Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt schlägt nach einem verhaltenen Start im Verlauf einen freundlichen Kurs ein und steuert auf eine positive Wochenbilanz zu. Die Anleger zeigen sich dank starker Unternehmensergebnisse und guter Konjunkturdaten aus den USA wieder risikofreudiger. Ob damit die Korrekturphase der vergangenen Wochen bereits abgeschlossen ist, werde sich weisen, heisst es am Markt. Denn die Probleme Inflation, steigende Rohstoff- und Energiepreise und der Lieferketten dürften die Märkten immer wieder in den Griff nehmen. "Ein Quäntchen Vorsicht kann da bestimmt nicht schaden", sagt ein Händler.

Nach den Konjunkturdaten und Ergebnissen vom Vortag stehen am Nachmittag weitere US-Zahlen wie die Detailhandelsumsätze, die Importpreise und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan auf dem Programm. Ausserdem könnte auch der Optionsverfall an der Eurex für Bewegungen sorgen. Zudem veröffentlicht noch Goldman Sachs die Quartalszahlen. "Gute Firmenabschlüsse könnten in nächster Zeit die Inflations- und Zinssorgen etwas abfedern, wenn sie denn wirklich über den Erwartungen liegen", sagt ein Händler.

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 0,36 Prozent auf 11'935,27 Punkte. Zunächst hatte sich der Leitindex längere Zeit nahe der Marke von 11'900 Punkten auf- und ab bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,23 Prozent auf 1931,93 und der breite SPI 0,29 Prozent auf 15'403,73 Zähler. 34 Werte im SLI sind fester und sechs geben nach.

Im Fokus stehen die Aktien von Temenos. Sie brechen um 14 Prozent ein. Die Banksoftwareschmiede hat im dritten Quartal Umsatz und Gewinn "nur" etwa im Rahmen der Konsens-Schätzungen gesteigert. Beim Umsatz und Gewinn lagen die Zahlen leicht darunter, beim EBTI leicht darüber. Händler monierten, dass das Unternehmen die Erwartungen nicht klar übertroffen habe und dass dieses Quartal sehr hohe aktienbasierte Lohnbestandteile ausgerichtet worden seien. Die Analysten von Goldman Sachs und UBS revidierten nach der Ergebnispublikation ihr Kursziel nach unten und bestätigten das Rating "Sell".

Ebenfalls schwächer sind Logitech (-1,9%). Ein Händler weist darauf hin, dass Corsair, ein im Computer Gaming tätiges Unternehmen sich wegen Logistik- und Lieferkettenproblemen zurückhaltend geäussert habe. Logitech stellt unter anderem auch Zubehör für die Gaming Industrie her.

Möglicherweise lösten bei Kühne+Nagel (-2,1%) die Sorgen aus dem Logistiksektor Gewinnmitnahmen aus, sagt ein Händler. Die Aktien zählen 2021 zu den am besten gelaufenen Schweizer Blue Chips.

Auch defensive Werte wie die Pharmavertreter Lonza (-0,4%) und Vifor (-0,5%) sowie Swisscom (-0,2%) zählen nicht zu den Favoriten am Markt. Roche (+0,1%), Novartis (+0,4%) und Sonova (+0,2%) können sich von den jüngsten Einbussen etwas erholen.

Stark gesucht bleiben die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (+1,7%) und Swatch (+0,5%). Die Hoffnung auf eine Normalisierung der Handelsbeziehungen der USA mit China und das sehr gute Ergebnis, das LVMH kürzlich vorgelegt hatte, stimmten die Anleger zuversichtlich, heisst es.

Auch die Finanzwerte sind weiter auf Erholungskurs: Die Aktien der Grossbanken CS (+1,5%) und UBS (+0,8%) sowie die Versicherer Swiss Re (+1,2%), Swiss Life (+1,1%) und Zurich (+0,6%) gewinnen erneut an Wert. Dabei hätten auch die höheren Anleiherenditen Kaufanreize gesetzt, sagt ein Händler.

Aktien der zyklischen Firmen Adecco (+1,2%), Sika (+0,9%), Geberit (+0,5%), ABB (+0,4%) und Holcim (+0,3%) profitieren von der Hoffnung auf gute Quartalsberichte und eine weiterhin prosperierende Konjunktur.

Am breiten Markt steigen VAT Group (+0,7%) nach einem erfreulichen Zwischenbericht. SFS (+0,9%) würden wegen eines Grossauftrags gekauft. Gurit aber fallen um 2,7 Prozent. Der Spezialkunststoffhersteller hat im dritten Quartal einen starken Umsatzrückgang verbucht und die Jahresumsatzprognose erneut gesenkt.

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