Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Montagvormittag auf breiter Front tiefer. Nach einem verhaltenen Start haben sich die Abgaben im weiteren Handelsverlauf etwas ausgeweitet. Der Leitindex SMI knüpft damit an die Abwärtstendenz der Vorwoche an, die Zwischenerholung vom Freitag erscheint lediglich noch als Randnotiz. Zu Beginn der Woche mit zahlreichen Zinsentscheiden der wichtigsten Notenbanken, darunter die SNB, herrsche bei den Investoren vor allem Zurückhaltung, heisst es in Marktkreisen. Von der amerikanischen Notenbank erwartet die Mehrheit der Beobachter einen kleineren Zinsschritt als zuletzt. Wichtiger sind einmal mehr aber die darüber hinaus führenden Kommentare der Zentralbanker.

Laut einer Markteinschätzung der ZKB schwankt die aktuelle Stimmungslage zwischen Zinshoffnungen und Rezessionsangst. Der Blickwinkel der Investoren scheine sich beinahe im Wochenrhythmus zu ändern. Im Fokus der Finanzmärkte habe zuletzt aber auch die überraschende Kehrtwende der chinesischen Regierung bei der Null-Covid-Strategie gestanden.

Der SMI notiert gegen 10.55 Uhr 0,51 Prozent tiefer bei 11'012,31 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,63 Prozent auf 1682,57 Punkte ein und der breite SPI 0,55 Prozent auf 14'034,99 Punkte. Bis auf Alcon geben alle SLI-Werte nach.

Alcon (+0,7%) dürften dabei von einer Aufstufung durch eine grössere ausländische Bank gestützt sein, wie es in Börsenkreisen heisst.

Grösste Verlierer sind hingegen AMS Osram (-2,3%). Für die Aktien geht es damit zum Wochenauftakt wie meist in den vergangenen Wochen abwärts, begleitet diesmal von einem kritischen Kommentar. Laut der ZKB dürfte der Sensorenhersteller möglicherweise noch bis zum ersten Halbjahr 2024 mit einer gedämpften Nachfrage in den zyklischen Endmärkten zu kämpfen haben. Auch der Gegenwind von der Währungsseite könnte im kommenden Jahr stärker ausfallen und der Investitionsbedarf sowie die Verschuldung blieben markant.

Deutlichere Abgaben verzeichnen dahinter auch zyklische Titel wie Kühne+Nagel (-1,7%), Sika (-1,6%) oder Adecco (-1,5%).

Credit Suisse (-1,1%) notieren nach freundlichem Start mittlerweile ebenfalls klar tiefer. Der Erholungstrend der Vorwoche, als sie sich mit einem Wochenplus von immerhin 6,5 Prozent wieder auf klar über 3 Franken verteuert hatten, ist damit vorerst gestoppt. Es kommt zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen. In einem Bericht der "FT" heisst es zudem, dass die Bank dem inzwischen insolventen Finanzdienstleister Greensill einen Notkredit mit "fragwürdigen Sicherheiten" gewährt habe, was ein neues Licht auf das Risikomanagement werfe.

Roche (-0,7%) fallen im breiten Mittelfeld nicht gross auf. Der Pharmakonzern hat übers Wochenende Studienergebnisse zu verschiedenen Medikamenten publiziert, welche beispielsweise die Zürcher Kantonalbank als wenig aufschlussreich bezeichnet. Keine grossen Wellen wirft auch die Nomination von Nestlé-Chef Mark Schneider und Yale-Professorin Akiko Iwasaki zur Wahl in den Verwaltungsrat.

Novartis (-0,4%) und Nestlé (-0,2%) halten sich leicht besser und stützen damit den Gesamtmarkt nach unten etwas ab.

Im breiten Markt gehören Bystronic (-4,4%) zu den schwächeren Aktien, nachdem die ZKB das Rating auf "Marktgewichten" von "Übergewichten" zurückgenommen hat.

Clariant (-2,7%) sind ebenfalls alles andere als gefragt. Mit einem nicht-liquiditätswirksamen Impairment von 225 Millionen Franken auf einer Bioethanol-Anlage in Rumänien wird ein grosser Teil der Gesamtinvestition in Höhe von rund 240 Millionen abgeschrieben, was in Analystenkreisen für enttäuschte Kommentare sorgt.

Und auch Burckhardt Compression (-2,0%) legen nach dem starken Lauf seit Ende September eine Verschnaufpause ein. Der Titel hat seit dem Jahrestief bei 355 Franken bis zum Jahreshoch von 558 Franken am vergangenen Freitag weit über 50 Prozent zugelegt. Auch im Jahresrennen gehören die Aktien mit einem Kursgewinn von über einem Viertel zu den stärksten hierzulande.

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