Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Donnerstag seine etwas orientierungslose Tendenz der letzten Tage fort. Dabei bewegt sich der SMI auch dieses Mal in einer engen Handelsspanne von etwa 50 Punkten. Die 12'000-Punkte-Marke wird dabei erfolgreich verteidigt. Händler sprechen generell von einer gewissen Konsolidierungstendenz an den Börsen. Zahlreiche Indizes bewegten sich in der Nähe ihrer Rekordstände, es fehlten aber die Käufer, um sie weiter anzuschieben.

Als leichte Beruhigung werden die Aussagen vom Fed-Chef Jerome Powell vom Vortag gewertet. Nach dem deutlichen Inflationsanstieg in den USA im Juni habe er diesbezügliche Sorgen etwas gedämpft, kommentiert ein Händler. Er habe erneut betont, dass der Anstieg der Inflationsrate nur temporär und es für einen Kurswechsel in der Geldpolitik noch zu früh sei. Der Fokus richte sich daher nun immer mehr auf die Berichtssaison. Auch wenn die Erwartungen bereits recht hoch seien, bestehe Potenzial für positive Überraschungen, heisst es am Markt. Eine starke Berichtssaison und die Aussicht auf eine weiterhin ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken könnte wiederum den nötigen Schub liefern, den es für eine Fortsetzung des Rallys bräuchte.

Der SMI notiert verliert gegen 11.15 Uhr um 0,22 Prozent auf 12'017,37 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,30 Prozent auf 1940,51 und der breite SPI 0,12 Prozent auf 15'470,68 Zähler. Von den 30 SLI Werten geben 19 nach, neun legen zu und zwei (UBS und ABB) sind unverändert.

Unter den grössten Verlieren sind einmal mehr sowohl defensive Vertreter als auch Zykliker zu finden. So geben AMS, Adecco und Alcon zwischen 2,2 und 1,3 Prozent nach. Alcon setzen damit ihren insgesamt schwächeren Trend der letzten Tage fort. Charttechniker warnen, dass sich das Bild für die Papiere mit den jüngsten Abgaben nochmals klar verschlechtert habe.

Im Fall von AMS ist am Markt zu hören, dass Investoren bei den Aktien derzeit hin und her gerissen seien. Möglicherweise sei zuletzt zu stark auf die kurzfristigen Aussichten geachtet worden und es seien dabei die mittel- und längerfristigen Perspektiven ausser Acht gelassen worden.

Insgesamt schwächer tendiert die Finanzbranche. Swiss Re führen die Liste mit -1,1 Prozent an. Die Aktien von Julius Bär,Zurich, CS, der Swiss Life und Partners Group folgen mit Abgaben zwischen 0,8 und 0,4 Prozent. Gerade bei den Versicherern sorgen die derzeitigen Unwetter für eine gewisse Zurückhaltung.

Die Anteilsscheine der CS dürfte nicht zuletzt wegen eines Analystenkommentars eher gemieden werden. In einer Neueinschätzung haben sich die Experten von Jefferies sehr zurückhaltend über die Grossbank geäussert. Klar besser kommt Konkurrentin UBS (unverändert) in dem Report davon.

Eine gewisse Zurückhaltung macht sich im Vorfeld der morgen anstehenden Zahlen auch bei den Aktien von Richemont (-0,7%) bemerkbar. Wie der aktuelle AWP-Konsens zeigt, gehen Analysten davon aus, dass der Schmuckhersteller seinen Umsatz im ersten Quartal 2021/22 mehr als verdoppelt hat.

Derweil wird die Gewinnerliste vor allem von Vertretern der Gesundheits- und Lifescience-Branche angeführt. Neben Sonova, die sich um 1,2 Prozent verteuern, ziehen auch Schwergewicht Roche und Straumann (beide +0,2%) an. Als weitere Vertreter der weniger konjunktursensiblen Branchen sind auch Givaudan, Nestlé und Swisscom mit Aufschlägen zwischen 0,3 und 0,2 Prozent unter den Favoriten.

Das Hauptgeschehen findet allerdings in den hinteren Reihen statt: Feintool (+7,2%), DKSH (+5,2%), GAM (+1,5%) und Barry Callebaut (+0,5%) sind nach ihren positiv aufgenommenen Zahlen oder Aussagen zum bisherigen Geschäftsverlauf gesucht.

Nach Zahlen nehmen Investoren bei Rieter (-0,5%) Gewinne mit. Dies war zunächst auch bei VAT (mittlerweile +0,1%) der Fall, nachdem beide das Unternehmen den Markt auf ein starkes erstes Halbjahr vorbereitet hatte.

hr/uh