Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt schwenkt am Freitag nach einer bisher positiven Woche auf Konsolidierungskurs ein und gibt leicht nach. Der SMI steuert aber dennoch nicht nur auf eine positive Wochen-, sondern auch eine positive Monatsbilanz zu. "Da kann es schon zu Gewinnmitnahmen kommen", meint ein Händler. Die Stimmung werde zudem durch die schwachen Vorgaben von US-Technologiewerten getrübt. Denn die enttäuschenden Ergebnisse von Firmen wie Alphabet, Microsoft, Meta und zuletzt noch Amazon setzten auch den hiesigen Technologie- und Wachstumswerten zu. Wenigstens stellten die defensiven SMI-Schwergewichte ein gewisses Gegengewicht dar, meint ein Händler.

Dazu kommt, dass sich mancher Anleger angesichts der hohen Datenflut und der vermehrt heftigen Kursreaktionen einzelner Aktien oder ganzer Sektoren derzeit zurückhalte. Auch heute haben die Marktteilnehmer wieder eine Flut von Ergebnissen und Konjunkturdaten zu verarbeiten. Neben Holcim und Swiss Re wurden auch Konjunkturzahlen wie das KOF-Konjunkturbarometer, das deutsche Wirtschaftswachstum und Inflationsangaben einiger deutscher Bundesländer veröffentlicht. Später folgen noch Angaben zur Preisentwicklung in der Eurozone und in den USA.

Der SMI notiert kurz nach 11 Uhr 0,39 Prozent schwächer auf 10'664,81 Punkten und hat sich damit vom Tagestief gelöst. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,82 Prozent auf 1609,14 und der breite SPI 0,57 Prozent auf 13'598,10 Zähler. Im SLI stehen 25 Verlierern fünf Gewinner gegenüber.

Die SLI-Liste wird von den Aktien der Credit Suisse (+3,5%) angeführt. Der Titel hatte am Vortag ja auch fast einen Fünftel seines Werts eingebüsst. Bei den Anlegern fand vor allem die Kapitalerhöhung von rund 4 Milliarden Franken wenig Anklang. Anleger mit einem längerfristigen Horizont sollten nun auf das Gelingen des Turnarounds der Bank mitmachen, sagt ein Händler. Nach vertanen Jahren würden nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht.

Dagegen notieren andere Finanzwerte wie UBS (-0,6%) und Zurich (-0,7%) etwas schwächer. Swiss Life verlieren 2,2 Prozent.

Swiss Re (-3,5%) werden noch tiefer bewertet. Der Rückversicherer hat in den ersten neun Monaten 2022 wegen Naturkatastrophen zwar einen Verlust erlitten, dies ist aber tiefer als erwartet ausgefallen. Doch Marktteilnehmer bemängeln, dass die nach unten revidierten Aussichten bestätigt wurden und das die Gesellschaft wegen der Teuerung die Rückstellungen erhöht.

Im Sog der schwachen Nasdaq büssen auch hiesige Technologie- und Wachstumswerte deutlich an Terrain ein. "Die Anleger scheren alles über den gleichen Kamm", sagt ein Händler. Ob dies Unternehmen mit Onlinehandelsbezug, Medtech oder einfach Hersteller von Elektronikbauteilen seien, spiele keine Rolle. Daher büssten neben AMS Osram auch VAT, Logitech und Temenos, oder Kühne + Nagel, Sika und Geberit, Straumann und Sonova zwischen 1,6 und 4,5 Prozent ein.

Gestützt wird der Markt von Kursgewinnen der beiden Pharmariesen Novartis und Roche (je +1,0%). Swisscom (+0,9%) knüpfen an den Aufwärtstrend vom Vortag an, der nach der Bekanntgabe des Quartalsberichts eingesetzt hatte.

Fester sind auch Holcim (+1,2%). Der Zementkonzern hat seinen Steigflug auch im Sommerquartal fortgesetzt und deutlich besser abgeschnitten, als Analysten erwartet hatten. Zudem gibt es nun einen Aktienrückkauf.

Auf den hinteren Reihen legen Komax (+0,6%) zu. Das Unternehmen hat die Umsatzprognose 2022 angehoben. SIG büssen nach dem Quartalsbericht 5,3 Prozent ein. Die Aktien von Zur Rose fallen um 3,2 Prozent. Hier dürften die Schwäche von Onlinehändler Amazon noch verstärkt negativ ins Kontor schlagen, heisst es.

"Wir haben inzwischen so stark korrigiert, dass sich sehr viele Chancen ergeben", sagt ein Händler zum Gesamtmarkt. Wer investieren und nicht nur traden wolle, solle dies nun tun. "Wer weiss, wer jetzt etwas Geduld aufbringt, kann dafür ein paar Jahre eher aufhören zu arbeiten", meint der Händler.

pre/ra