Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bewegt sich am Dienstag weiter in luftigen Höhen. Gleich den zweiten Tag in Folge erklimmt der Leitindex SMI damit neue Rekordstände. Getragen werde er von einer insgesamt guten Stimmung - trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren. Einen grösseren Rücksetzer erwarte er denn auch nicht, kommentiert ein Händler. Wie bereits am Vortag wird der Markt erneut eher durch Einzelwerte getragen. Ein wichtiges Thema ist dabei das US-Infrastrukturprogramm über eine Billion US-Dollar, das kurz vor seiner Unterzeichnung steht. Das sorgt auch hierzulande für Phantasie bei einzelnen Titeln. Nur kurz wird die Stimmung durch den deutlichen Rückgang des deutschen ZEW-Indikators getrübt.

Mit Blick auf die noch laufende Berichtssaison hebt ein weiterer Börsianer hervor, es sei auffällig, dass die Kursgewinne bei den Unternehmen mit positiven Überraschungen weniger deutlich ausgefallen sind als in vorangegangenen Quartalen. Oft nahmen die Investoren nach den positiven Nachrichten Gewinne mit. "Das ist ein Hinweis darauf, dass die optimistischen Erwartungen bereits zu einem Grossteil in die hohen Niveaus, auf denen sich die Börsen befinden, eingepreist waren und immer noch sind", so der Händler. Dies könne zusammen mit der Sorge um eine Verlangsamung der konjunkturellen Erholung durch die Delta-Variante und einer bevorstehenden Reduzierung der Fed-Anleihekäufe allerdings zu kleineren Rücksetzern auf dem Weg nach oben führen, heisst es dazu.

Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 0,17 Prozent hinzu auf 12'331,81 Punkte. Die neue Bestmarke lautet 12'347 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, steigt um 0,19 Prozent auf 2000,09 und der breitgefasste SPI um 0,18 Prozent auf 15'812,49 Zähler. 19 SLI-Werte legen zu, acht geben nach und drei sind unverändert.

Zu den grössten Gewinnern zählen konjunktursensible Werte wie Schindler, ABB oder Geberit, die sich zwischen 0,9 und 0,8 Prozent verteuern. Alle drei Unternehmen werden als mögliche Nutzniesser des US-Infrastrukturpaketes gesehen. Geberit wird zudem als einer der Nachzügler unter den Blue Chips in der kommenden Woche Zahlen vorlegen. Bei der Bank Vontobel geht der zuständige Analyst von "beeindruckenden Ergebnissen" für das zweite Quartal aus.

Unter den Favoriten sind auch erneut die Genussscheine von Schwergewicht Roche zu finden, die sich nach dem Kurssprung um 2,5 Prozent am Vortag abermals um 0,5 Prozent auf 364,30 Franken verteuern. Nach Ansicht eines Händlers sind die aktuellen Gewinne auch mit der Schere zwischen den Bons und den Inhaber-Aktien des Pharmakonzerns zu erklären. Immerhin notieren die Inhaber aktuell bei 400 Franken.

Neben Roche sind mit Straumann, Sonova, Lonza und Alcon aber noch weitere Vertreter aus der Gesundheits- und Lifescience-Branche gesucht. Sie verbuchen Kursgewinne zwischen 0,6 und 0,1 Prozent.

Uneinheitlich entwickeln sich derweil die Finanzwerte. Während Partners Group (+1,4%) gefolgt von Swiss Re (+0,3%), UBS (+0,2%) und Zurich (+0,1%) auf der Gewinnerseite zu finden sind, hinken die CS (-0,3%) und Julius Bär (unverändert) hinterher.

Noch stärker als die beiden Finanzwerte fallen Richemont (-1,1%) und Adecco (-0,8%) zurück. Auch Swatch (-0,4%) werden eher gemieden. Gerade die beiden Uhrenhersteller reagieren sensibel auf die steigenden Corona-Fallzahlen in Asien.

Derweil ziehen im breiten Markt Tornos nach Zahlen um 7,0 Prozent an. Phoenix Mecano (+2,2%) und die Genfer Kantonalbank (BCGE) (+1,2%) sind nach Zahlen ebenfalls gesucht. Auch die Aktien der Online-Bank Swissquote (+2,6%) setzen ihren Höhenrausch fort.

Bei den Aktien von Dufry (-1,0%) wissen Investoren nicht so recht, wie sie die Zahlen bewerten sollen, wie die Achterbahnfahrt zeigt. Der Ausblick sei zu wenig optimistisch, kommentiert ein Händler.

hr/kw