Zürich (awp) - Die Schweizer Börse tendiert zu Beginn der durch die Weihnachtsfeiertage verkürzten Woche auf breiter Front schwächer. Mit der Entdeckung einer neuen ansteckenderen Virusvariante in Grossbritannien erhalte die Hoffnung, dass mit dem Beginn der Impfungen wieder etwas mehr Normalität ins Leben zurückkehren könnte, einen herben Dämpfer, heisst es am Markt. Wegen der Mutation des Virus keimten auch Zweifel an der Wirksamkeit der Impfungen auf. Diese drängten auch die Freude über das neue 900 Milliarden Dollar schwere Konjunkturpaket in den USA in den Hintergrund.

Damit zerschlage sich auch die Hoffnung auf ein Weihnachtrally. Vielmehr neigten die Anleger nun dazu, Risiken abzubauen und Kasse zu machen, sagen Händler. "Vielen Marktteilnehmern kommt dies auch etwas entgegen, weil sie dann im kommenden Jahr von einem tieferen Kursniveau aus starten können." Zudem, dies habe das zu Ende gehende Jahr mehrfach gezeigt, seien Kursschwächen ja in der Regel auch günstige Einstiegschancen.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.05 Uhr um 1,59 Prozent tiefer bei 10'356,39 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verliert 1,72 Prozent auf 1'626,37 und der umfassende SPI 1,48 Prozent auf 12'910,68 Punkte. 29 der 30 SLI-Werte geben nach und Logitech legen zu.

Dass die Nervosität der Marktteilnehmer gestiegen ist, zeigt sich auch im SMI Volatilitätsindex, dem Angstbarometer der Börse, das um gut 18 Prozent steigt.

An die Spitze der Verlierer setzen sich die Aktien zyklischer Firmen und von Finanzwerten, denen die Krisensorgen jeweils am stärksten zu schaffen machten. So sacken die stets volatilen Aktien des Chipherstellers AMS um 4,0 Prozent ab.

Die Aktien der Banken Credit Suisse (-3,9%), UBS (-2,9%) und Julius Bär (-2,0%) büssen stark an Wert ein. "Konjunktursorgen, schlechtere Märkte und tiefe Zinsen lassen grüssen", sagt ein Händler.

Die Anteile der Versicherer Swiss Re (-3,6%), Swiss Life (-3,1%) und Zurich (-3,1%) geben nach den Vorwochengewinnen wieder deutlich nach.

Zyklische Aktien wie die des Zementkonzerns LafargeHolcim (-3,3%), des Personalvermittlers Adecco (-2,5%) und des Chemiekonzerns Clariant (-2,5%) geben ebenfalls kräftig nach.

Stark unter Druck stehen die Aktien der Luxusgüterhersteller Swatch (-2,6%) und Richemont (-2,8%). Ihnen macht die Aussicht zu schaffen, dass wegen der neuen Virus-Variante der Reiseverkehr neuerlich einen starken Dämpfer erhalten dürfte. Darunter leiden auch die am breiten Markt gehandelten Dufry (-9,2%) oder Flughafen Zürich (-4,3%) sowie die Aktien des Kioskbetreibers Valora (-4,2%), der unter den im Zuge der Pandemie eingeschränkten Öffnungszeiten und der weniger gewordenen Laufkundschaft leidet.

Einziger Wert, der zu höheren Kursen gehandelt wird, ist Logitech (+1,7%), der als Corona-Profiteur gilt. Wegen der verschärften Pandemiemassnahmen dürfte sich der Trend zu Homeoffice noch verstärken, heisst es.

Vergleichsweise gut schlagen sich zudem die Anteile des Sanitärtechnikunternehmens Geberit (-0,3%), des Riechstoffherstellers Givaudan (-0,3%) und des Liftbauers Schindler (je -0,1%), die einen etwas defensiven Anstrich hätten.

Bei SGS (-0,8%) beurteilen Analysten die jüngste Übernahme als positiv. Die Übernahme der in Singapur beheimateten Firma Ryobi Geotechnique International (RGIPL) passe gut ins Beuteschema von SGS, heisst es etwa bei der ZKB dazu.

Trotz positiver Produktnachrichten können sich Roche (-0,9%) dem Negativtrend nicht entziehen. Der Pharmakonzern hat mit seinem Produktkandidaten Faricimab zur Behandlung von Patienten mit einem sogenannten diabetischem Makulaödem in zwei Phase-III-Studien die gesteckten Ziele erreicht.

Stärker verlieren die Titel von Rivale Novartis (-1,6%). Die Zulassung des Cholesterinsenkers Inclisiran in den USA verzögert sich, da die nötige Inspektion der Produktionsanlagen in Europa nicht habe durchgeführt werden können, teilte Novartis mit.

pre/tt