Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt dominiert am Donnerstag die Farbe Rot. Die internationalen Finanzmärkte sind von Inflations- und Zinssorgen sowie Rezessionsängsten belastet in einen Abwärtsstrudel geraten, dem sich auch die hiesige Börse nicht entziehen kann. Besonders schwer lastet der Einbruch des Schwergewichts Nestlé auf den Leitindex SMI. Immerhin scheint der SMI am Nachmittag auf sehr tiefen Niveau etwas Halt gefunden zu haben.

Das Zinsgespenst gehe um, kommentiert ein Händler das Börsengeschehen. Immer weniger Anleger glaubten daran, dass der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die Inflation eine weiche Landung der US-Wirtschaft gelingt. Fed-Chef Jerome Powell versprach, die Zinsen so lange wie nötig und gegebenenfalls aggressiver zu erhöhen, bis die Inflation rückläufig sei. Nun preise der Markt eine weitere Straffung der Geldpolitik ein, was den Druck auf risikoreichere Anlagen erhöhe. Auch in Europa mehren sich die Stimmen, die einen strikteren Kurs der EZB fordern.

Gegen 14.50 Uhr fällt der SMI um 2,86 Prozent auf 11'248,13 Punkte und damit den tiefsten Stand seit Anfang März. Damals kam es mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu einem Markteinbruch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 2,92 Prozent auf 1745,65 und der breite SPI 2,91 Prozent auf 14'425,49 Zähler.

Im SLI sacken alle Titel ab, wobei auch die eigentlich defensiven und weniger konjunkturabhängigen Nestlé-Papiere (-5,5%) stark verlieren. Ein negativer Kommentar der Bank Bernstein sowie schwache Daten aus den USA drücken auf den Nestlé-Kurs. Die US-Detailhandelsriesen Walmart und Target hatten bereits am Mittwoch mit Gewinnwarnungen den Markt geschockt.

Die rote Laterne bei den Blue Chips bleibt in den Händen von Julius Bär (-6,7%). Der Vermögensverwalter legte einen durchwachsenen Zwischenbericht nach vier Monaten vor. Als negative Überraschung wird der Neugeldabfluss gewertet. Auch Credit Suisse (-3,3%) und Zurich Insurance (-3,5%) werden im Finanzsektor stark zurückgenommen, während UBS (-1,9%) weniger stark nachgeben.

Mit VAT (-6,3%), Sika (-4,4%) und Kühne+Nagel (-4,6%) zählen einmal mehr Wachstumswerte zu den grössten Verlieren. Demgegenüber fallen die Pharmaschwergewichte Novartis (-1,3%) und Roche (-1,7%) etwas weniger stark als der Gesamtmarkt zurück. Temenos geben gar nur um 0,2 Prozent und Sonova mit 0,4 Prozent nach.

Am breiten Markt büssen Sulzer deutliche 7,5 Prozent ein. Der Industriekonzern schliesst mit Blick auf die Sanktionen der polnischen Regierung die beiden Werke im Polen. Das Biotech-Unternehmen Evolva kann sich hingegen nach einem positiven Geschäftsupdate mit +7 Prozent gegen den allgemeinen Trend behaupten.

mk/jb