Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Freitag klar unter Druck. Auslöser für die aktuellen Abgaben sind die Nachwirkungen der rekordhohen US-Inflationszahlen vom Vortag und mit ihnen die Rückkehr der Zinsangst. In den USA sind die Konsumentenpreise im Januar auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen. "Die Falken der US-Notenbank übernahmen nach den US-Inflationsdaten wieder das Kommando, als der Präsident des Fed von St. Louis, Bullard, sagte, er würde gerne 100 Basispunkte bis zum 1. Juli in der Tasche sehen", fasst ein Händler zusammen.

"Die Anleger wollen jetzt lieber ein Ende der noch bis vor kurzem unendlich geglaubten, geldpolitischen Unterstützung mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende mit immer weiteren Nackenschlägen", heisst es in einem weiteren Kommentar. Mit anderen Worten: Je schneller das Fed nun aktiv werde, desto besser für den Aktienmarkt. Auch hierzulande sind die Konsumentenpreise im Januar gestiegen, wie die jüngsten BFS-Daten vom Morgen zeigen.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,90 Prozent auf 12'202,87 Punkte und bewegt sich damit etwa 16 Punkte über dem bisherigen Tagestief. Dem Leitindex könnte trotz der Verluste angesichts des aktuellen Stands aber erneut eine positive Wochenbilanz gelingen.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,02 Prozent auf 1952,17 Punkte und der breite SPI um 0,91 Prozent auf 15'430,85 Punkte. Im SLI stehen 26 Verlierern vier Gewinner gegenüber.

Unter den grössten Verlierern sind erneut die Aktien der CS (-2,4%) zu finden. Schon am Vortag hatten sie mit einem Taucher von 6,6 Prozent auf die vorgelegten Zahlen reagiert. Am heutigen Folgetag schrauben nun zahlreiche Analysten nach den enttäuschenden Ergebnissen und den sehr zurückhaltenden Prognosen für das neue Jahr ihre Erwartungen zurück.

Die restlichen Finanzwerte entwickeln sich eher uneinheitlich. So geben etwa Julius Bär (-1,7%), Partners Group (-1,6%) oder auch die UBS (-1,2%) ebenfalls überdurchschnittlich stark nach. Die Versicherer Swiss Re (-0,5%) und vor allem Zurich (+0,6%) halten sich dagegen besser als der Markt.

Neben der CS hatte auch der Versicherer Zurich am (gestrigen) Donnerstag Jahreszahlen präsentiert. Diese werden von der Analystengemeinschaft aber deutlich besser bewertet, wie die verschiedenen Kurszielerhöhungen im Anschluss an die Zahlen zeigen.

Unter den übrigen Verlierern verbilligen sich zudem noch Adecco, Straumann, Schindler und Kühne+Nagel um mehr als 2 Prozent. Teilweise bieten die Werte Investoren noch etwas Raum, um entweder Gewinne aus dem gerade angelaufenen Geschäftsjahr oder dem vergangenen Börsenjahr zu realisieren.

Stärker als der Gesamtmarkt fallen auch die drei Vertreter der Technologiebranche: Allen voran geht es für Temenos um 1,9 Prozent abwärts. AMS Osram folgen mit -1,7 Prozent und Logitech mit -1,6 Prozent. AMS Osram waren an den vorangegangenen beiden Handelstagen nach der Vorlage von Geschäftszahlen verstärkt gesucht gewesen.

Uneinheitlich entwickeln sich auch die drei Schwergewichte Roche (-1,6%), Novartis (-0,7%) und Nestlé (+0,2%). Die Genussscheine von Roche werden durch Kurszielsenkungen belastet. Zwar gehen die zuständigen Experten von weiterem Wachstum aus, sind aber in puncto Margenentwicklung etwas vorsichtiger.

Neben Nestlé und Zurich gewinnen noch die Papiere des Übernahmekandidaten Vifor (+0,3%), der Uhrenhersteller Swatch und Swisscom (je +0,2%) gegen den Trend leicht dazu. Beim Telekomkonzern Swisscom sorgt eine Hochstufung durch Morgan Stanley für Schub.

Der Nachrichtenfluss wird an diesem Tag aber von den Vertretern der hinteren Reihen bestimmt. So geben Bell nach Zahlen um 0,2 Prozent nach. EMS (+0,5%) und Mobimo (+1,4%) ziehen dagegen an.

Am Nachmittag wird dann noch das Lifescience-Unternehmen Xlife Sciences sein Börsendebüt feiern und die erste Gesellschaft sein, deren Aktien am neu geschaffenen SIX-KMU-Segment "Sparks" gehandelt werden. Der Referenzkurs wurde dabei mit 44,71 Franken pro Aktie bestimmt.

hr/ys