Zürich (awp) - Zur Wochenmitte rückt an den Finanzmärkten einmal mehr die Inflation in den Mittelpunkt. Nachdem China und Deutschland bereits ihre aktuellen Zahlen vorgelegt haben, warten Investoren gespannt auf die neuesten Daten aus den USA im Tagesverlauf. Und davor halten sich viele Investoren eher zurück und die Gesamtindizes bewegen sich nur leicht. Speziell den US-Daten trauen Marktteilnehmer eine entscheidende Rolle zu. "Auch wenn keine wesentlichen Veränderungen erwartet werden, wird der heutige Inflationsbericht von vielen als entscheidend angesehen, da die Anleger unbedingt wissen wollen, wohin die steigenden Preise führen werden", heisst es in einem aktuellen Kommentar.

So wäre ein stärkerer Anstieg der Konsumentenpreise "besorgniserregend und würde den Weg für eine weitere Straffung der Geldpolitik ebnen, wodurch risikoreichere Anlagen weiter unter Druck geraten würden", so der Kommentar weiter. Ein tieferer Wert wiederum könnte als Beweis dafür angesehen werden, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht habe, was Hoffnungen auf ein weniger aggressives Vorgehen des Fed wecken würde. Das wiederum käme Aktien zugute. Die Daten in China wurden unterdessen am Markt freundlich aufgenommen. Dort hat sich der Anstieg der Erzeugerpreise im April etwas verlangsamt, bleibt aber auf hohem Niveau. Auch in Deutschland verharrt die Inflation auf hohem Niveau. Mit 7,4 Prozent lagen die Konsumentenpreise auf dem höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung 1990. Die anhaltend hohen Preise rufen denn auch die EZB auf den Plan. EZB-Direktor Frank Elderson sprach etwa die Möglichkeit an, dass die Leitzinsen im Juli steigen könnten.

Der SMI verliert gegen 11.20 Uhr 0,22 Prozent auf 11'516,68 Punkte. Dass der Leitindex seinen europäischen Pendants hinterher hinkt, ist ausschliesslich dem Kurseinbruch beim Schwergewicht Roche geschuldet, dass mit seinen Verlusten von 6,1 Prozent alleine für das SMI-Minus verantwortlich ist.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die einzelnen Gewichtungen stärker gekappt, gewinnt dagegen 0,55 Prozent auf 1778,35 Punkte, während der breite SPI um 0,08 Prozent nachgibt auf 14'788,56 Zähler. Im SLI rücken 22 Werte vor sieben geben nach und Temenos sind unverändert. Die Hälfte der SLI-Werte (15) ziehen dabei um mindestens 1 Prozent an.

Roche-Bons werden zur Wochenmitte aus den Depots entfernt, nachdem der Pharmakonzern mit einer neuartigen Krebstherapie erneut einen Forschungsrückschlag erlitten hat. Erst vor wenigen Monaten hatte Roche damit in einer anderen Studie die gesteckten Ziele nicht erreicht. Dass die Aktien dieses Mal so viel deutlicher reagieren, liege daran, dass zahlreiche Analysten auf ein besseres Abschneiden gehofft hatten.

Mit Kursverlusten von jeweils etwa einem Prozent zählen zudem noch der Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan und der Logistiker Kühne+Nagel zu den grössten Verlierern. Überdurchschnittlich tiefer handeln auch Geberit (-0,7%). Die DZ Bank hat das Kursziel gesenkt und die "Verkaufsempfehlung" bestätigt.

Die Pole Position halten an diesem Tag unterdessen Alcon-Aktien inne, die sich um 6 Prozent verteuern. Die ehemalige Novartis-Tochter hat mit ihren Zahlen vom Vorabend über den Erwartungen der Analysten gelegen.

Die beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch stechen mit Kursgewinnen von jeweils etwa 5 Prozent ebenfalls hervor. Händler verweisen darauf, dass auch andere Aktien aus dem Sektor im Plus notieren. Stützen dürften die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China. Auch Meldungen, dass US-Präsident Joe Biden die Abschaffung von Zöllen auf chinesische Güter prüfen will, dürften heute zur positiven Grundstimmung beitragen.

Im Aufwind befinden sich auch die verschiedenen Techwerte unter den Blue Chips. AMS Osram, Logitech und Temenos verteuern sich um bis zu 3,3 Prozent. Hier verweisen Marktteilnehmer einerseits auf die Entwicklung der US-Börse Nasdaq vom Vorabend. Gleichzeitig dürften auch hier die Meldungen zu US-Präsident Biden etwas stützen.

Neben Alcon hat am Morgen auch die Swiss Life (+0,4%) Zahlen vorgelegt. Der "durchwachsene" Bericht sorgt für eine entsprechend zurückhaltende Marktreaktion. Weitere Finanzwerte wie Partners Group, UBS, Swiss Re, Julius Bär und Zurich gewinnen um bis zu 2,2 Prozent hinzu.

Im breiten Markt gewinnen Zur Rose nach dem Kurssturz vom Vortag aktuell 2,9 Prozent hinzu. Die Beteiligungsgesellschaft HBM Healthcare Investments (+3,6%) wiederum profitiert von der geplanten Übernahme der Portfoliofirma Biohaven durch den Pfizer-Konzern.

Dem stehen Abgaben bei Asmallworld (-9,1%) und Evolva (-7,1%) gegenüber.

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