Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steuert in der verkürzten Auffahrtswoche auf einen positiven Wochenabschluss zu. Die Kurse legen am Freitagvormittag in einer leicht volatilen Sitzung den vierten Handelstag in Folge zu. Dabei sind es tendenziell eher konjunktursensitivere Aktien die gesucht sind, wogegen bei den defensiven Pharma-Schwergewichten Gewinne mitgenommen werden. Da am Auffahrtstag hierzulande die Börse - nicht wie in den USA oder in einigen anderen europäischen Märkten - geschlossen blieb, hat der SMI aufgrund der gestrigen Gewinne an diesen Börsenplätzen ein gewisses Aufholpotential.

Für eine gewisse Entspannung hatte das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank gesorgt, dass keine negativen Überraschungen enthalten hatte. Zwar habe das Fed ihre klare Haltung unterstrichen, dass die Zinssätze auf ein Niveau angehoben werden müssten, das die Inflation bremsen könne. Die Investoren würden aber die Signale der US-Notenbank begrüssen, die Geldpolitik nicht noch stärker zu straffen als bereits erwartet, so die Einschätzung der Credit Suisse. Verschiedene Marktkommentatoren geben zudem Entwarnung hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung und stufen das Rezessionsrisiko - wie etwa diese Woche auch CS-Chef Gottstein am WEF - als eher gering ein.

Der SMI steht um 10.50 Uhr 0,54 Prozent höher bei 11'554,10 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 1,11 Prozent auf 1799,70 Punkte zu und der breite SPI 0,72 Prozent auf 14'814,32 Punkte. Bei den 30 SLI-Werten überwiegen die Gewinner die Verlierer im Verhältnis 5 zu 1.

An der Spitze der Tabelle liegen weiterhin Richemont mit einem stolzen Plus von 7,4 Prozent. Unterstützung kommt unter anderem von einem positiven Kommentar aus dem Hause Royal Bank of Canada. Die Bank hält die negative Reaktion am Markt auf die Jahreszahlen 2021/22 für überzogen. Denn ein Grossteil der überraschend hohen Kosten sei von einmaliger Natur. Die Aktien von Richemont brachen vor einer Woche im Anschluss an die Publikation der Zahlen des Geschäftsjahres 2021/22 um über 13 Prozent ein.

Dahinter etablieren sich mit VAT (+4,9%) ein Industrie- und mit Straumann (+4,5%) und Sonova (+4,7%) zwei Titel aus dem Gesundheitssektor auf den weiteren Plätzen. Sonova werden im positiven Marktumfeld zusätzlich von einem Analystenkommentar beflügelt. Jefferies rät nach den deutlichen Kursverlusten seit April nun zum Kauf der Aktien des Hörgeräteherstellers. Bis zum Jahresende gebe es einige potenzielle Kurstreiber wie eine erholte Nachfrage nach Hörgeräten durch das amerikanische Department of Veteran Affairs.

Weitere gesuchte Titel sind etwa AMS Osram (+3,4%), Kühne+Nagel (+3,0%), Lonza (+2,9%) oder Sika (+2,5%).

Dass der Gesamtmarkt nicht noch höher steht, liegt an den Pharma-Schwergewichten Novartis (-1,0%) und Roche (-0,8%), welche vereint am Tabellenende stehen. In beiden Aktien kommt es damit nach der relativen Stärke der Vortage zu Gewinnmitnahmen. Nestlé (+0,5%) legen dagegen moderat zu.

Im breiten Markt fallen Rieter nach einer Gewinnwarnung mit einem Minus von 3,6 Prozent etwas auf. Der Spinnereimaschinenhersteller dürfte im ersten Halbjahr wegen der globalen Lieferengpässe und Coronamassnahmen in China in die roten Zahlen abrutschen, trotz guter Auftragslage. Baader Helvea hat auf die Nachrichten von Rieter rasch reagiert und die Aktie auf "Reduce" von zuvor "Add" heruntergestuft.

Clariant rücken dagegen nach einer Aufstufung durch die Bank of America auf "Neutral" um 1,6 Prozent vor. Darüber hinaus sind weitere Industrieaktien wie Skan (+9,5%), Montana Aerospace (+6,7%) oder Gurit (+4,8%) klar gesucht.

Im Gegensatz dazu brechen Relief Therapeutics nach einer Empfehlung einer US-Behörde, die Studien zum Corona Kandidaten Aviptadil einzustellen, um rund 30 Prozent ein.

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