Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt wagen sich die Investoren auch am Donnerstag nicht recht aus der Deckung. Damit setzt der Leitindex SMI seinen Konsolidierungs-Trend weiter fort. Dafür spricht auch die enge Handelsspanne von etwa 60 Punkten. Händler geben sich derzeit überzeugt, dass dieser Trend zunächst anhalten dürfte. Investoren seien hin- und hergerissen zwischen den Signalen, die derzeit von den verschiedenen Themen-Brennpunkten ausgesandt werden.

Die anhaltend hohen bis steigenden Corona-Infektionszahlen schüren die Sorge vor härteren Lockdown-Massnahmen. Dem steht die anhaltende Hoffnung auf ein Konjunkturpaket in den USA gegenüber. In Japan wurde gerade eines geschnürt. Auch die festgefahrenen Brexit-Verhandlungen tragen zu dem durchwachsenen Bild bei. "Das Getrampel in dieser endlos langwierigen Scheidung zwischen der EU und Großbritannien hat das rasende Niveau einer Truppe irischer Stepptänzer erreicht", kommentiert ein Experte. Ein Deal in dieser Seifenoper dürft erst im letztmöglichen Moment zustande kommen.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 11.00 Uhr 0,30 Prozent auf 10'344,55 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, fällt um 0,24 Prozent auf 1'628,09 Punkte und der umfassende SPI um 0,40 Prozent auf 12'848,73 Punkte. Von den 30 Blue Chips geben 17 nach, elf steigen und zwei sind unverändert (ABB, Clariant).

Die mit Abstand grössten Verluste erleiden die ohnehin volatilen AMS-Aktien. Allerdings sind Abgaben von annähernd 15 Prozent auch bei dem Sensorenhersteller dann doch eher ungewöhnlich. Im Handel verweist ein Börsianer auf einen Bericht des Branchendienstes Digitimes, wonach derzeit ein Trend bei den Smartphone-Herstellern zu beobachten sei, der tendenziell negativ für AMS sei. Konkret geht es iToF-Lidar-Sensoren (in Rückkameras), die speziell von Android-Anbietern verstärkt durch die von Apple verwendete Direct-Time-of-Flight-Technologie (dToF) ersetzen würden. "AMS verkauft derzeit allerdings iToF-Produkte in die High-End-Smartphones von Samsung, ist aber noch nicht an dToF-Lösungen beteiligt", so der Börsianer.

Dass der Gesamtmarkt seine Verluste aktuell ausweitet, dürfte aber in erster Linie den drei Schwergewichten Roche, Novartis und Nestlé geschuldet sein, die alle mit Abgaben zwischen 0,4 und 1,1 Prozent zu den grössten Verlierern zählen. Auch europaweit geben Vertreter aus der Gesundheitsbranche überdurchschnittlich nach. Der entsprechende Branchenindex gehört mit -0,5 Prozent zu den schwächsten Branchenindizes. Die jüngsten Pipeline-Updates von Roche verpuffen damit.

Investoren trennen sich aktuell aber auch von Zyklikern wie Temenos (-1,1%), Adecco (-0,8%), Logitech (-0,7%) oder LafargeHolcim (-0,6%). Im Fall von Temenos oder auch Logitech versilbern die Anleger damit einen Teil ihrer Gewinne. Beide Aktien haben in den letzten vier Wochen mit die grössten Gewinne eingefahren, wobei Logitech mit einem Kursplus von 71 Prozent auch seit Jahresbeginn der Champion unter den Schweizer Aktien ist.

Finanzwerte haben ebenfalls einen schweren Stand. Neben den beiden Grossbanken UBS (-0,6%) und CS (-0,4%) sind auch die Versicherer Swiss Life (-0,7%), Swiss Re und Zurich (beide -0,2%) auf der Verliererliste vertreten.

Dem stehen Kursgewinne von Lonza (+2,0%) und den beiden Chemietiteln Givaudan (+1,3%) und Sika (+1,2%) gegenüber. Bei Sika haben die Analysten der UBS das Rating und Kursziel erhöht. Bei Givaudan meldeten sich die Experten von Goldman Sachs wohlwollend.

Es folgen noch einige Zykliker wie SGS, Kühne+Nagel oder auch Swatch mit Kursgewinnen zwischen 0,3 und 0,9 Prozent.

Im breiten Markt können sich die Titel der Versandapotheke Zur Rose mit +1,5 Prozent behaupten. Die Citigroup startet die Abdeckung der Titel mit einer Kaufempfehlung. Schaffner (+0,5%) sind nach Zahlen freundlich.

Das Gegenstück dazu bilden Titel wie IGEA Pharma, Adval Tech und Nebag, die mit Kursverlusten von jeweils mehr als 2 Prozent zu den Schlusslichtern zählen.

hr/tt