Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich zur Wochenmitte etwas schwächer. Trotz mehrheitlich guter Ergebnisse springe der Funke nicht auf die Aktienmärkte über, sagt ein Händler. Denn die Stimmung werde von den anhaltenden Zins- und Inflationssorgen getrübt. Diese machten den Märkten zunehmend zu schaffen. Dass die US-Notenbank Fed kommende Woche das Tapering ankündigt, gelte inzwischen als ausgemachte Sache. Aber die Befürchtungen, dass das Fed wegen der steigenden Preise früher als angenommen an der Zinsschraube drehen könnte, würden erst eingepreist, heisst es weiter.

Daher würden Konjunkturzahlen und die Äusserungen der Notenbanker genau analysiert. Dabei belegten Preisdaten aus Deutschland den anhaltend hohen Inflationsdruck. So erhöhten sich im September die Einfuhrpreise um 17,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Auch in der Schweiz werden leicht zunehmende Inflationsraten und steigende Leitzinsen erwartet, wie aus dem CS-CFA-Index hervorgeht. Dieser hat sich im Oktober etwas eingetrübt. Mit Spannung warten die Marktteilnehmer nun auf die Ergebnisse der Zinssitzung der EZB, die am Donnerstag veröffentlicht werden.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,39 Prozent tiefer mit 12'099,30 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, sinkt um 0,27 Prozent auf 1965,86 und der breite SPI um 0,27 Prozent auf 15'588,65 Zähler. Im SLI überwiegen die Verlierer die Gewinner im Verhältnis 19 zu elf.

Den stärksten Anstieg verbuchen die Aktien von Temenos (+8,7%). Nach einem um 12,4 Prozent höheren Start sind die Gewinne etwas abgeschmolzen. Auslöser für den Kurssprung ist ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach erwägt die Beteiligungsgesellschaft EQT eine Übernahme des Banksoftwareherstellers. Am Vortag hatte die Aktie, die nach der kürzlichen Veröffentlichung des Quartalsberichts massiv unter Druck geraten war, kräftig zugelegt. "Wo Rauch ist, ist meist auch Feuer", sagt ein Händler zu den Spekulationen. "Dass nach dem Kurseinbruch solche Spekulationen aufkeimen, ist eigentlich klar, muss aber gar nichts heissen", sagt ein anderer Händler. Um Temenos rankten sich immer wieder Gerüchte.

Ebenfalls gesucht, wenn auch deutlich weniger stark, sind Aktien zyklischer Firmen wie Kühne + Nagel (+1,1%), ABB (+0,3%) und Geberit (+0,2%), der Versicherer Swiss Re (+0,5%) und die als defensiv geltenden Aktien von Sonova (+0,5%) und Givaudan (+0,3%). Die Nestlé-Aktie (+0,5% auf 118,10 Fr.) markiert bei 118,34 Franken vorübergehend ein neues Rekordhoch.

Bei den Verlierern im SLI überwiegen Gesundheitswerte: Vifor sacken um 5,1 Prozent ab. Das Pharmaunternehmen hat in einer Phase-III-Studie mit dem Kandidaten ANG-3777 von Partner Angion die Ziele nicht erreicht. Händler sprechen dabei von Verkäufen enttäuschter und entmutigter Anleger.

Ebenfalls unter Druck stehen die beide Pharmariesen Novartis (-1,5%) und Roche (-1,0%). Mit den Aktien von Alcon (-0,7%), Straumann (-0,5%) und Swisscom (-0,5%) sind weitere "Defensive" bei den Verlierern zu finden.

Schwächere Kurse verzeichnen ausserdem der Personalvermittler Adecco (-1,8%), bei dem Händler die Kursvorgaben des US-Konkurrenten Manpower als einen Grund erwähnen.

Bei den Papieren von Logitech (-1,1%) halten die Verkäufe an, die nach der Quartalsbilanzvorlage eingesetzt hatten. Bei den Aktien der Banken sind CS (-1,2%) deutlich schwächer als UBS (-0,3%). Die Meinungen über die Hackordnung im Sektor seien gemacht, heisst es.

Zudem gibt es Ergebnisse von Firmen aus den hinteren Rängen: Der Technologiekonzern Sulzer (-0,8%) hat im dritten Quartal zwar deutlich mehr Aufträge an Land gezogen. In den ersten neun Monaten stagnierte der Orderflow dagegen.

Und der Industriezulieferer Bossard (-0,6%) hat anlässlich eines erstmals durchgeführten Investorentages die mittelfristigen Ziele erhöht. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen angesichts der nachlassenden Konjunkturdynamik.

pre/rw