Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt am Donnerstag zu einer Erholung an und tendiert auf breiter Front freundlich. Die Umsätze halten ich laut Händlern aber weiterhin in Grenzen. Nach den schwächeren Vortagen sei eine Gegenbewegung zu erwarten gewesen. Für einen Anstieg des SMI über die 12'000 Punkte-Marke dürfte es aber nicht reichen, heisst es weiter. Die Konjunkturzahlen aus der Eurozone dürften dabei aber für eine gute Abstützung gegen unten sorgen. Weitere Impulse würden nun von der Zinsentscheidung der Bank von England und von verschiedenen US-Daten am Nachmittag erwartet. Ausserdem melden sich mehrere Vertreter der US-Notenbank Fed zu Wort.

Nach wie vor spuke das Inflations- und Zinsgespenst an den Märkten herum und sorge immer wieder für Irritationen, sagten Händler. Nachdem Fed-Chef Jerome Powell die Wogen, die das Fed im Zusammenhang mit den geldpolitischen Beschlüsse ausgelöst hatte, wieder glätten konnte, sorgt nun der Fed-Vertreter aus Atlanta für Unruhe. Demnach könnte das Fed wegen der starken Inflation und der Erholung wohl Ende 2022 damit anfangen, die Leitzinsen zu erhöhen. Daher werde die Entwicklung der Bondmärkte genau beobachtet. Solange aber die Anleiherenditen nicht nach oben ausbrechen würden, dürften auch die Aktienmärkte kaum korrigieren, heisst es weiter.

Der SMI steigt bis 11.05 Uhr um 0,38 Prozent auf 11'943,83 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,62 Prozent auf 1937,73 und der breite SPI 0,47 Prozent auf 15'358,02 Punkte. 28 der 30 SLI-Aktien legen zu und zwei geben nach.

An der Spitze der Gewinner notieren Credit Suisse (+3,0%) auf. Sie profitieren davon, dass Berenberg den Titel auf "Buy" von "Hold" hochgestuft hat. Die Aktie biete gute Chancen nach den jüngsten Schwierigkeiten. Die Anteile von Rivale UBS (+1,0%) und von Julius Bär (+0,7%) folgen mit grossem Abstand. Die Versicherer Zurich (+0,6%) und Swiss Life (+0,8%) ziehen ebenfalls an.

Zu den grösseren Gewinnern zählen zudem die Medizinaltechniker Straumann (+2,4%) und Sonova (+1,2%) sowie der Pharmazulieferer Lonza (+1,0%). Konjunkturhoffnungen steigern laut Händlern zudem die Nachfrage nach den zyklischen Werten von Swatch (+1,5%) und Richemont (+1,2%), nach Kühne + Nagel (+1,0%) und Geberit (+1,0%)

ABB (+0,7%) profitierten laut einem Händler von Umschichtungen innerhalb der Branche. So würden Siemens in Frankfurt verkauft und der Erlös in ABB umgeschichtet, sagt der Händler. Der Rivale Siemens informierte heute über neue Geschäftsziele.

Dagegen stehen die defensiven Schwergewichte nicht auf der Kaufliste: Der Pharmawert Novartis verliert 0,5 Prozent und Roche sind "nur" um 0,1 Prozent höher. Nestlé gewinnen 0,2 Prozent.

Grössere Kursausschläge gibt es am breiteren Markt. The Native schiessen um 35 Prozent in die Höhe auf 1,12 Franken. Der Konkursbefehl gegen die Beteiligungsgesellschaft ist gemäss dem Unternehmen vom Basler Appellationsgericht definitiv aufgehoben worden.

Tecan schnellen um 11,5 Prozent nach oben. Das Labortechnikunternehmen übernimmt für eine Milliarde Dollar den US-Medizingerätehersteller Paramit. Am Markt wird der für Tecan grosse Schritt begrüsst.

Sulzer (+0,8%) und Lindt & Sprüngli (+1,9%) seien aufgrund von Kurszielerhöhungen gefragt, heisst es. Carlo Gavazzi ziehen nach Jahreszahlen um 3,6 Prozent an.

Dagegen büssen Vifor vier Prozent ein. Das Pharmaunternehmen hat mitgeteilt, das Design der zulassungsrelevanten Phase-III-DIAMOND-Studie angepasst und auch die Ziele der Studie neu gesteckt würden. Dies führte bei den Investoren zu gewissen Zweifeln an den kommerziellen Aussichten des Hoffnungsträgers. Immerhin hatte Vifor dem Mittel zuletzt bei der Vorlage der Jahreszahlen 2020 im März erneut Blockbusterpotenzial zugetraut, also Umsätze von mehr als einer Milliarde.

pre/ra