Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat vor dem verlängerten Osterwochenende fester geschlossen. Nach der Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat der Swiss Market Index (SMI) seine Gewinne am Nachmittag etwas ausgebaut. Trotz Rekordinflation bleiben die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Weil die unerwartete Beschleunigung der geldpolitischen Straffung ausgeblieben ist, griffen an der Börse die Anleger zu, hiess es aus dem Handel.

Händler berichteten von einem eher ruhigen Geschehen: Viele Marktteilnehmer hätten sich bereits in ein langes Wochenende verabschiedet. Zudem wolle sich niemand angesichts des Ukrainekriegs, der anhaltenden Inflationsängste und der harten Lockdowns in China vor der Feiertagspause unnötigen Risiken aussetzen. Daher konnte auch der kleine Eurex-Verfall kaum Akzente setzen.

Der SMI legte am Donnerstag um 0,78 Prozent auf 12'475,08 Punkte zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,88 Prozent auf 1930,22 und der breite SPI 0,75 Prozent auf 15'954,26 Zähler. 24 SLI-Werte legten zu und sechs gaben nach.

Die Grossbankenaktien Credit Suisse (+1,0%) und UBS (+0,3%) reagierten unterschiedlich auf diverse Abschlüsse von US-Geldhäusern. Die Quartalsberichte von Morgan Stanley, Goldman Sachs, Citigroup und US Bancorp überzeugten die Anleger. Enttäuscht waren die Investoren jedoch von den Zahlen von Wells Fargo.

Von den steigenden Anleiherenditen profitierten die Versicherer Zurich (Aktie +2,1%), Swiss Re (+1,8%) und Swiss Life (+2,1%).

Bei Julius Bär (-3,4% oder 1,71 Fr.) machte sich der Dividendenabschlag von 2,60 Franken bemerkbar. Sika (-0,2% oder -0,50 Fr.) hingegen schaffte das Kunststück, den Dividendenabschlag von 2,90 Franken quasi innerhalb eines Tag fast wieder wettzumachen.

Mit Schindler, Geberit (je +2,2%) und SGS (+1,7%) legten weitere zyklische Werte zu. Adecco (+2,3%) machten den Dämpfer wieder wett, den die Deutsche Bank dem Personalvermittler mit der Absetzung der Kaufempfehlung am Mittwoch versetzt hatte.

Angeführt wurden die Gewinner im SMI von Holcim (+3,5%). Der Zementkonzern soll gemäss einem Bericht von Bloomberg vor dem Verkauf seiner Beteiligung an Ambuja Cement stehen.

Im Aufwind waren auch die beiden Luxusgüterhersteller Richemont (Aktie +3,4%) und Swatch (+3,2%), die von guten Zahlen der Konkurrenz profitierten. Nach LVMH am Vortag hatte nun auch Hermès erfreuliche Zahlen veröffentlicht.

Unter Druck standen hingegen die Aktien von VAT (-2,9%). Das Technologieunternehmen hat im ersten Quartal deutlich mehr Umsatz erzielt. Aber bei den Bestellungen erfüllte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht ganz.

Im Fahrwasser der schwächelnden Nasdaq zerrissen auch AMS Osram (+0,3%) und Logitech (+0,7%) keine grossen Stricke - kein "Musk-Twitter-Effekt" zu sehen also. Dem Übernahmeangebot des Tesla-Chefs für den Kurznachrichtendienst wurde auch an der Wall Street nicht viel Gewicht beigemessen.

Die defensiven Schwergewichte Nestlé (+0,3%) und Roche (+0,1%) hinkten den Gesamtmarkt etwas hinterher. Novartis legten mit plus 0,8 Prozent etwas deutlicher zu.

Am breiten Markt stiegen die Aktien von Siegfried um 2,3 Prozent. Die Aktionäre des Pharmazulieferers haben an der Generalversammlung am Vortag die geplante Erhöhung des genehmigten Kapitals abgelehnt.

Unter Druck standen Bossard (-7,9%). Gewinnmitnahmen und eine deutliche Senkung des Kursziels durch die UBS belasten die Aktien des Verbindungstechnik-Spezialisten.

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