vortag die Sitzung mit einem gewaltigen Sprung von über 12 Prozent an der Tabellenspitze. Auch bei Swatch (-2,2%) kommt es zu Gewinnmitnahmen, nach einem Plus von gut 8 Prozent am Vortag.

Komplettiert wird das Sextett am Tabellenende von AMS Osram (-2,6%) sowie den Banken UBS (-1,6%) und CS (-2,5%). Die Credit Suisse hat mit der Publikation des Geschäftsberichts am Morgen die Erwartungen bekräftig, dass 2022 zu einem "Übergangsjahr" werden wird. Die Risiken durch das Engagement in Russland mit Blick auf den Krieg in der Ukraine erachtet die CS indes als überschaubar.

Auf der Gegenseite stehen mit Geberit +1,6%), Novartis (+1,5%) und Givaudan (+1,3%) einige defensive Aktien an der Spitze. Geberit erholen sich damit von den Verlusten des Vortags. Die Aktie hat die prägnante Erholung des Gesamtmarkts im Anschluss an die starken Jahreszahlen nicht mitgemacht. Die Kommentatoren sorgten sich vor allem wegen der hohen Rohstoffpreise.

Der Pharmakonzern Novartis hat neue Daten zum Brustkrebs-Medikament Kisqali vorgelegt und in den USA eine Produktionsvereinbarung für die Herstellung einer Krebstherapie abgeschlossen. Die aktuellen Kursgewinne werden in Marktkreisen allerdings eher den defensiven Qualitäten der Aktie zugeschrieben.

Dahinter sind einige der Baukonjunktur ausgesetzte Aktien wie Sika (+0,8%), Holcim und Schindler (je +0,7%) gesucht.

Im breiten Markt verteidigen Baloise (-0,6%) die Gewinne der beiden Vortag nicht ganz. Der Versicherer hat im Geschäftsjahr 2021 die Ergebnisse stark gesteigert und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Allerdings resultierte am Vortag ein Plus von gut 5 Prozent.

Zudem fallen ebenfalls nach Zahlen Obseva (+6,8%) und Cicor (+4,1%) auf der positiven Seite auf. Evolva (+0,2%) haben nach schwachem Start in die Gewinnzone gedreht.

cf/uh