Zürich (awp) - Den Investoren am Schweizer Aktienmarkt scheint die Lust auf neue Rekorde noch nicht vergangen. Nach einem schwächeren Vortag und einem verhaltenen Beginn ist der SMI im Verlauf des Mittwoch-Vormittags sehr deutlich in die Gewinnzone vorgerückt und hat erstmals die Marke von 10'600 Punkten übersprungen. In blendender Form präsentieren sich dabei einmal mehr die Schwergewichte. Gestützt wird das Sentiment vom ifo-Index in Deutschland, der für die dortige Wirtschaft eine spürbare Verbesserung der Stimmung anzeigt. Da Deutschland der wichtigste Exportmarkt für die Schweiz ist, hilft dies auch den hiesigen Unternehmen.

"Die Leute wissen nicht wohin mit dem Geld, deshalb kaufen sie weiter", umschrieb ein Händler in Zürich das aktuelle Sentiment. Die jüngsten Konjunkturdaten, insbesondere aus China, seien wieder freundlicher ausgefallen, was die Kauflaune zusätzlich ankurble. Die Volumina seien zudem recht ordentlich, was bis zum grossen Verfallstermin am Freitag auch so bleiben dürfte. Danach erwartet er über die Festtage allerdings ein deutlich reduziertes Handelsgeschehen.

Der SMI steht um 10.50 Uhr 0,89 Prozent höher bei 10'632,59 Punkten. Das neue Allzeithoch liegt aktuell bei 10'638 Punkten. Der 30 Werte umfassende SLI klettert um 0,64 Prozent auf 1'637,64 Punkte und der breit gefasste SPI um 0,74 Prozent auf 12'828,5 Punkte. Bei den 30 wichtigsten Titeln kommen auf 22 Gewinner 8 Verlierer.

Irgendwann gehe es aber auch wieder nach unten, die Frage sei wann, meinte der Händler weiter. Als Damoklesschwert hänge das mögliche Amtsaussetzungs-Verfahren gegen Donald Trump über den Märkten, auch wenn die Chancen dafür eher gering seien. Darüber wird heute nach Börsenschluss in Europa und nach einer voraussichtlich langen Debatte im amerikanischen Repräsentantenhaus abgestimmt.

Bei den Bluechips stehen mit Lonza (+1,6%) und Sika (+1,5%) Unternehmen aus dem Chemie- und Baubereich zuoberst, auch LafargeHolcim (+0,8%) sind weit oben zu finden.

Nach oben gepusht wird der Gesamtmarkt aber insbesondere von Nestlé (+1,4%) und Novartis (+1,1%), welche schon das ganze Jahr über sehr gut gelaufen sind. Bis Ende der vergangenen Woche wiesen Novartis ein Jahresplus von 22 Prozent auf und Nestlé gar von 29 Prozent. Nestlé hatte allerdings am Vortag nach einer Umsatzwarnung des Konkurrenten Unilever etwas an Terrain eingebüsst.

Mit einem kleinen Abstand folgen Roche (+0,8%). Die Bank Vontobel hat das Kursziel für den Genussschein des Pharmakonzerns einmal mehr leicht nach oben angepasst und die Kaufempfehlung bestätigt. Es sei davon auszugehen, dass Roche auch im kommenden Jahr weiter wachsen werde, heisst es dazu unter anderem.

Von den Grossbanken halten sich CS (+1,0%) besser als UBS (+0,2%), während Julius Bär (+0,3%) im breiten Mittelfeld mitschwimmen.

Auch ABB fallen mit einem kaum veränderten Kurs nicht gross auf. Der Industriekonzern steht im Zusammenhang mit dem Verkauf der Stromnetzsparte an Hitachi etwas im Fokus. Da diese ab Januar bis zum definitiven Verkauf im ersten Semester als eigenständige Einheit weitergeführt wird und im Zuge der Verschlankung des Konzerns wird die Konzernleitung um 3 auf 8 Mitglieder verkleinert. Dieser Schritt widerspiegle die Vereinfachung der ABB-Organisation, lautete das Fazit in Börsenkreisen. Allerdings wird die Nachricht als kaum kursrelevant eingestuft.

Auf der Verliererseite stehen Schindler (-1,6%) und Kühne+Nagel (-1,1%) am meisten unter Druck. Händler erklären sich die Kursschwäche von Schindler mit dem Verkauf eines grossen PS-Pakets durch einen Firmeninsider. Bei diesem dürfte es sich um den Firmenpatron, früheren Konzernchef und heutigen Verwaltungsrat Alfred N. Schindler handeln. Bei Kühne+Nagel ist es laut Händlern eine Gewinnwarnung von Fedex.

Im breiten Markt fallen Meyer Burger nach Ankündigung der Schliessung eines Standorts in Deutschland um 2,2 Prozent zurück.

cf/uh