Zürich (awp) - Die Berichtssaison läuft auf Hochtouren und ist auch am Schweizer Aktienmarkt das beherrschende Thema am Donnerstag. Während sich die teilweise deutlichen Kursgewinne der letzten Wochen an den europäischen Nachbarbörsen fortsetzen, wird der hiesige Leitindex SMI durch die deutlichen Verluste bei der CS und teilweise schwächeren Schwergewichten ausgebremst. Derzeit spräche viel dafür, dass der Markt überkauft ist. Wie so oft aber "nährt die Hausse wieder einmal die Hausse", kommentiert ein Händler. "Steigende Kurse zwingen die Investoren, die noch nicht oder gar auf der falschen Seite positioniert sind, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, unabhängig von irgendwelchen Indikatoren." Die gute Stimmung sei ansteckend und fundamentale Rahmenbedingungen träten in den Hintergrund.

In diesem Umfeld ignorierten die meisten Marktteilnehmer denn auch jegliche Warnungen der Notenbanken in den USA und Europa über die weitere Zinsanhebungspolitik. "Mittlerweile sprechen die Notenbanker schon im Chor, dass es zu weiteren und länger anhaltenden Zinsanhebungsrunden kommen wird", betont Händler Andreas Lipkow. Selbst die immer noch hohe deutsche Inflation mit 8,7 Prozent im Januar ändert an der derzeitigen Stimmung nichts. In ihren ersten Reaktionen bewerten Ökonomen die Zahlen recht unterschiedlich. Vor allem sei man aber wegen der fehlenden Details nicht sehr viel klüger als vorher, heisst es bei der LBBW dazu.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,32 Prozent hinzu auf 11'312,92 Punkte. Der SLI, bei dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, legt um 0,43 Prozent zu auf 1788,88 und der breite SPI um 0,37 Prozent auf 14'575,47 Zähler zu. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

Die Kursspanne im SLI bewegt sich zwischen -5,9 Prozent bei der CS und +3,1 Prozent bei der Swisscom. Beide Unternehmen haben am Morgen ihre jüngsten Zahlen vorgelegt. Bei der CS waren schwache Zahlen zwar erwartet worden, doch in gewissen Bereichen fielen sie noch tiefer aus als befürchtet. Vor allem aber der hohe Abfluss von Kundengeldern kommt gar nicht gut an. "Ein schwaches viertes Quartal beschliesst ein schreckliches Jahr 2022", heisst es bei der Bank Vontobel in einem ersten Kurzkommentar.

Abwärts geht es auch für die Zurich-Gruppe (-1,2%) nach Zahlen. Der Versicherer hat im vergangenen Jahr im operativen Geschäft mehr Geld verdient, dagegen wurde der Reingewinn von den Verwerfungen an den Finanzmärkten belastet. Während die Geschäftszahlen in etwa so wie erwartet ausgefallen sind, hatten sich wohl einige Anleger noch grosszügigere Ausschüttungen erhofft.

Mit Verlusten von mehr als 1,7 Prozent fallen auch die Aktien von Sonova negativ auf. Hier verweisen Händler auf den dänischen Konkurrenten GN Store Nord. Dieser hat zwar laut Jefferies Zahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt, dagegen aber beim Ausblick enttäuscht. Die Aktien sacken in Kopenhagen um mehr als 15 Prozent ab.

Dass der SMI seinen europäischen Pendants hinterherhinkt, liegt aber vor allem an Roche (-0,5%)und Nestlé (-0,2%), die ihn mit ihren Verlusten ausbremsen. Auch Givaudan, als weiterer nicht-zyklischer Vertreter, fallen um 0,4 Prozent zurück.

Derweil verteidigen Swisscom-Titel (+3,1%) erfolgreich ihre Pole Position. Die Aktien sind vor allem wegen der Jahresziele 2023 gesucht, die gut ankommen. Die Jahreszahlen waren wegen einer technischen Panne bereits seit vergangener Woche bekannt.

Im Gewinnfeld sind zudem noch Zykliker wie ABB, Kühne+Nagel oder auch Schindler und Geberit mit Kursgewinnen von bis zu 2,3 Prozent zu finden. Während bei Kühne+Nagel ein weiterer positiver Analystenkommentar stützt, sei generell die Hoffnungen auf eine Belebung der chinesischen Wirtschaft nach der Corona-Pandemie auch ein Faktor, der bei diesen Werten für Rückenwind sorge.

Während die beiden Finanzwerte mit Zahlen am Donnerstag zurückfallen, legen die übrigen Branchenvertreter wie UBS, Swiss Re, Julius Bär und Swiss Life um bis zu 1,3 Prozent zu.

Die Anteilsscheine von VAT (+0,3%) wiederum bewegen sich zwischen Gewinnen und Verlusten, nachdem bekannt wurde, dass CEO Mike Allison das Unternehmen per Ende Jahr verlassen werde.

Auch in den hinteren Reihen geben die beiden Finanzwerte mit Zahlen, BCV (-3,5%) und Leonteq (-1,3%) nach Zahlen nach. DKSH hingegen gewinnen nach Zahlenvorlage 0,6 Prozent hinzu.

hr/tv