Zürich (awp) - Am Ende wird nicht alles so heiss gegessen wie es gekocht wird. So hat auch die Tatsache, dass US-Präsident Donald Trump und seine Frau positiv auf das Coronavirus getestet wurden, ihren ersten Schrecken verloren. Entsprechend gelingt es dem Schweizer Aktienmarkt, die anfänglichen Kursverluste am Freitag klar einzudämmen. Nochmals Bewegung könnte mit dem monatlichen US-Jobreport am Nachmittag in die Notierungen kommen.

Nicht nur hierzulande, sondern auch an den europäischen Märkten hat sich die Lage zum Wochenschluss im Verlauf des Vormittags zunächst etwas beruhigt. Klar bleibt dennoch, dass die Erkrankung Trumps die ohnehin beachtliche Unsicherheit vor den Präsidentschaftswahlen in einem Monat nochmals verstärkt. Manche Marktteilnehmer sorgen sich gar, dass es nun Bemühungen geben könnte, den Wahltermin zu verschieben. Für Trump sei die eigene Erkrankung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen, ergänzt ein Stratege: "Trump hat sich die ganze Zeit bemüht, das Coronavirus kleinzureden, mit seiner Ansteckung dürfte es nun schwerer werden, im Wahlkampf von dem Thema weg zu lenken."

Der SMI weist gegen 11.15 Uhr noch ein Minus von 0,17 Prozent aus auf 10'220,72 Punkte. In den ersten Handelsminuten war er zunächst bis auf 10'131 Zähler abgesackt. Auf Wochensicht zeichnet sich aktuell für den Leitindex eine nahezu unveränderte Entwicklung ab.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 0,18 Prozent nach auf 1'558,43 Punkte und der breite SPI 0,15 Prozent auf 12'765,16 Punkte. Unter den 30 SLI-Titel stehen 17 Verlieren 13 Gewinner gegenüber.

Auch wenn die Nervosität an den Märkten zunehme, dürften sie vor dem Wahltag wahrscheinlich weder nach unten noch nach oben ausbrechen, kommentiert ein weiterer Marktexperte. In den letzten Monaten habe man eine klare Erholung der US-Volkswirtschaft gesehen. "Allerdings stellt die bisher fehlende Einigung zwischen Demokraten und Republikaner bezüglich der Vermeidung eines 'Fiscal Cliffs' einen wichtigen Risikofaktor für die US-Konjunktur und Finanzmärkte dar."

Lonza-Aktien (-2,4%) nehmen als Schlusslicht unter den Blue Chips einen eher ungewohnten Platz ein. Eine Abstufung durch JPMorgan setzt den Aktien zu. Angesichts der Kursgewinne von etwa 60 Prozent seit Jahresbeginn, fällt das aktuelle Minus allerdings nur wenig ins Gewicht.

Für Temenos-Aktien (-1,6%) geht es abermals klar abwärts. Die Titel hatten bereits am Vortag zu den grössten Verlieren gezählt. Hier hatten Börsianer auf einen Kommentar von Baader Helvea verwiesen, in dem der zuständige Analyst ein Fragezeichen hinter die Wachstumschancen des Spezialisten für Bankensoftware setzt.

Mit den beiden Uhrenherstellerwerten Richemont (-1,2%) und Swatch (-1,0%) und sowie LafargeHolcim (-1,0%) und ABB (-0,7%) trennen sich Investoren noch von anderen konjunktursensiblen Valoren.

Dass der Gesamtmarkt seine Verluste eindämmen kann, verdankt er auch den Schwergewichten: So fallen etwa Nestlé mit -0,1 Prozent weniger stark als der Markt, Roche haben sich mittlerweile mit +0,2 Prozent gar in die Gewinnzone vorgearbeitet.

Deutlich aufwärts geht es zudem für Straumann, die sich um 2,3 Prozent verteuern. Der Broker Jefferies hat in einer aktuellen Studie seine EPS-Schätzungen für 2020 und 2021 angehoben. Dies spiegle die fortgesetzte Umsatzerholung sowie die solide Kostenkontrolle im laufenden Geschäftsjahr wider, heisst es zur Begründung.

Durchweg fester präsentiert sich auch die Finanzbranche. So gewinnen Julius Bär, die CS, Swiss Life, UBS, Swiss Re und Zurich zwischen 0,3 und 0,9 Prozent hinzu. Am Morgen hatte es verschiedene Sektorstudien zur Bankenbranche gegeben. So zeigen sich etwa die Experten der SocGen zuversichtlich für Investmentbanken. Bei Goldman Sachs sehen die Experten in den zuletzt deutlich gesunkenen Bewertungen durchaus attraktive Möglichkeiten schlummern.

Im breiten Markt kommen Ypsomed (+1,6%) mit Produktneuigkeiten gut an. Dagegen nehmen Investoren beim Pharmazulieferer Siegfried (-1,2%) trotz einer deutlichen Kurszielerhöhung von Mirabaud nach den jüngsten Kursaufschlägen Gewinne mit.

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